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Chlamydia trachomatis
Reduzierte Fertilität bei asymptomatischen infizierten Männern


Unter den sexuell übertragenen bakteriellen Erkrankungen steht die Infektion des Urogenitaltrakts mit Chlamydia trachomatis weltweit an vorderster Stelle. Betroffen sind sowohl Frauen als auch Männer. Bei beiden Geschlechtern verläuft zumindest die Primärinfektion zumeist asymptomatisch. Da jedoch bei Frauen eher gravierende Gesundheitsschäden zu erwarten sind, wird bei ihnen sehr viel häufiger als bei Männern nach Chlamydien gefahndet. Aber auch Männer müssen bei einer Chlamydien-Infektion der Urethra mit Komplikationen wie aufsteigenden Entzündungsprozessen in die Prostata und die Nebenhoden rechnen. Weitgehend unklar ist indes, ob bzw. inwieweit eine Infektion mit C. trachomatis die reproduktive Gesundheit beeinträchtigt. Unmittelbare Auswirkungen einer Chlamydien-Infektion auf die Fertilität wurden bisher nur bei Frauen hinreichend und wiederholt nachgewiesen. Aber auch bei asymptomatischen infizierten Männern ist neueren Untersuchungen zufolge davon auszugehen, daß die Fertilität herabgesetzt ist [1].

Chlamydien als uralte Geißel der Menschheit

    Durch C. trachomatis hervorgerufene Krankheiten begleiten die Menschheitsgeschichte wohl schon seit Anbeginn. Nach wie vor ist das Trachom die global am weitesten verbreitete, durch eine Infektion mit C. trachomatis verursachte Krankheit. Über die Behandlung dieser schwerwiegenden Entzündung der Konjunktiven mit Erblindungsrisiko ist im Papyrus Ebers sogar ein Rezept aus dem alten Ägypten überliefert.

    Chlamydien sind echte Bakterien, die ähnlich wie Viren in Zellen eindringen, um sich deren Stoffwechsel für ihre Vermehrung nutzbar zu machen. Hierbei durchlaufen sie einen Entwicklungszyklus, der zwischen einer extra- und einer intrazellulären Form (Elementar- bzw. Retikularkörperchen) hin und her wechselt (Abb. 1).

    Die beim Sexualverkehr übertragenen Elementarkörperchen sind höchst infektiös, überleben aber im Blut oder der Samenflüssigkeit nur relativ kurze Zeit.

    Als Wirt für C. trachomatis kommen neben dem Epithel der Bindehäute insbesondere die Schleimhäute des Urogenitaltrakts in Frage. So nimmt die urogenitale Infektionsrate in den westlichen Industrieländern stetig zu. Mit einer hohen Dunkelziffer wird insofern gerechnet, als eine Chlamydien-Infektion meist keine Beschwerden verursacht und somit unerkannt über einen längeren Zeitraum persistieren kann [2]. In letzter Zeit mehren sich Befunde, wonach dies auch negative Auswirkungen auf die reproduktive Gesundheit des Mannes hat.



C. trachomatis beeinträchtigt die Fertilität des Mannes
    Bei Paaren mit ungewollter Kinderlosigkeit lassen sich IgG-Antikörper gegen C. trachomatis mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit nachweisen, als bei Paaren mit erfülltem Kinderwunsch. Das zeigt eine schwedische Studie in der man bei infertilen Paaren eine signifikante, inverse Korrelation zwischen der Infektionsprävalenz des männlichen Partners und der Schwangerschaftsrate (Wahrscheinlichkeitsverhältnis = 2,6) fand [1]. Die reduzierte Fruchtbarkeit war bei genauer Analyse der Daten nicht auf die Ansteckung der Frau durch den Mann und Auslösen des sog. Tubal Factor Infertility (TFI) zurückzuführen. Vielmehr muß davon ausgegangen werden, daß die Befruchtungsfähigkeit der Spermien durch Chlamydien beeinträchtigt wird. Alternativ läßt sich aber auch eine begleitende, nicht erkannte Infektion mit einem anderen Pathogen als Ursache für die verminderte Fertilität nicht ganz ausschließen.


Wie wirken sich Chlamydien auf die Samenqualität aus?
    Die infektiösen Elementarkörperchen von C. trachomatis heften sich an Spermatozoen an und bewirken, daß diese an Motilität einbüßen und letztlich absterben. Die spermizide Wirkung ist im wesentlichen auf Lipopolysaccharide (Endotoxine) zurückzuführen, die bei allen Gram-negativen Bakterien in der Zellwand vorkommen. Die Toxizität von C. trachomatis Serovar E erwies sich bei In-vitro-Experimenten als besonders hoch [3].

    Die Ejakulate von C. trachomatis-infizierten Männern wiesen in einer Untersuchung allerdings keine signifikante Verschlechterung verschiedener Qualitätsmerkmale gegenüber denen von nicht-infizierten Männern auf. Insbesondere der Anteil motiler Spermien war nicht reduziert [4].

    Die Diskrepanz zwischen Spermienparametern im Reagenzglasversuch mit Elementarkörperchen und denen im frischen Ejakulat infizierter Männer läßt sich möglicherweise darauf zurückführen, daß der chlamydiale Infektionsherd zu weit distal angesiedelt ist, um dem Pathogen ausreichend Zeit zu geben bis zur Analyse mit den Spermien zu interagieren. Während ihrer Verweildauer im weiblichen Genitaltrakt könnten die Spermien dann allerdings geschädigt werden.

Chlamydien-Diagnostik im Urin und Sperma
    Die Chlamydien-Diagnostik ist insbesondere bei Männern nicht unproblematisch, da in der Regel infizierte Zellen gewonnen werden müssen. Im günstigsten Fall lassen sich in solchen Zellen unter dem Lichtmikroskop die Einschlußkörperchen sogar direkt erkennen (Abb. 2).

    Der Nachweis von Chlamydien wird klassischerweise durch deren Vermehrung in Zellkulturen geführt. Da hierfür sowohl Urin- als auch Samenproben wegen ihrer Zytotoxizität ungeeignet sind, müssen urethrale Abstriche gemacht werden. Dies wird von Männern wegen der für sie unangenehmen Prozedur zumeist nicht toleriert.

    Alternativ lassen sich unter Umständen Antikörper gegen C. trachomatis im Blutserum nachweisen. Dieses Verfahren ist allerdings arbeitsintensiv und erbringt keine zweifelsfreien Ergebnisse. Einerseits wird nicht zwischen einer bestehenden und einer vergangenen Infektion unterschieden und andererseits können Kreuzreaktion mit Antigenen von C. pneumoniae nicht ausgeschlossen werden.

    Mit dem Einzug der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) in die Routinediagnostik steht heute eine äußerst empfindliche Methode für den Erregernachweis zur Verfügung. Sie ist geeignet, bei asymptomatischen Männern eine Infektion mit C. trachomatis im Erststrahl-Urin oder Sperma sicher nachzuweisen [5].

    Literatur:
    [1] Idahl A, Boman J, Kumlin U, Olofsson JI. 2004. Demonstration of Chlamydia trachomatis IgG antibodies in the male partner of infertile couples is correlated with a reduced likelihood of achieving pregnancy. Hum Reprod 19:1121-1126.
    [2] Joyner JL, Douglas JM, Foster M, Judson FN. 2002. Persistence of Chlamydia trachomatis infection detected by polymerase chain reaction in untreated patients. Sex Transm Dis 29:196-200.
    [3] Hosseinzadeh S, Pacey AA, Eley A. 2003. Chlamydia trachomatis-induced death of human spermato­-zoa is caused primarily by lipopoly-saccharide. J Med Microbiol 52:193-200.
    [4] Hosseinzadeh S, Eley A, Pacey AA. 2004. Semen quality of men with asymptomatic chlamydial infection.. J Androl 25:104-109.
    [5] Hamad-Daoudi F, Petit J, Eb F. 2004.
    Assessment of Chlamydia trachomatis infection in asymptomatic male partners of infertile couples. J Med Microbiol 53:985-990.

April 2005 Druckversion rm
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