Männlicher Hypogonadismus: Neue retrospektive Studiendaten zur Sicherheit
Testosterontherapie mit niedrigerer Mortalität, weniger
Schlaganfällen, VHF und PCa-Fällen assoziiert
Ein langfristig unbehandelter männlicher Hypogonadismus
führt oft zu einer sinkenden Lebensqualität und steigenden Mortalität. Eine Testosterontherapie
(TTh) kann den Testosteronspiegel normalisieren und Symptome
lindern oder komplett beseitigen. Neue retrospektive Studiendaten zeigen,
dass eine TTh bei hypogonadalen Männern die Mortalität, das Risiko für Vorhofflimmern
(VHF), Schlaganfälle und auch für Prostatakarzinome (PCa) reduzieren
kann [1]. Für die Analyse wurden Daten von 40- bis 80-jährigen hypogonadalen
Männern verglichen, die über einen Zeitraum von drei Jahren entweder eine TTh
erhielten oder nicht. In der TTh-Gruppe war die Mortalitätsrate sowie das Risiko
für VHF signifikant niedriger. Auch Schlaganfälle sowie PCa-Fälle traten seltener
auf [1]. Einschließlich der TRAVERSE-Studie aus 2023 konsolidiert sich somit die
Datenlage für eine TTh bei Hypogonadismus als effektive Therapie mit vorteilhaftem
Sicherheitsprofil hinsichtlich der Sterblichkeit sowie kardiovaskulärem und
PCa-Risiko [2,3].
Dass eine TTh in Bezug auf das Auftreten schwerer kardiovaskulärer Ereignisse (Major
Adverse Cardiovascular Events, MACE) kein erhöhtes Risiko gegenüber Placebo birgt,
bestätigte 2023 die TRAVERSE-Studie.2 Die multizentrische, randomisierte, doppelblinde
und placebokontrollierte Studie schloss 5.246 Männer im Alter von 45 bis 80 Jahren ein,
die einen erniedrigten Serum-Testosteronwert von unter 10,4 nmol/l (300 ng/dl) hatten,
mindestens ein Hypogonadismus-Symptom sowie ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko
aufwiesen. Die Patienten wurden 1:1 randomisiert und wendeten entweder einmal täglich
ein 1,62%iges Testosteron-Gel (Testogel® Dosiergel 16,2 mg/g Gel*) oder ein Placebo-Gel
an. Primärer Sicherheitsendpunkt der Studie war das erstmalige Auftreten von MACE (Tod
durch kardiovaskuläres Ereignis oder nicht tödlicher Myokardinfarkt bzw. Apoplex). Es zeigte
sich, dass die transdermale TTh das Risiko für MACE versus Placebo nicht erhöhte [2].
Zudem bestätigte eine Subgruppenauswertung, dass eine leitliniengerechte TTh bezüglich
des Risikos für die Entstehung von PCa und anderen Prostataereignissen unbedenklich ist [3].
Reduzierte Mortalität, weniger Schlaganfälle, VHF und gesenkte PCa-Inzidenz
Eine kürzlich veröffentlichte retrospektive Kohortenstudie aus den USA verglich die Mortalitätsraten
sowie die Raten für das Auftreten von VHF, Schlaganfällen, Herzinfarkten sowie
PCa-Fällen von hypogonadalen Männern (40 bis 80 Jahre): Männer der Kohorte 1 erhielten
innerhalb von drei Monaten nach Diagnosestellung eine TTh, die aus Kohorte 2 erhielten
vor der Diagnose oder innerhalb von drei Jahren keine TTh [1]. Für die Analyse wurde die
TrinetX-Datenbank genutzt. Diese enthält anonymisierte, retrospektive und nach Propensitätswerten
(propensity score matching) abgeglichene elektronische Gesundheitsdaten
von 57 teilnehmenden Gesundheitseinrichtungen aus den Jahren 2005 bis 2020. Daten
von 133.584 hypogonadalen Männern wurden über Zeiträume von drei Jahren analysiert
(jeweils 66.792 mit/ohne TTh). Diejenigen Männer unter TTh wiesen eine geringere Mortalitätsrate
(3,1% vs. 3,6%; relatives Risiko (RR): 0,886; p <0,001), ein reduziertes
Risiko für VHF (3,6% vs. 4,0%; RR: 0,900; p <0,001), weniger Schlaganfälle (1,6% vs.
1,8%; RR: 0,898; p <0,011) und deutlich weniger PCa-Fälle auf (1,9% vs. 2,9%;
RR: 0,648; p <0,001) als jene ohne TTh. Lediglich in Bezug auf das Herzinfarkt-Risiko
zeigten sich keine signifikanten Unterschiede [3].
Fazit für die Praxis: Eine TTh bei männlichem Hypogonadismus ist nicht nur wirksam,
sondern kann sich auch in Bezug auf die Mortalität, das Auftreten von VHF, Schlaganfällen
und PCa-Fällen als vorteilhaft erweisen. Urologinnen und Urologen sollten daher bei allen
Patienten mit Hypogonadismus-Symptomen den Testosteronwert überprüfen. Bei bestätigter
Diagnose ist die Indikation für eine TTh gegeben. Gemäß der TRAVERSE-Studie [2]
können auch kardiovaskulär vorbelastete hypogonadale Männer eine TTh erhalten, da sie
das Risiko für MACE nicht erhöht. Langfristig gesehen können hypogonadale Männer somit
von einer TTh mehrfach profitieren: Sowohl in Bezug auf die Linderung der Testosteronmangel-
Symptome als auch – wie in der aktuellen großen retrospektiven Kohortenstudie [1]
gezeigt – hinsichtlich der Mortalität sowie in Bezug auf die Risikoreduzierung für das Auftreten
on VHF, Schlaganfällen und PCa-Fällen.
*Markenname des Präparates in den USA: AndroGel® 1.62%
Quelle: Besins Healthcare Germany GmbH
Quellen:
[1] Blackwell KM et al. Benefits of Testosterone Replacement Therapy in Hypogonadal Males. J Am Board Fam
Med. 2024;37(5):816-825.
[2] Lincoff A et al. Cardiovascular Safety of Testosterone-Replacement Therapy. N Engl J Med
2023;389(2):107-117.
[3] Bhasin S et al. Prostate Safety Events During Testosterone Replacement Therapy in Men With Hypogonadism:
A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open 2023;6(12):e2348692.