Einsatz für Frauen in Äthiopien
Deutsche Urologen helfen im Hamlin Fistula Hospital


Eine junge Frau, die auf Grund eines Blasen- oder Nierenleidens mit dem Leben ringt – und eine urologische Behandlung ist nicht verfügbar. In Äthiopien gehört das selbst in der Millionen-Hauptstadt Addis Abeba zum Alltag. Die Urologen Prof. Christian Hampel (Mainz) und Dr. Barbara Teltschik (Stuttgart) reisten im Spätsommer nach Äthiopien, um am Hamlin Fistula Hospital Hilfe zu leisten. Sie berichteten im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Kontinenz Gesellschaft in Hannover über ihre Erfahrungen.

Teltschik ist im Vorstand des deutschen Vereins Fistula e.V., der das Hamlin Fistula Hospital in Äthiopien unterstützt. Hier erhalten geburtsverletzte Frauen kostenlos Hilfe, die aufgrund von Fisteln (Öffnungen zwischen Scheide und Blase bzw. Darm) an starker Inkontinenz leiden. In Äthiopien ist dies ein weit verbreitetes Problem: Jährlich entstehen circa 9000 neue Fälle. Die Gynäkologen am Fistula Hospital sind auf den operativen Verschluss der Fisteln spezialisiert. Obwohl dies in 92 Prozent der Fälle bereits nach der ersten Operation gelingt, bleibt ein Drittel der Patienten dennoch inkontinent. Hier hat sich beispielsweise die Blase soweit zurückgebildet, dass sie nicht mehr funktionstüchtig ist oder die Patientin erlitt ausgedehnte Verletzungen im Becken.

Teltschik berichtet: „Eine operative Wiederherstellung der Blase mit ihrer Funktion ist dann nicht mehr möglich, entweder droht eine bleibende ausgeprägte Harninkontinenz oder es kommt zur Nierenschädigung durch Harnwegsinfekte und Abflussbehinderung des Urins. Um hier zu helfen, haben wir schon seit langem nach einem deutschen Urologen gesucht, der vor Ort die dringendsten Fälle operiert und die Kollegen an der Klinik in Addis Abeba weiterbildet. Unser Partner Astellas Pharma hat uns bei der Suche unterstützt. Ich freue mich sehr, dass wir Prof. Hampel gewinnen konnten, der mit mir für zwei Wochen nach Addis Abeba gereist ist.“

Es mangelt an den einfachsten Hilfsmitteln

Hampel, der in Mainz seine Aufgaben als stellvertretender Klinikdirektor und Leitender Oberarzt für zwei Wochen hinter sich ließ, ergänzt: „Jemand, der dort helfen will, muss auch ohne das gewohnte hochmoderne Equipment operieren können. Es mangelt an den einfachsten Hilfsmitteln. Selbst Fäden, die dünner sind als die dort verwendeten, mussten wir selbst importieren. Daneben hatten wir Katheter und medizinische Instrumente im Gepäck, die wir mit einigen Mühen über den Zoll bringen mussten.“ Selbst ein einfacher Ultraschall ist in Äthiopien schwer zu bekommen. Die Klinik verfügt zwar über ein altes Gerät, aufgrund der dortigen Regelungen im Gesundheitssystem sind jedoch Radiologen für dessen Bedienung zuständig. Zweimal pro Woche kann ein externer Radiologe in die Klinik kommen, um die notwendigsten Ultraschalluntersuchungen durchzuführen. Eine einfache Dialyse ist in Äthiopien ein rares Gut, das nur mit großen finanziellen Mitteln zu bekommen und damit faktisch nicht verfügbar ist.

Ileum-Conduit und Mainz-II-Pouch

Insgesamt haben Hampel und Teltschik mit den ärztlichen Kollegen vor Ort acht Patientinnen behandelt. Der dortige Chefarzt Dr. Fekade Ayenachew konnte so bereits am zweiten Tag sein erstes Ileum-Conduit operieren. Dabei handelt es ich um eine Harnableitungs-Operation, bei der ein kurzes Dünndarmsegment ausgeschaltet wird, in das beide Harnleiter eingeleitet werden und das an der Haut fixiert wird. Der Urin fließt in einen Beutel, der auf die Haut geklebt wird, ab. Allerdings sind die Patientinnen dann an Addis Abeba gebunden, da die Beutel auf dem Land nicht verfügbar sind. Eine weitere Operation bietet für die Frauen eine einfachere Möglichkeit, da ein Leben ohne künstlichen Harnausgang möglich ist: der Mainz-II-Pouch. Dabei wird aus einer Dickdarmschlinge ein kleines Reservoir gebildet, in das die Harnleiter implantiert werden. Der Urin kann sich in dieser Tasche sammeln und wird dann zusammen mit dem Stuhlgang ausgeschieden. Dies erfordert jedoch einen intakten Afterschließmuskel, was aufgrund der ausgedehnten Schädigungen selten ist. Prof. Hampel hat diese Operation selbst bei zwei Patientinnen durchgeführt und möchte die Fortbildung dazu bei seinem nächsten Besuch weiterführen.

Teltschik erläutert die Pläne für die weitere Unterstützung der Klinik: „Durch gespendete endoskopische Instrumente des Unternehmens Storz verfügen nun auch die Zweigkliniken über eine Mindestversorgung für Blasenspiegelung und Blasensteinbehandlung. Es fehlen jetzt noch zwei Lichtquellen, ein C-Bogen und OP-Instrumente zur Nierensteintherapie. Fistelpatientinnen leiden häufig unter Infektsteinen, große Kelchausgußsteine sind nicht selten und gefährden die Nierenfunktion. Das Know-how für die Steintherapie nach Äthiopien zu bringen, stellt unsere zukünftige Aufgabe dar.“

Präventionsarbeit im Hinterland

Das Fistula Hospital behandelt nicht nur Patientinnen, sondern es leistet über so genannte Healthworker auch wichtige Hilfs- und Präventionsarbeit im Hinterland. Patientinnen lernen an der Klinik Lesen und Schreiben, um sie bei der Rückkehr in den Alltag und den Aufbau eines selbständigen Lebens zu unterstützen. Zudem sind Hebammenstützpunkte im Aufbau, um Geburtsfisteln bereits im Vorfeld zu verhindern. Das Unternehmen Astellas Pharma unterstützt die Klinik über Fistula e.V. bei ihrer wichtigen Arbeit – durch Spenden für die Ausbildung der Healthworker und Knowhow im Bereich Urologie. Weitere Spenden werden dringend benötigt.

Fistula e.V. ist ein gemeinnützige Verein mit Sitz in Deutschland und wird von Jutta Ritz gemeinsam mit der Urologin Dr. Barbara Teltschik geleitet. Jutta Ritz besuchte 2002 das erste Mal das Fistula Hospital in Addis Abeba. Erschüttert von dem Leiden der Frauen einerseits und dem Ausweg, den das Fistula Hospital mit einer Behandlung anbietet, beschloss sie, in Deutschland Spenden für das Krankenhaus zu sammeln. 2003 gründete sie den Verein Fistula e.V., der seither die Klinik mit Aktivitäten in ganz Äthiopien unterstützt. Dieser ist eingebettet in ein Netz weltweit assoziierter Vereine, die sich international für Fistula-Projekte einsetzen und ebenfalls die Arbeit des Fistula Hospitals fördern.

Weiterführende Informationen:
Spendenkonto:
Fistula e.V.
IBAN: DE22 6639 1200 0041 0500 04
BIC (SWIFT-CODE): GENODE61BTT
Volksbank Bruchsal-Bretten
oder online über www.fistula.de

Facebook, Online-Shop und Autobiografie

Interessierte können sich auch über eine eigene Facebook-Seite regelmäßig über das Projekt informieren. Fistula e.V. hat einen Online-Shop mit Schals und handgemachten Körben ehemaliger Patientinnen eröffnet. Online unter www.fistula.de und im Buchhandel ist auch die erste deutsche Biografie der Gründerin des Fistula Hospitals erhältlich: Dr. Catherine Hamlin, Das Krankenhaus am Fluss, Verlag BoD, ISBN 978-3-73223-234-5, Preis: 19,90 €. Der Erlös des Buches kommt zu 100% dem Fistula Hospital zugute.

Werben für weitere Hilfe

Ärzte können ein kostenloses Informationspaket für ihre Patienten im Wartezimmer bestellen unter: http://www.astellas.de/fistula.html ,
E-Mail: info@de.astellas.com oder Tel.: 0800 1 11 45 44.

Quellen: Astellas CSR / Fistula e.V.

November 2013


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