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DGU-Kongress
Praxis-Daten und klinische Studien untermauern Nutzen von Avelumab beim lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten Urothelkarzinom

Im Rahmen eines Symposiums auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) wurden von der Firma Merck aktuelle Entwicklungen in der Behandlung des lokal fortgeschrittenen bzw. metastasierten Urothelkarzinoms (la/mUC) vorgestellt.

Zu Beginn erinnerte Prof. Dr. Günter Niegisch (Düsseldorf) daran, dass mUC-Patienten insbesondere in Deutschland unterversorgt sind. So zeigt eine retrospektive Auswertung von Krankenkassendaten, dass mehr als jeder zweite mUC-Patient in einem 12-Monats Follow-up nach der Diagnose keine systemische Therapie erhält [1]. Die Daten unterstreichen zudem, dass behandelte Patienten im Median bis zu zehn Monate länger leben als unbehandelte [1].

Real-World-Evidence schärft therapeutisches Praxis-Profil
„Diese Ergebnisse sind umso dramatischer, da sich die Therapielandschaft beim Urothelkarzinom in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt hat“, bemerkte Niegisch. Diese Zulassungen müssen sich nun in der Praxis beweisen, da sich Patienten in der Routineversorgung von Studienpatienten unterscheiden. So sind mUC-Patienten im Praxisalltag in der Regel älter, kränker und weisen einen höheren Frauenanteil auf, stellte Niegisch klar. Zur Bewertung von Therapien nach der Zulassung können Real-World-Studien wie die ambispektive AVENANCE-Studie einen wichtigen Beitrag leisten. Eingeschlossen waren 595 Patienten, von denen 55,5% nach Beendigung der Erstlinien-Erhaltungstherapie (zumeist aufgrund einer Krankheitsprogression) auf eine Zweitlinienbehandlung eingestellt worden waren. 21,0% waren zum Zeitpunkt des Datenschnitts (Beobachtungszeitraum: 13.07.2021–07.12.2023) noch auf Avelumab-Therapie [2]. Als Folgetherapien kamen vor allem eine Platin-basierte CT (n=81), andere CT (n=163) oder Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADC, n=62) zum Einsatz. Dabei zeigte sich ein verlängertes medianes Gesamtüberleben (mOS) bei den Patienten mit Avelumab und einer sich daran anschließenden Behandlung mit ADC von 40,8 Monaten ab Start der Platin-basierten CT in der Erstlinie (vs. 24,5 Monate unter anschließender Platin-basierter CT bzw. 17,9 Monate unter anderer CT) [2]. Diese Ergebnisse werden durch weitere RWE, wie die italienische READY-Studie, untermauert [4].

Patienten profitierten auch mit Carboplatin von der Avelumab-Erhaltungstherapie
Zur Wahl der Chemotherapie vor Beginn der Erstlinien-Erhaltungstherapie präsentierte Niegisch Subgruppenanalysen der JAVELIN Bladder 100-Studie. Dort zeigte sich, dass Patient:innen unter Carboplatin ebenso von einer Erstlinien-Erhaltungstherapie mit Avelumab profitierten wie unter Cisplatin (Carboplatin + Gemcitabin vs. BSC: OS HR 0,69; Cisplatin + Gemcitabin vs. BSC: OS HR 0,79) [5]. Weitere Analysen der Studie unterstreichen die Wirksamkeit von Avelumab auch bei geringer Tumorlast mit einem mOS von über 31 Monaten ab Start der Avelumab-Behandlung (exklusive der Zeitspanne der platinhaltigen Chemotherapie) in den drei untersuchten Subgruppen „nicht viszerale Metastasen“ (n=159), „alleiniger Lymphknotenbefall“ (n=51) und „alleiniger pelviner/retroperitonealer Lymph-knotenbefall“ (n=42).A,[3]

Neben den medizinischen Daten rücken auch patientenberichtete Ergebnisse (PROs) und der langfristige Erhalt der Lebensqualität immer weiter in den Fokus. In einer Post-hoc-Analyse der JAVELIN Bladder 100-Studie wurden PROs zu Symptomen und Lebensqualität unter Verwendung des FBISI-18B und EQ-5D-5LC durchgeführt [6].

Die Auswertung umfasste die Gesamtpopulation und die Subgruppe der Patienten, die bereits seit ≥12 Monaten die Erstlinien-Erhaltungstherapie erhielten [6]. Die PROs blieben auch bei längerer Behandlungsdauer stabil, was auf einen langfristigen Erhalt der Lebensqualität schließen lässt [6].

Auf dem Weg zur individualisierten Therapieentscheidung
Wohin entwickelt sich die Therapie des UC? „Dank neuer Therapien und eines besseren Verständnisses der Erkrankung werden wir künftig patientenindividueller behandeln und somit deutliche Fortschritte bei der Patientenversorgung machen“, konstatierte Niegisch. In Indikationen wie Brustkrebs ist dies bereits jetzt klinische Realität. „Dort wollen wir beim Urothelkarzinom auch hinkommen, und stehen am Anfang einer spannenden Entwicklung”, schloss der Experte.

ANicht viszerale Metastasen: mOS 31,4 vs. 17,1 Monate; alleiniger Lymphknotenbefall: 31,9 vs. 22,7 Monate; alleiniger pelviner/retroperitonealer Lymphknotenbefall: 31,2 vs. 20,2 Monate; jeweils ab Start der Erstlinien-Erhaltungstherapie [3]
BFunctional Assessment of Cancer Therapy Bladder Symptom Index-18
CEuroQoL 5 Dimensions 5 Levels

Literatur:
[1] Niegisch G et al. ASCO GU 2023, Poster/Abstract #464.
[2] Barthélémy P et al. ASCO GU 2024, Poster/Abstract #561.
[3] Bellmunt J et al. ASCO 2024, Abstract #4566.
[4] Antonuzzo L et al. https://doi.org/10.1016/j.esmorw.2024.100068.
[5] Sridhar et al., ASCO-GU, 2023. Abstract #508.
[6] Grivas P et al., ASCO GU 2024, Poster/Abstract #581.


Quelle: Merck AG

Oktober 2024

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