Hintergrund
Ein Risikobewertungsverfahren der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA hatte keine eindeutigen Anhaltspunkte für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko erbracht, sofern testosteronhaltige Arzneimittel eine zulassungsgemäße Anwendung finden. Zudem wurde von der European Medicines Agency’s (EMA) Pharmacovigilance Risk Assessment Committee (PRAC) festgehalten, dass Testosteronmangel selbst das Risiko für Herzprobleme erhöhen könne. Um den Studien mit widersprechenden Ereignissen Rechnung zu tragen, wurde die Produktinformation der Präparate zur Testosteronsubstitution auf Empfehlung der PRAC auch in Europa mit Warnhinweisen für diejenigen versehen, bei denen ein erhöhtes Risiko für Herzprobleme bestehen kann. Darin sollte auch klar zum Ausdruck kommen, dass Testosteron nur angewandt werden solle, wenn ein anormal niedriger Spiegel des Hormons nachgewiesen wurde und entsprechende Symptome vorliegen.
Ergebnisse
Die Befunde zur Therapiesicherheit aus den klinischen Prüfungen ergaben für die Testosterontherapie ein gegenüber Placebo vorteilhaftes Sicherheitsprofil. In den Studien wurden bei insgesamt 790 Männern im Alter 65+ mit Testosteronmangel ungeklärter Ätiologie, die über ein Jahr entweder Testosteron-Gel oder Placebo erhielten, weniger ernste kardiovaskuläre Ereignisse unter Testosteron-Therapie als bei Placebo-Gabe registriert (9 versus 16).
Mehrere große Beobachtungsstudien kamen zu dem Ergebnis, dass die Testosterontherapie mit einer Verringerung kardiovaskulärer Ereignisse im Zusammenhang steht. Ein Bericht stellte heraus, dass sowohl kardiovaskuläres als auch Mortalitätsrisiko mit zunehmender Therapiedauer stetig abnehmen. In zwei Beobachtungsstudien kam man zu einem deutlich geringeren Hazard Ratio für ernste kardiovaskuläre Ereignisse bei Männern mit normalisierten Testosteronspiegeln unter der Testosteronsubstitution gegenüber Männern, deren Testosteronspiegel wohl aufgrund suboptimaler Behandlung insuffizient geblieben war.
Unter den nach der Abänderung von Patienteninformationen erschienenen Studien war keine, die Hinweise auf ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko unter Testosterontherapie geliefert hätte. Die Befunde sprechen bei indizierter Testosterontherapie indes für neutrale oder sogar protektive kardiovaskuläre Effekte.
Ein systematischer Review mit Metaanalyse bezüglich des kardiovaskulären Risikos bei Testosterontherapie
gegenüber Placebo, mit 24 randomisierten, kontrollierten Studien aus dem Zeitraum bis 2014 (Corona et al., 2014) hatte
bereits vor der FDA-Intervention keine ursächliche Rolle einer Testosteronsubstitution für
kardiovaskuläre Ereignisse erkennen lassen. Damit übereinstimmend wurde auch in einer neuerlichen Metaanalyse
mit 30 randomisierten, kontrollierten Studien (Alexander et al., 2017) kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
unter Testosteronsubstitution gegenüber Placebo ermittelt.
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