ASCO GU 2025
Post-hoc-Analyse der TITAN-Studie: Wirksamkeit und Verträglichkeit von Apalutamid in der mHSPC-Therapie bei kardiovaskulären
oder metabolischen Risikofaktoren
Eine aktuelle Post-hoc-Analyse der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie TITAN lieferte kürzlich
Hinweise auf eine gute Wirksamkeit und allgemein gute Verträglichkeit von Apalutamid in Kombination mit einer
Androgendeprivationstherapie (ADT) bei mHSPC-Patienten, die typische Komorbidiäten hatten [1]. Die neuen Daten
wurden beim diesjährigen Symposium zu uroonkologischen Tumoren der amerikanischen Gesellschaft für klinische
Onkologie in San Francisco, CA, USA, vorgestellt [1].
In der Post-hoc-Analyse wurde untersucht, ob Begleiterkrankungen, kardiovaskuläre oder metabolische Risikofaktoren
und/oder Begleitmedikamente, die bei Männern mit einem fortgeschrittenen Prostatakarzinom typisch sind, die
Wirksamkeit und/oder Verträglichkeit von Apalutamid beeinflussen. Denn Prostatakarzinom-Patienten haben
meist ein höheres Alter, so dass bei ihnen häufig Komorbiditäten vorliegen, die oft eine entsprechende
Komedikation erfordern [1]. Die Auswertung basiert auf den Daten von Teilnehmern der TITAN-Studie mit mindestens
einem kardiovaskulären oder metabolischen Risikofaktor in der Vorgeschichte oder zu Studienbeginn [1]. Patienten
mit kardiovaskulären (KV) Komorbiditäten wie Myokardinfarkt, symptomatischer Herzinsuffizienz oder
thromboembolischen Ereignissen, die innerhalb der vorangegangenen sechs Monate vor der Randomisierung
aufgetreten waren, wurden zwar von der TITAN-Studie ausgeschlossen, Patienten mit entsprechenden
Ereignissen, die länger als sechs Monate zurücklagen, oder mit nicht ausgeschlossenen KV-Erkrankungen
durften jedoch teilnehmen [1].
Wirksamkeit in Subgruppe mit Komorbiditäten und in Gesamtgruppe
Gemäß der Post-hoc-Analyse hatten 72% bzw. 69% der Patienten aus dem Verum-(Apalutamid/ADT)- bzw. Kontroll-(Placebo/ADT)-Arm
der TITAN-Studie mindestens einen kardiovaskulären oder metabolischen Risikofaktor in der Vorgeschichte oder zu Studienbeginn;
fast alle erhielten eine entsprechende Komedikation. In dieser Subgruppe war in beiden Studienarmen das mediane Alter um
3-4 Jahre, das mediane Gewicht um 8 kg und der Anteil der ≥75-Jährigen höher als bei den Teilnehmern, die nicht derartig
vorbelastet waren [1].
In der Post-hoc-Analyse ließ sich in der Subgruppe der Patienten mit kardiovaskulären oder metabolischen Risikofaktoren
in der Historie oder zu Studienbeginn unter Apalutamid/ADT gegenüber ADT ein verlängertes Gesamtüberleben, mit einer
Reduktion des Sterberisikos um 37%, beobachten (Hazard Ratio [HR] 0,63).1 Eine Überlegenheit ergab sich ebenfalls
beim radiologisch progressionsfreien Überleben (rPFS), mit einer Risikoreduktion um 51% (HR 0,49) [1]. Der Anteil der
Patienten mit einem tiefen PSA-Ansprechen, definiert als ein Abfall des PSA-Werts um mindestens 90% gegenüber
Studienbeginn oder unter die Nachweisgrenze von 0,2 ng/ml, war im Apalutamid/ADT-Arm in dieser Subgruppe doppelt
so hoch wie im ADT-Arm (86,2% vs. 43,1%) [1].
Die Ergebnisse dieser kardiovaskulär oder metabolisch vorbelasteten Patienten stimmten gut überein mit den Resultaten
der Gesamtpopulation, auf denen die Zulassung von Apalutamid/ADT für die Therapie des mHSPC basiert [1-3]. So verlängerte
Apalutamid/ADT in der finalen Analyse der TITAN-Studie gegenüber ADT das Gesamtüberleben der Patienten signifikant,
mit einer Reduktion des Sterberisikos um 35% (HR 0,65; p<0,0001) [2]. Beim rPFS lag die Risikoreduktion in der
zulassungsrelevanten Interimsanalyse unter Apalutamid/ADT vs. ADT bei 52% (HR 0,48; p<0,001) [3]. Zugleich erreichten
in der Gesamtgruppe unter Apalutamid/ADT ebenfalls ungefähr doppelt so viele Teilnehmer ein tiefes PSA-Ansprechen
wie unter ADT [3].
Verträglichkeit in Subgruppe mit Komorbiditäten und in Gesamtgruppe
Bei der Verträglichkeit ließen sich in der Post-hoc-Analyse ebenfalls ähnliche Ergebnisse wie in der finalen Analyse der
TITAN-Studie beobachten [1,2]: Die Inzidenzen von Grad-3/4-Nebenwirkungen waren im Apalutamid/ADT- und im ADT-Arm
sowohl in der Subgruppe mit kardiovaskulären oder metabolischen Komorbiditäten in der Vorgeschichte oder zu
Studienbeginn (48,4% bzw. 45,3%) als auch in der Gesamtgruppe (49,4% bzw. 41,7%) vergleichbar [1,2].
Wirksamkeit und Verträglichkeit in weiteren Subgruppen
In der aktuellen Post-hoc-Analyse wurden – neben der Subgruppe der Patienten mit metabolischen oder kardiovaskulären
Risikofaktoren in der Historie oder zu Studienbeginn – zwei weitere Subgruppen ausgewertet: Subgruppe 2 umfasste nur
entsprechend vorbelastete Patienten, die zur Behandlung ihrer Risikofaktoren eine Komedikation erhielten. Und Subgruppe 3
bestand aus Patienten ohne entsprechende Vorbelastung. Gemäß der Auswertung traf dies im Apalutamid/ADT- und im
ADT-Arm auf 68% und 66% (Subgruppe 2) bzw. auf 28% und 31% (Subgruppe 3) der Patienten aus der TITAN-Studie zu [1].
Auch in diesen beiden Subgruppen ließ sich eine Überlegenheit von Apalutamid/ADT vs. ADT beim Gesamtüberleben
(HR 0,61 bzw. HR 0,71) und beim rPFS (HR 0,47 bzw. HR 0,48) beobachten [1]. Der Anteil der Patienten mit einem tiefen
PSA-Ansprechen war in diesen beiden Subgruppen unter Apalutamid/ADT ebenfalls ungefähr doppelt so hoch wie unter
ADT. Zudem war auch hier die Rate der Nebenwirkungen vergleichbar zwischen den Subgruppen sowie zwischen
Apalutamid/ADT und ADT [1].
Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer der TITAN-Studie seien ältere Männer mit einem erheblichen kardiovaskulären
Risikoprofil gewesen, fassten die Studienautoren zusammen [1]. Apalutamid/ADT habe im Vergleich zur alleinigen ADT
eine Verbesserung des Gesamtüberlebens, des rPFS und des PSA-Ansprechens gezeigt – unabhängig vom
kardiovaskulären oder metabolischen Risiko sowie von einer entsprechenden Komedikation zu Studienbeginn,
ergänzten sie [1].
Quelle: Janssen-Cilag GmbH
Literaturnachweise:
[1] Azad A, et al. Efficacy and safety of apalutamide in metastatic castration sensitive prostate cancer patients with a
prior history of cardiovascular or metabolic risk factors: A post-hoc analysis of the TITAN study.
J Clin Oncol. 2025, 43(suppl 5): Abstr 165 & ASCO-GU 2025: Poster.
[2] Chi KN, et al. Apalutamide in Patients With Metastatic Castration-Sensitive Prostate Cancer: Final Survival Analysis
of the Randomized, Double-Blind, Phase III TITAN Study. J Clin Oncol. 2021, 39(20): 2294-303 & Suppl.
[3] Chi KN, et al. Apalutamide for Metastatic, Castration-Sensitive Prostate Cancer. N Engl J Med. 2019, 381(1): 13-24