Für Patienten mit Prostatakarzinom (PCa) aus Berlin/Brandenburg wird es künftig ein Hauptstadturologie-Netzwerk geben. Prof. Dr. Kurt Miller, Berlin, erläuterte die Ziele und die geplante Umsetzung auf einer Pressekonferenz anlässlich des Deutschen Krebskongresses (DKK). Zudem spannte er den Bogen von laufenden Studien zur PCa-Therapie über den derzeitigen Behandlungsstandard bis hin zur jahrelang bewährten Androgendeprivation, beispielsweise mit Triptorelin (Pamorelin®).
In der Medizin hat es nach den Ausführungen von Prof. Dr. Kurt Miller in den letzten Jahren enorme Fortschritte 
gegeben. Als Beispiel nannte er die Gentherapie basierend auf der Crispr/Cas9-Schere, mit deren Hilfe 
erstmals zwei Patientinnen mit Beta-Thalassämie und Sichelzellanämie womöglich geheilt werden konnten [1].
Neue Erkenntnisse über den Einfluss individueller Unterschiede im genetischen Profil und molekularbiologischer 
Mechanismen auf die Pathogenese von Krebs revolutionierten in den letzten Jahren auch die Tumortherapie. 
Die Behandlung von Krebs auf der Basis von molekular-genetischen Untersuchungen und Biomarkern im 
Tumorgewebe oder Blut ist Grundlage der maßgeschneiderten Therapie („targeted therapy“), die sehr 
zielgerichtet in diese Pathologie eingreift. 
Bekannte Beispiele für diese Mechanismen sind bestimmte Genveränderungen, so genannte BRCA1/2- oder 
ATM-Mutationen, die auf Defekte der Reparatur von Schäden im Erbmaterial hinweisen. 
PARP-Inhibitoren (Poly(ADP-Ribose)-Polymerase) greifen gezielt in diese genetisch bedingten 
Krankheitsprozesse ein. Wichtige Vertreter einer Biomarker-orientierten Therapie sind 
Checkpoint-Inhibitoren mit immun-onkologischer Wirkung, durch die bei einzelnen Krebserkrankungen 
wie Hautkrebs oder Lungenkrebs bereits bahnbrechende Erfolge erzielt wurden [2]. 
Hauptstadturologie-Netzwerk
 
Damit derartige Erkenntnisse schneller bekannt und im Behandlungsalltag umgesetzt werden, haben 
Miller und Kollegen vom urologischen Tumorzentrum der Berliner Charité das Hauptstadturologie-Netzwerk 
gegründet. Es soll modernste Diagnostik und damit die zielgerichtete Behandlung von Prostatakarzinom-Patienten 
überall in Berlin/Brandenburg verfügbar machen. „Jeder 5. Tumor ist urologischen Ursprungs und gerade das 
Prostatakarzinom gilt heutzutage immer noch als der häufigste Tumor des Mannes“, begründete Miller die Wahl 
der Indikation. 
Das Herzstück des Netzwerkes, das Ende Februar startet, ist eine Plattform, auf der sich die Patienten 
und die ihnen vertrauten Ärzte registrieren und die Patientendaten anonymisiert eingeben können. Unabhängig 
davon, wo der Patient in der Region lebt, erhält er von seinem Arzt im Netzwerk immer die neuesten Informationen 
und beispielsweise Vorschläge für die Teilnahme an aktuellen Studien. Darüber hinaus profitiere der Patient, 
weil seine Daten nicht nur von seinem behandelnden Arzt, sondern über die Plattform zudem durch ein Team von 
Spezialisten der Charité kontrolliert und ausgewertet werde, erläuterte Miller. Erkrankungsstadium und 
Risikograd werden dadurch beispielsweise genauer differenziert. 
Derzeit erhalten weniger als 5% aller Krebspatienten in Deutschland eine Genomanalyse, die eine wichtige 
Grundlage für individuelle Therapieentscheidungen und den Einsatz von modernen, zielgerichteten Therapien 
ist. Die Charité bietet bereits jetzt Prostatakarzinom-Patienten, die dort an Studien teilnehmen, eine 
Genomanalyse an. In einem nächsten Schritt sollen gemäß Miller Patienten, die im Hauptstadturologie-Netzwerk 
registriert sind, auch unabhängig von Studienteilnahmen die Möglichkeit erhalten, ihr Genom untersuchen zu 
lassen. 
Neue Entwicklungen beim Prostatakarzinom 
Beim Prostatakarzinom steht die „targeted therapy“ noch am Anfang. Jedoch wurde auch hier beispielsweise 
ein gehäuftes Auftreten von BRCA1/2-Mutationen gerade bei aggressiven Tumoren nachgewiesen. Daher gibt 
es laut Miller inzwischen erste klinische Studien zur Behandlung des Prostatakarzinoms mit PARP-Inhibitoren. 
Er stellte eine Phase-III-Studie vor, in der der Einsatz eines PARP-Inhibitors bei Patienten mit einem 
Prostatakarzinom im späten Stadium (mit einem metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom 
bzw. mCRPC) nach Versagen einer vorherigen mCRPC-Therapie überprüft wurde, bei denen BRCA1/2- oder 
ATM-Mutationen vorliegen [3]. Wie eine Auswertung dieser Studie ergab, weisen ca. 10% der mCRPC-Patienten 
BRCA1/2- und weitere 6% ATM-Mutationen auf [4]. „Damit eröffnen sich für Patienten mit diesem pathogenetischen 
Profil Möglichkeiten für eine individualisierte Therapie“, betont Miller. 
Er berichtete von weiteren, bereits laufenden oder geplanten Studien zur Wirksamkeit von anderen 
PARP-Inhibitoren beim mCRPC, in die Patienten bereits jetzt bzw. künftig eingeschlossen werden 
können. „Darauf weisen wir dann natürlich Patienten mit passenden Einschlusskriterien und deren 
Ärzte aus Berlin-Brandenburg im Rahmen unseres Netzwerkes hin“, hob er hervor. Auch zur 
Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren beim mCRPC werde es demnächst mehrere Studien geben, 
ergänzte Miller. 
ADT - Therapiestandard beim Prostatakarzinom 
Aufgrund der zentralen Rolle von Androgenen für das Wachstum bösartiger Prostatakrebszellen bilde 
die Androgendeprivationstherapie (ADT) seit Jahrzehnten das Fundament der medikamentösen Therapie, 
hob Miller hervor. 
Die aktuell gültige S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom empfiehlt eine ADT bereits bei lokal 
fortgeschrittenen Stadien als (neo)adjuvante Therapie begleitend zur Strahlentherapie [5]. Auch 
Patienten mit positivem Lymphknotenstatus können nach radikaler Prostatektomie oder 
Strahlentherapie von einer ADT profitieren.5 Für metastasierte Stadien ist die ADT Standard 
der Therapie [5]. 
Mit Einführung der Hormontherapien der 2. Generation, wie Abirateron, Enzalutamid oder Apalutamid 
stehen seit einigen Jahren neue antiandrogene Wirkprinzipien zur Therapie metastasierter und/oder 
kastrationsresistenter Formen des Prostatakarzinom (mCRPC, mHSPC,M0CRPC) zur Verfügung [6-8]. Miller 
betonte, dass die Kombination dieser neuen Hormontherapien mit der Standard-ADT wie auch die Fortführung 
der ADT-Basistherapie bei Patienten, die eine Chemotherapie erhalten, zentraler Bestandteil aller 
neuen Therapieregime bleibt, weil die LHRH-vermittelte Blockade der Testosteron-Ausschüttung aus 
den Hoden bei Fortschreiten der Erkrankung weiterhin eine Rolle spielt [9,10]. 
Dies gilt auch für die neuesten Studien mit bislang nicht zugelassenen Wirkstoffen, wie den PARP-Inhibitoren 
beim mCRPC [3]. 
Darüber hinaus gewährleistet die dauerhafte Wirkstofffreisetzung aus den LHRH-Depotformulierungen 
mit Wirkungsdauer über 1, 3 oder 6 Monate eine hohe Zuverlässigkeit und Therapiesicherheit für die 
Patienten, betonte Miller. 
Wirkprofilunterschiede der ADT 
Gemäß Miller steht eine Reihe von LHRH-Agonisten zur Testosteronsenkung zur Verfügung, die sich 
laut verfügbarer Daten im individuellen Wirkprofil unterscheiden. So zeigte sich in einer aktuellen 
retrospektiven Auswertung von Therapiedaten von Shim et al., dass Triptorelin (Pamorelin®) im 
Vergleich zu Goserelin und Leuprorelin im Durchschnitt die niedrigsten Testosteron-Werte und 
die höchste Rate an Patienten mit Kastrationswerten < 10 ng/dl erzielte [11]. 
Die Ergebnisse untermauern eine ältere Studie, in der die Kastration über einen Zeitraum von neun 
Monaten bei Einsatz von Triptorelin besser aufrechterhalten werden konnte als bei Einsatz von 
Leuprorelin [12]. Diese Wirkprofilunterschiede könnten insbesondere bei Kombination der 
ADT mit einer Chemotherapie wie Docetaxel oder Cabazitaxel eine Rolle spielen, betonte Miller. 
Im Hauptstadturologie-Netzwerk registrieren 
Der Prostatakarzinom-Experte appellierte abschließend, dass sich möglichst viele Patienten – zunächst 
in Berlin/Brandenburg, künftig u.U. auch bundesweit – in dem Hauptstadturologie-Netzwerk registrieren 
sollten, damit sie von der bestmöglichen Diagnostik, von einer maßgeschneiderten Therapie sowie von 
neuen oder in der Entwicklung befindlichen Behandlungsmethoden profitieren. 
Weitere Informationen zum Hauptstadturologie-Netzwerk unter: https://urologie.charite.de/forschung/das_hauptstadturologie_netzwerk/
Quelle: Pressekonferenz „Aufbruch in Berlin – Neue Strategien und bewährte Therapien in der 
Behandlung des Prostatakarzinoms“ anlässlich des Deutschen Krebskongresses (DKK), 21.2.2020, Berlin. Veranstalter: Ipsen Pharma GmbH 
Referenzen
[1] Presseinformation Spektrum. CRISPR heilt angeblich erstmals Blutkrankheiten. Spektrum. 20.11.2019. 
Abrufbar unter: 
https://www.spektrum.de/news/crispr-heilt-angeblich-erstmals-blutkrankheiten/1687130 . Letzter Zugriff: 31.01.2020. 
[2] Shimabukuro-Vornhagen A, et al. 2017. Zukünftige Entwicklungen in der Immunonkologie. InFo Hämatologie + Onkologie S1:65-72. 
[3] Hussain M, et al. 2019. PROfound: Phase III study of olaparib versus enzalutamide or abiraterone 
for metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC) with homologous recombination repair (HRR) gene alterations. 
Annals of Oncology 30(suppl_5; abstract no. LBA12_PR & Oral Presentation). European Society for Medical Oncology (ESMO) 
2019 Annual Conference. Abrufbar unter: 
https://oncologypro.esmo.org/meeting-resources/esmo-2019-congress/PROfound-Phase-3-study-of-olaparib-versus-enzalutamide-or-abiraterone-for-metastatic-castration-resistant-prostate-cancer-mCRPC-with-homologous-recombination-repair-HRR-gene-alterations . Letzter Zugriff: 13.01.2020.  
[4] De Bono JS, et al. Central, prospective detection of homologous recombination repair gene 
mutations (HRRm) in tumour tissue from >4000 men with metastatic castration-resistant prostate cancer (mCRPC) 
screened for the PROfound study. Ann Oncol. 2019, 30(suppl_5; abstract no. 847PD & Poster Presentation). 
European Society for Medical Oncology (ESMO) 2019 Annual Conference. Abrufbar unter: 
https://academic.oup.com/annonc/article/30/Supplement_5/mdz248.004/5577881?searchresult=1. Letzter Zugriff: 13.01.2020.
[5] Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie 
der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms - Version 5.1. Leitlinienprogramm Onkologie. 2019. A
brufbar unter: 
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom/. 
Letzter Zugriff: 06.02.2020.
[6] Fachinformation Zytiga®, Stand Februar 2019.
[7] Fachinformation XtandiTM, Stand Oktober 2018.
 
[8] Fachinformation Erleada®, Stand Januar 2020. 
[9] Hofbauer S, et al. 2019. Neue Systemtherapien und Studien beim Prostatakarzinom. Uro-News 23(3): 50-57. 
[10] Merseburger AS, et al. 2016. Androgen deprivation therapy as backbone therapy in the management of prostate cancer. 
Onco Targets Ther 9:7263-7274. 
[11] Shim M, et al. 2019. Effectiveness of three different luteinizing hormone-releasing hormone agonists in the chemical 
castration of patients with prostate cancer: Goserelin versus triptorelin versus leuprolide. Investig Clin Urol 60(4):244-250. 
[12] Heyns CF, et al. 2003. Comparative efficacy of triptorelin pamoate and leuprolide acetate in men with advanced 
prostate cancer. BJU Int 92(3):226-231.
 
          
              
  
          28. Februar 2020 
                
                
                 
   
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