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Testosteronbehandlung und sexuelle Funktion bei Männern: Sekundäranalyse der T4DM-Studie

Hintergrund

Die Auswirkungen einer Testosteronbehandlung in Kombination mit Lebensstilintervention auf die Sexualfunktion bei Männern mit hohem Risiko für Typ-2-Diabetes sind nicht vollständig geklärt. Aktuell sollte in der T4DM-Studie die Wirkung einer Testosteronbehandlung in Kombination mit einer Lebensstilintervention auf die Sexualfunktionen bei Männern im Alter von 50 bis 74 Jahren, mit hohem Risiko für Typ-2-Diabetes oder mit neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes untersucht werden.

T4DM-Studie: Patienten und Methoden

Bei T4DM-Studie handelte es sich um eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte, zweijährige Phase-3b-Studie, die in Australien durchgeführt worden ist. Ziel der Studie war es, die Auswirkungen einer Testosteronbehandlung auf das Diabetesrisiko vor dem Hintergrund eines Lebensstilinterventionsprogramms zu untersuchen (andro.topics, Januar 2021). Teilnehmer waren Männer im Alter zwischen 50 und 74 Jahren, mit einem Taillenumfang von ≥95 cm, einer gestörten Glukosetoleranz oder neu diagnostiziertem Typ-2-Diabetes, einem CES-D-Score (Center for Epidemiological Studies-Depression) von <16 und einem Nüchtern-Serumtestosteronwert von ≤14 nmol/l. Die Studie wurde anhand zweier koprimärer Endpunkte bewertet: (1) 2-Stunden-Glukose ≥11,1 mmol/l (200 mg/dl) und (2) die Veränderung des 2-Stunden-Glukosespiegels gegenüber dem Ausgangswert, beide gemessen mit dem oralen Glukosetoleranztest (OGTT) nach zwei Jahren.

Alle 1.007 Teilnehmer, die die Einschlusskriterien erfüllten, wurden von einem Lifestyle-Programm begleitet. Sie wurden randomisiert (1:1) entweder mit Testosteronundecanoat (1000 mg) oder Placebo behandelt. Die intramuskuläre Injektion wurde zwei Jahre lang alle drei Monate verabreicht.

Sekundäranalyse

Die sekundären, vorab festgelegten Analysen erfolgten nach dem Intention-to-Treat-Prinzip unter Berücksichtigung aller verfügbaren Daten bis zum Abschluss der Studie nach zwei Jahren. Die Basischarakteristika wurden für Teilnehmer mit „vollständigen Daten“ (d.h. alle fünf IIEF-15-Domänen zu allen Zeitpunkten lagen vor) mit denen ohne Daten verglichen.

Die Sexualfunktion wurde anhand des validierten Internationalen Index der Erektilen Funktion (IIEF-15) erfasst – einem 15-Punkte-Fragebogen mit fünf einzelnen Domänen. Jede Frage konnte mit einer Punktzahl zwischen 0 und 5 bewertet werden, die Höchstpunktzahl betrug 75, höhere Punktzahlen zeigten eine bessere sexuelle Funktion an. Die Studienteilnehmer füllten den IEFF-15-Fragebogen zu Studienbeginn sowie in den Wochen 30, 54, 78 und 104 (Studienende) aus. Der CES-D-Fragebogen wurde zu Studienbeginn, in Woche 54 und in Woche 104 ausgefüllt.

Ergebnisse

Von 1.007 Studienteilnehmern blieben 792 (79%) Männer mit vollständigen Daten des IIEF-15. Die Basiswerte der Domänenwerte standen in umgekehrter Beziehung zu Alter und Taillenumfang, jedoch nicht zu Serumtestosteron- oder Estradiolspiegeln (E2). Die Testosteronbehandlung verbesserte alle 5 Domänenwerte des Internationalen Index für Erektionsfunktion, mit stärkeren Auswirkungen auf das sexuelle Verlangen und die Orgasmusfunktion bei älteren Männern, sowie auf das sexuelle Verlangen bei Männern mit Depressionen. Testosteron hatte keinen Einfluss auf Depressionen.

Adjustierte Effekte der Testosteronbehandlung
Die Testosteronbehandlung zeigte einen Effekt auf alle fünf IIEF-15-Domänen (Abb. 1), die stärksten Effekte traten nach 54 Wochen auf. Die Bewertung der Wechselwirkungen zwischen Zeit und Behandlung zeigte einen konsistenten Behandlungseffekt über die Zeit für alle fünf Domänen (p >0,08).


Abb. 1: Durchschnittswerte nach T-Behandlung für einzelne IIEF-Bereiche.
 



In bereinigten Modellen war die Testosteronbehandlung im Vergleich zu Placebo mit durchschnittlichem Anstieg von 2,5 (95% KI 1,7–3,4) von 30 bei der Erektionsfähigkeit, 0,68 (95% KI 0,49–0,86) von 10 beim sexuellen Verlangen, 0,87 (95% KI 0,52–1,2) von 10 bei der Orgasmuszufriedenheit, 1,5 (95% KI 1,1–1,9) von 15 bei der Zufriedenheit mit dem Geschlechtsverkehr und 0,70 (95% KI 0,46–0,95) von 10 in den Bereichen der allgemeinen Zufriedenheit verbunden (p <0,001 für alle).

Die Ergebnisse waren konsistent, wenn die Testosteronkonzentrationen und E2 zu Studienbeginn separat adjustiert wurden. Es gab eine Interaktion zwischen dem Alter zu Studienbeginn und der Testosteronbehandlung hinsichtlich sexuellen Verlangens und Orgasmusfunktion (beide Interaktions-p-Werte =0,014), wobei größere Behandlungseffekte bei älteren Männern beobachtet wurden (Abb. 2). Keine anderen untersuchten Charakteristika zu Studienbeginn (einschließlich T <12 nmol/l vs. T ≥12 nmol/l) sagten unterschiedliche Behandlungseffekte voraus.

Abb. 2: Durchschnittswerte für sexuelles Verlangen und Orgasmusfunktion, die die Wechselwirkung zwischen Alter und Behandlung zeigen.
 

In der Sensitivitätsanalyse zeigte sich, dass die Behandlungseffekte ähnlich waren, wenn die Einnahme von SSRI und Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern [SNRI], Antidepressiva und PDE5-Inhibitoren adjustiert wurden.

Eine Verringerung des Taillenumfangs war unabhängig von der Testosteronbehandlung mit einer verbesserten Erektionsfähigkeit verbunden, und eine Verringerung der Depressionswerte korrelierte mit einer verbesserten Sexualfunktion. Eine klinisch signifikante Verbesserung der Erektionsfähigkeit und des sexuellen Verlangens trat bei 3% bzw. 10% der Männer auf und stand in umgekehrter Beziehung zur Basisfunktion.



Kernaussagen
 
❏ Die Testosteronbehandlung steigerte das sexuelle Verlangen (aber weniger die Erektionsfähigkeit) über die Wirkung eines Lebensstilprogramms hinaus.

❏ Die Testosteroneffekte waren stärker ausgeprägt bei älteren Männern, Männern mit größerem Taillenumfang und Männern mit depressiven Symptomen.

❏ Eine Verringerung des Taillenumfangs und der Depressionssymptome verbesserte die sexuelle Funktion unabhängig von der Testosteronbehandlung. Das unterstreicht die Bedeutung eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes für sexuelle Funktionsstörungen bei älteren Männern mit zentraler Adipositas.

Literatur:
Wittert GA, et al. 2025. Testosterone Treatment and Sexual Function in Men: Secondary Analysis of the T4DM (Testosterone for Diabetes) Trial. JCEM 110, e2157–e2170, https://doi.org/10.1210/clinem/dgaf060
August 2025 Drucken jfs
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