Einem Team der Technischen Universität München (TUM) ist es gelungen, eine abnehmende Nierenfunktion infolge bestimmter Krebstherapien frühzeitig vorherzusagen. Bereits Monate bevor sich die Nierenfunktion verschlechterte, zeigen die Nieren eine leichte Volumenabnahme. Das stellten die Forschenden anhand von CT-Aufnahmen fest, die sie mit einem KI-gestützten Algorithmus untersuchten. Ähnliche Effekte konnten sie auch für die Milz nachweisen. In Zukunft könnten auf dieser Grundlage Therapien frühzeitig angepasst werden.
Lisa Steinhelfer und ihre Kolleginnen und Kollegen haben einen Ansatz gewählt, der keinerlei zusätzliche Belastung für die Betroffenen
bedeutet. Bei Krebstherapien werden zu verschiedenen Zeitpunkten routinemäßig Computertomographie-Aufnahmen erstellt und Blutwerte
erfasst, um den Erfolg der Behandlung zu messen. Die Münchner Forschenden überprüften eine Vielzahl von Faktoren aus diesen
standardmäßig erfassten Daten, um frühe Anzeichen für Nierenschäden zu finden.
Während Daten wie Veränderungen der Länge der Nieren oder das Alter der Patienten keine Prognosen ermöglichten, waren Veränderungen
des Nierenvolumens aussagekräftig: War sechs Monate nach Behandlungsstart das Volumen der Nieren um zehn Prozent oder mehr
verringert, war die Nierenfunktion mit großer Wahrscheinlichkeit nach weiteren sechs Monaten deutlich eingeschränkt.
KI-gestützte Algorithmen erkennen bereits kleine Veränderungen, die Ärztinnen und Ärzte eventuell übersehen
„Die Veränderungen des Nierenvolumens sind so klein, dass sie bei einer routinemäßigen Begutachtung der Aufnahmen leicht übersehen
werden können. Ärztinnen und Ärzte suchen ja in erster Linie Tumore und andere schwerwiegende Probleme“, sagt Prof. Matthias Eiber,
gemeinsam mit Prof. Rickmer Braren Letztautor der Studie. „Bildanalyse-Algorithmen erkennen dagegen selbst kleine Veränderungen
zuverlässig, wenn man sie vorher darauf trainiert“, ergänzt Dr. Friederike Jungmann, wie Dr. Steinhelfer Erstautorin der Studie.
Ansatz vermutlich auf viele Krebstherapien anwendbar
„Wenn erkennbar ist, dass ein Patient nach sechs Monaten Behandlung ein erhöhtes Risiko für eine spätere Nierenfunktionseinschränkung hat,
könnte man sowohl die Anzahl der Therapiezyklen als auch die verabreichte Aktivität im Rahmen eines individuellen Therapiekonzepts
gezielt anpassen“, sagt Lisa Steinhelfer. Derzeit nimmt das TUM Klinikum auch an zwei prospektiven Studien zu diesem Thema teil.
In einer früheren Arbeit konnte das Team um Lisa Steinhelfer bereits zeigen, dass Größenveränderungen der Milz früh auf Probleme
bei der Blutbildung hinweisen. „Viele Krebstherapien können zu Funktionsstörungen der Leber oder des blutbildenden Systems führen.
Ich gehe davon aus, dass sich durch unseren Ansatz bei einer großen Anzahl an Therapien mögliche Nebenwirkungen bereits im
Frühstadium erkennen lassen“, sagt Lisa Steinhelfer.
Quellen:
Steinhelfer L, Jungmann F, et al. 2025. “Automated CT Measurement of Total Kidney Volume for Predicting Renal Function Decline after
177Lu Prostate-specific Membrane Antigen–I&T Radioligand Therapy“. Radiology (2025). DOI:
https://pubs.rsna.org/doi/10.1148/radiol.240427
Steinhelfer L, Jungmann F, et al. 2024. “Spleen Volume Reduction Is a Reliable and Independent Biomarker for Long-Term Risk of Leukopenia
Development in Peptide Receptor Radionuclide Therapy”.Journal of Nuclear Medicine (2024). DOI:
https://doi.org/10.2967/jnumed.123.267098
Steinhelfer L, Lunger L, et al. 2024. “Long-Term Nephrotoxicity of 177Lu-PSMA Radioligand Therapy”.
J Nucl Med 2;65(1):79-84. DOI: doi: 10.2967/jnumed.123.265986.
Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Lisa Steinhelfer,
Technische Universität München,
Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie
Tel. +49 89-4140-7064.
lisa.steinhelfer@tum.de
https://radiologie.mri.tum.de/
April 2025 |
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