Ziel der Untersuchung mit einer Studiendauer von neun Jahren war es, die Wirkung einer TRT bei Männern mit unterschiedlichen Diagnosen
des Hypogonadismus aufzuzeigen. Dafür erhielten 650 Männer (Altersspanne 18 bis 76 Jahre) mit klassischem und funktionellem Hypogonadismus
über mindestens ein Jahr in Dreimonatsintervallen eine Injektion mit 1.000 mg Testosteronundecanoat.
Umfassende Untersuchung
Zu den Einschlusskriterien zählten zudem eine mind. zweimal gemessene Gesamttestosteronkonzentration <12 nmol/l oder eine mind.
zweimal gemessene Konzentration des freien Testosterons im Serum von <240 pmol/l sowie mind. zwei Symptome des Hypogonadismus.
Ausschlusskriterien war die Einnahme von blutdrucksenkenden oder antidiabetischen Wirkstoffen, um eine klare Analyse bzgl. des
potenziellen Einflusses von Testosteron auf Blutdruck und Glukosemetabolismus zu ermöglichen. Darüber hinaus wurden für die Auswertung
der langfristigen Effekte der TRT neben dem Body Mass Index (BMI), dem Körpergewicht, dem Taillenumfang sowie dem systolischen
und diastolischen Blutdruck regelmäßig folgende Parameter untersucht:
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Testosteron-Gesamtkonzentration im Plasma,
-
Sexualhormonbindendes Globulin (SHBG),
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freies Testosteron,
-
Hämoglobin,
-
Hämatokrit,
-
Nüchternglukose,
-
Gesamtcholesterin, LDL, HDL und Triglyzeride,
-
Prostataspezifisches Antigen (PSA).
Positive Effekte durch TRT
„Die Münsteraner Studie zeigt, dass sich durch die TRT Gewicht, Bauchumfang und BMI verringerten – unabhängig davon, ob
der Hypogonadismus als primäre, sekundäre oder funktionale Erkrankung klassifiziert war“, sagt Prof. Dr. Frank Sommer,
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. (DGMG). „Vor allem Männer mit funktionellem
Hypogonadismus – in der Regel assoziiert mit starkem Übergewicht und höherem Alter – profitierten von der TRT“, so Sommer.
Diese Gruppe verlor im Vergleich zu Männern mit klassischem Hypogonadismus um bis zu 10% mehr an Körpergewicht und
um bis zu 5% mehr an Bauchumfang.
Als Prädiktoren für einen starken Behandlungseffekt wurden individuelle Kriterien ausgemacht:
-
höheres Ausgangsgewicht,
-
größerer Bauchumfang,
-
starke Veränderungen des Testosteronspiegels,
-
lange Dauer der Testosterontherapie.
Diese Aspekte sowie ein höheres Ausgangsalter und ein höherer Ausgangstestosteronspiegel waren auch Prädiktoren für
Hämatokrit >50% und >54%. Unter der TRT wurde eine Erhöhung der Hämoglobin- und Hämatokritwerte festgestellt – ohne
signifikante Unterschiede zwischen den Hypogonadismus-Typen. Die Durchschnittswerte blieben im physiologischen Bereich.
Bestätigung vorheriger Studie
Unter der TRT wurde auch eine Verbesserung des anämischen Zustands (Hb <12,7 g/dl) bei 98 von 131 Patienten, insbesondere
bei Männern mit funktionellem Hypogonadismus, beobachtet. Hier waren das Alter, der Bauchumfang und Veränderungen der
Testosteronspiegel signifikante Prädiktoren.
Diese Ergebnisse stimmen mit denen der TRAVERSE-Anämie-Studie überein, wonach sowohl die Wahrscheinlichkeit für die Verbesserung der Anämie als auch die des Nicht-Auftretens einer Anämie im Sinne einer Prävention in der Testosteron-Gruppe größer war als in der Placebo-Gruppe [3].
In allen Hypogonadismus-Gruppen konnten während der Therapie deutliche Effekte auf metabolische Parameter,
wie eine Reduktion von Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin und Triglyzeriden, ein leichter Anstieg von HDL-Cholesterin, einer
Verringerung der Nüchternglukosewerte und eine Abnahme von systolischem und diastolischem Blutdruck beobachtet werden.
Besonders deutlich seien diese Effekte bei Männern mit funktionalem Hypogonadismus ausgefallen.
Fazit
Die aktuellen Daten der Münsteraner Studie zeigen, dass die FDA-Empfehlungen für eine Testosterontherapie beim klassischen,
nicht aber beim funktionalen Hypogonadismus überdacht werden müssen – zum Wohl der betroffenen Männer in der urologischen Praxis.
Quellen:
[1]
FDA Drug Safety Communication: FDA cautions about using testosterone products for low testosterone due to aging; requires labeling
change to inform of possible increased risk of heart attack and stroke with use. Stand 03.03.2015
[2]
Zitzmann M, et al. 2024. Andrology 1-22, DOI:10.1111/andr.13626
[3]
Pencina KM, et al. JAMA Netw Open 2023; 6(10): e2340030.
Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V.
25. Oktober 2024
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