Unter den sexuell übertragenen bakteriellen Erkrankungen steht die Infektion des Urogenitaltrakts mit
Chlamydia trachomatis weltweit an vorderster Stelle. Betroffen sind sowohl Frauen als auch Männer.
Bei beiden Geschlechtern verläuft zumindest die Primärinfektion zumeist asymptomatisch. Da jedoch bei Frauen
eher gravierende Gesundheitsschäden zu erwarten sind, wird bei ihnen sehr viel häufiger als bei Männern nach
Chlamydien gefahndet. Aber auch Männer müssen bei einer Chlamydien-
Chlamydien als uralte Geißel der Menschheit
Chlamydien sind echte Bakterien, die ähnlich wie Viren in Zellen eindringen, um sich deren Stoffwechsel für ihre Vermehrung nutzbar zu machen. Hierbei durchlaufen sie einen Entwicklungszyklus, der zwischen einer extra- und einer intrazellulären Form (Elementar- bzw. Retikularkörperchen) hin und her wechselt (Abb. 1).
Abb. 1: Vermehrungszyklus der Chlamydien: Infektiöse Elementarkörperchen werden durch Endozytose von Zellen aufgenommen. Innerhalb der Wirtszelle bilden sich Einschlußkörper, die bei C. trachomatis zu einer gemeinsamen Vakuole konfluieren. Die Elementarkörperchen wandeln sich in die größeren, teilungsfähigen Retikularkörper um. Nach mehreren Teilungsschritten der Retikularkörper bilden sich diese wieder zu Elementarkörperchen um. Die durch Platzen der Wirtszelle freigesetzten infektiösen Elementarkörperchen können weitere Zellen infizieren. |
Als Wirt für C. trachomatis kommen neben dem Epithel der Bindehäute insbesondere die Schleimhäute des Urogenitaltrakts
in Frage. So nimmt die urogenitale Infektionsrate in den westlichen Industrieländern stetig zu. Mit einer hohen Dunkelziffer
wird insofern gerechnet, als eine Chlamydien-
Abb. 2: Hinweis auf Chlamydien-Infektion in Zellabstrichen: Unterschiedlich große Vakuolen (Pfeile) können als Einschlußkörper interpretiert werden. |
Die Ejakulate von C. trachomatis-infizierten Männern wiesen in einer Untersuchung allerdings keine signifikante Verschlechterung verschiedener Qualitätsmerkmale gegenüber denen von nicht-infizierten Männern auf. Insbesondere der Anteil motiler Spermien war nicht reduziert [4].
Die Diskrepanz zwischen Spermienparametern im Reagenzglasversuch mit Elementarkörperchen und denen im frischen
Ejakulat infizierter Männer läßt sich möglicherweise darauf zurückführen, daß der chlamydiale Infektionsherd zu
weit distal angesiedelt ist, um dem Pathogen ausreichend Zeit zu geben bis zur Analyse mit den Spermien zu
interagieren. Während ihrer Verweildauer im weiblichen Genitaltrakt könnten die Spermien dann allerdings
geschädigt werden.
Der Nachweis von Chlamydien wird klassischerweise durch deren Vermehrung in Zellkulturen geführt. Da hierfür sowohl Urin- als auch Samenproben wegen ihrer Zytotoxizität ungeeignet sind, müssen urethrale Abstriche gemacht werden. Dies wird von Männern wegen der für sie unangenehmen Prozedur zumeist nicht toleriert.
Alternativ lassen sich unter Umständen Antikörper gegen C. trachomatis im Blutserum nachweisen. Dieses Verfahren ist allerdings arbeitsintensiv und erbringt keine zweifelsfreien Ergebnisse. Einerseits wird nicht zwischen einer bestehenden und einer vergangenen Infektion unterschieden und andererseits können Kreuzreaktion mit Antigenen von C. pneumoniae nicht ausgeschlossen werden.
Mit dem Einzug der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) in die Routinediagnostik steht heute eine äußerst empfindliche
Methode für den Erregernachweis zur Verfügung. Sie ist geeignet, bei asymptomatischen Männern eine Infektion mit
C. trachomatis im Erststrahl-Urin oder Sperma sicher nachzuweisen [5].
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