Besonders Männer über 60 betroffen
Mit zunehmendem Alter kommt es bei Männern zu einem sogenannten mosaikartigen Verlust des Y-Chromosoms (LOY). Dabei geht das
Y-Chromosom nicht in allen, sondern nur in einem Teil insbesondere der weißen Blutzellen verloren – vergleichbar mit einem Mosaik aus
unterschiedlichen Zelltypen. Besonders betroffen sind vor allem Männer über 60. Da sich Blutzellen regelmäßig erneuern – weiße Blutkörperchen
zum Beispiel alle paar Tage bis Wochen – kann sich dieser Verlust mit der Zeit verstärken. Diese erworbene genetische Veränderung bleibt lange
unbemerkt, kann jedoch die Zellfunktionen beeinflussen und das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöhen.
Höheres Risiko für tödliche Herzinfarkte
Die Wissenschaftler analysierten Blutproben von fast 1.700 Männern, die an der Ludwigshafen Risk and
Cardiovascular Health (LURIC)-Studie teilgenommen und sich zwischen
1997 und 2000 einer Herzkatheteruntersuchung unterzogen hatten. Die Ergebnisse sind alarmierend: Männer mit einem ausgeprägten
Y-Chromosom-Verlust hatten nicht nur ein insgesamt höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch eine um 50 Prozent
erhöhte Wahrscheinlichkeit, an den Folgen eines Herzinfarkts zu sterben.
Die Forschenden fanden heraus, dass Blutzellen ohne Y-Chromosom verstärkt Botenstoffe freisetzen, die Entzündungen und Narbenbildung
im Herzgewebe fördern. In Laborexperimenten zeigte sich, dass dieser Prozess die Funktion bestimmter Immunzellen verändert – mit möglichen
negativen Folgen für das Herz.
Neue Chancen für eine gezielte Vorsorge
Die Ergebnisse zeigen, dass Chromosomen-Veränderungen, die mit dem Alter auftreten, möglicherweise eine größere Rolle für die
Herzgesundheit spielen, als wir bisher gedacht. Langfristig könnte die Messung des Y-Chromosom-Verlusts
dabei helfen, Männer mit einem besonders hohen Risiko frühzeitig zu identifizieren und gezielt zu behandeln.
Diese Erkenntnisse eröffnen neue Möglichkeiten für eine individuell abgestimmte Vorsorge und Behandlung. Ein einfacher Bluttest
könnte in Zukunft
dazu beitragen, Risikopatienten frühzeitig zu erkennen und gezielt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen.
Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung,
Kontakt: Prof. Andreas Zeiher, Goethe-Universität und der Universitätsmedizin Frankfurt, zeiher@em.uni-frankfurt.de
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