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S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom aktualisiert: PSA-Test als neuer Standard in der Früherkennung
Das Leitlinienprogramm Onkologie hat die S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom überarbeitet. Die nunmehr achte Version entstand
unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. und unter Mitwirkung von 21 weiteren Fachgesellschaften
sowie Patientenvertretern des Bundesverbandes Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. Die wichtigsten Neuerungen in der Leitlinie
betreffen die Empfehlung zu einer risikoadaptierten PSA-basierten Früherkennung, den erweiterten Einsatz der MRT-Diagnostik
und die Empfehlung zur aktiven Überwachung bei Niedrigrisiko-Tumoren. Die Tastuntersuchung der Prostata wird zur
Früherkennung ausdrücklich nicht mehr empfohlen, bleibt aber fester Bestandteil der individuellen Risikoabschätzung
und urologischen Diagnostik.
Finanziert wurde die Aktualisierung der Leitlinie von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen des Leitlinienprogramms Onkologie.
Prostatakrebs ist mit Abstand die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern. Laut Robert Koch-Institut gab es im
Jahr 2022 rund 74.900 Neuerkrankungen. Der Tumor ist eine Alterserkrankung, vor dem 50. Lebensjahr tritt das
Prostatakarzinom selten auf.
Früherkennung: PSA-Test als neuer Standard – Tastuntersuchung bei Bedarf weiter relevant
Im Rahmen der gesetzlichen Krebsfrüherkennung übernehmen Krankenkassen für Männer ab 45 Jahren eine jährliche
Tastuntersuchung, die digital-rektale Untersuchung (DRU).
Erstmals spricht die Leitlinie nun ausdrücklich eine negative Empfehlung zur DRU in der Früherkennung aus. Stattdessen
soll nach Empfehlung der Leitlinie Männern ab 45 Jahren – nach ärztlicher Beratung – ein PSA-basiertes Screening
angeboten werden, bei dem der Wert des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) bestimmt wird. Ist der bestimmte Wert
sehr niedrig, soll die Kontroll-Untersuchung erst nach fünf Jahren erfolgen, ansonsten alle zwei Jahre. Ab einem bestätigten
PSA-Wert über 3 ng/ml soll aber eine weitere Abklärung folgen. Die DRU kann dabei ergänzend im Rahmen der individuellen
Risikoabschätzung eingesetzt werden, etwa bei auffälligem PSA-Wert oder klinischem Verdacht auf andere Erkrankungen.
„Studien zeigen, dass die Tastuntersuchung dem PSA-Test deutlich unterlegen ist. Sie führt sowohl zu zu vielen falsch-negativen
als auch zu vielen falsch positiven Befunden, deren weitere Abklärung mit Risiken verbunden ist. Die neue Empfehlung
gegen die DRU und für die neue PSA-basierte Strategie ist ein Beispiel für evidenzbasierte, risikoadaptierte Früherkennung“,
so Professor Marc-Oliver Grimm vom Universitätsklinikum Jena. Er ist Koordinator und Sprecher der Leitliniengruppe.
„Wir hoffen, dass der Gemeinsame Bundesausschuss auf Basis dieser Empfehlungen die Regelungen zur gesetzlichen
Früherkennung prüft und entsprechend anpasst.“
Diagnostik: MRT gestärkt – weniger unnötige Biopsien
Das Kapitel „Diagnostik“ wurde grundlegend überarbeitet. Die Magnetresonanztomographie (MRT) der Prostata wurde in
der Primärdiagnostik gestärkt, differenziert nach Risiko und diagnostischer Konsequenz. Eine wesentliche Neuerung:
Bei PI-RADS 1 und 2-Befunden, die auf eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit eines Prostatakarzinoms hinweisen, soll
auf eine Biopsie verzichtet werden.
Außerdem enthält die Leitlinie aktualisierte Diagnostik-Empfehlungen für:
Indikation und Durchführung bildgestützter Biopsien
Diagnostik bei familiärer/genetischer Belastung (inkl. Empfehlung zur humangenetischen Beratung)
Stadieneinteilung auf Basis moderner Bildgebung (inkl. MRT und PSMA-PET/CT).
Therapie: Überwachung statt Überbehandlung bei Niedrigrisiko
Eine der zentralen therapeutischen Änderungen betrifft die Behandlung lokal begrenzter Niedrigrisiko-Tumoren, die häufig
keiner Behandlung bedürfen: Hier wird ausschließlich die aktive Überwachung empfohlen, nicht mehr die primäre lokale
Therapie durch Operation oder Bestrahlung. Auch für sogenannte günstige-intermediäre Tumoren hat diese Strategie an
Bedeutung gewonnen.
„Therapien des Prostatakarzinoms sind oft mit Nebenwirkungen und Einschränkungen der Lebensqualität verbunden“,
sagt Grimm. „Mit der aktiven Überwachung vermeiden wir Überbehandlungen und behalten gleichzeitig den Patienten
im Blick, um Handeln zu können, sobald es nötig ist.“
Für das metastasierte Setting wurde die Leitlinie um neue Therapieoptionen ergänzt.
Die aktualisierte S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar:
https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/prostatakarzinom.
Die Inhalte sind in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können
die Leitlinien-App hier herunterladen: www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/
Quelle: Deutsche Krebsgeselschaft
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