DGU 2024
Überaktive Blase:
Vorteile und effektive Behandlungsstrategien mit OnabotulinumtoxinA
Seit mehr als 10 Jahren ist OnabotulinumtoxinA (Botox®, OnaBoNTA) zur Therapie der überaktiven Blase zugelassen [1].
„Es ist eine starke Alternative in der Second-Line, wirkt lokal und erhöht nicht die anticholinerge Last“, so Dr. med. Fabian Queißert,
Leiter des Bereiches Neurourologie und des Kontinenzzentrums am Universitätsklinikum Münster, beim Meet-the-Expert von AbbVie
im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie 2024. Neben den genannten Vorteilen von OnabotulinumtoxinA
ging der Experte auf die Wirksamkeit und Sicherheit sowie auf wichtige Aspekte rund um die Therapie-Planung und -Durchführung ein.
Anhand von Studien arbeitete er auch Attribute von Patienten für eine besonders gute Wirksamkeit heraus.
Zur Wirksamkeit von OnabotulinumtoxinA bei der idiopathischen überaktiven Blase (iOAB) verwies der Experte auf die Zulassungsstudie
von Chapple et al. [2] sowie auf die GRACE-Studie von Hamid et al. [3]. „Neben einer signifikanten Reduktion von
2-3 Dranginkontinenzepisoden pro Tag im Vergleich zu Placebo, überzeugte die Quote von rund 25% der Patienten, die
bereits nach 1 Woche kontinent waren – das erreichen wir mit kaum einer anderen Behandlung in diesem Bereich“, so der
Experte. In der GRACE-Studie (Botox® unter Alltagsbedingungen) wurden die Patienten durchschnittlich 80 Monate untersucht.
Hier konnte ein 100%iger Rückgang der Inkontinenzepisoden/Tag in Woche 1 bei 25,5% und in Woche 12 bei 41,8% (p<0,001 vs. Woche 1)
der Patienten bzw. ein 50%iger Rückgang in Woche 12 bei 73,9% (p<0,001 vs. Woche 1) der Patienten beobachtet
werden [3]. Die Wirksamkeit von OnabotulinumtoxinA 100 AE## wurde auch in der EMBARK-Studie belegt: mit einem
signifikanten Rückgang der belastenden Symptome der Episoden der Harninkontinenz, Harndrangepisoden, Miktionen sowie Nykturie
im Vergleich zu Placebo [2,4,5] sowie einer anhaltenden Wirksamkeit für die Folgeinjektionen [6]. Zudem ergab das Sicherheitsprofil
keine Hinweise auf systemische Nebenwirkungen, wie unter Anticholinergika [4].
Optimierung des Therapiemanagements rund um die Injektion
Auch wenn der Zulassungstext dieses nicht voraussetzt, sprach sich der Experte für eine Urodynamik vor einer Injektion mit
OnabotulinumtoxinA in den Detrusor aus, auch um „Limitationen der Injektionsbehandlung sowie das Risiko einer Restharnbildung
abschätzen zu können“. Zudem sollte eine prophylaktische Antibiotika-Gabe 1-3 Tage vor der Behandlung, am Behandlungstag
sowie 1-3 Tage nach der Behandlung erfolgen [4]. Studien, wie die von Eckhardt et al. (n=565), welche retrospektiv verschiedenste
Antibiotikaregime inklusive des Nicht-Anwendens in Bezug auf Risiken und das Auftreten einer Infektion nach der
OnabotulinumtoxinA-Injektion untersuchte, konnten jedoch keine signifikanten Unterschiede in der Rate der Harnwegsinfekte
innerhalb von drei Monaten feststellen [7]. Im Einzelfall kann daher mit den Patienten auch ein Verzicht auf eine antibiotische
Prophylaxe besprochen werden. Dass die Angst vor Injektionsschmerzen unbegründet ist, zeigen laut Queißert neue Zahlen:
„In einer kleinen Gruppe von 52 Patienten einer noch unveröffentlichten Studie der Universitätsmedizin Münster gaben
diese auf der visuellen Analogskala [0=kein Schmerz bis 10=stärkster vorstellbarer Schmerz] einen sehr niedrigen Mittelwert
von 1,78 nach der OnabotulinumtoxinA-Injektion bei der iOAB unter instillierter Lokalanästhesie an.
Hohe Aufgeschlossenheit gegenüber Botox® in bestimmter Patientengruppe
Zuletzt ging der Referent noch auf die Studie von Makovey et al. [8] ein: „Vor allem Patientinnen und Patienten, die aufgrund
von Nebenwirkungen ihre anticholinerge Therapie abgebrochen haben, profitieren stärker von OnabotulinumtoxinA.“ In dieser
Studie waren OnabotulinumtoxinA-Injektionen bei Patienten mit idiopathischer überaktiver Blase erfolgreicher, bei denen
es zuvor aufgrund der Unverträglichkeit von Anticholinergika kein Ansprechen auf eine Pharmakotherapie gab, als bei denjenigen
mit schlechter Medikamentenwirkung (86% vs. 60%, p=0,02) [8]. Bei fehlender Wirksamkeit von Anticholinergika sollte immer
auch an Differentialdiagnosen gedacht werden, so Queißert. „Insgesamt bietet OnabotulinumtoxinA den iOAB-Patientinnen
und -Patienten in der Second-Line eine schnell wirksame und lang-anhaltende Therapie mit einer signifikanten und
klinisch-relevanten Verbesserung der Harninkontinenz und letztendlich natürlich der Lebensqualität“, resümierte
der Experte.
## Allergan-Einheiten
Literatur:
[1] Schulte-Baukloh H et al. Aktuelle Urol. 2023;54(01):55–60.
[2] Chapple C, et al. Eur Urol. 2013;64(2):249–256.
[3] Hamid R et al. Int Urogynecol J. 2021;32(1):65–74.
[4] BOTOX® Fachinformation, aktueller Stand.
[5] Nitti VW et al. J Urol. 2013;189:2186–2193.
[6] Nitti VW et al. J Urol. 2016;196:791–800.
[7] Eckhardt SE, et al. Int Urogynecol J. 2022;33(3):703–709.
[8] Makovey I, et al. Neurourol Urodyn. 2011;30(8):1538–1540.
Quelle: AbbVie-Meet-the-Expert „Onabotulinumtoxin A (OnaBoNTA) Injektion in den Detrusor – Tipps und Tricks für die
ambulante Durchführung“ im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie 2024, Leipzig, 26. September 2024.
Veranstalter: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG