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Bericht vom 77. DGU-Kongress
Adipositas und Testosteronmangel
Gewichtsabnahme mit GLP-1-Analoga: Strategien zum Muskelerhalt
Ein Gewichtsverlust von fünf bis zehn Prozent verbessert nachweislich
die Gesundheit von Menschen mit Adipositas. Mithilfe der innovativen Therapieoptionen
mittels GLP-1-, GLP-1/GIP- oder GLP-1/GIP/Glucagon-Agonisten ist eine
solche Gewichtsabnahme für viele Betroffene nun erreichbar. Allerdings zeigt sich,
dass neben dem Fettgewebe auch vermehrt Muskelmasse abgebaut wird, was die langfristige
Gewichtsstabilisierung erschwert und das Risiko für Sarkopenie erhöht [1]. Prof.
Dr. med. Michael Zitzmann, Münster, stellte auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft
für Urologie (DGU) vor, welche Implikationen die GLP-1-Agonisten-Therapie für
adipöse und gleichzeitig hypogonadale Männer hat. Darüber hinaus erläuterte Zitzmann,
wie mit einem ganzheitlichen Therapiekonzept das Muskelgewebe erhalten werden
könnte. Dieses Therapiekonzept umfasst zusätzlich eine Ernährungsumstellung,
Bewegung und eine Testosterontherapie..
Bei einer starken Gewichtsabnahme verlieren Betroffene neben überschüssigem Körperfett
immer auch Muskelmasse – das ist ein bekanntes Phänomen. Unter den relativ neuen
„Abnehmspritzen“ mit verschiedenen Wirkstoffen ergaben Studien einen Verlust von 25 bis
39 % [1]. Dabei wird die Sarkopenie, also der deutliche Verlust von Muskelmasse, mit vielen
Erkrankungen und einer erhöhten Mortalität assoziiert [2]. Bei neuen Strategien in der Adipositas-
Behandlung sollte, neben dem Hauptziel des Körperfettabbaus, der Verlust von Muskelmasse
möglichst geringgehalten oder idealerweise sogar dessen Aufbau gefördert werden [1].
Auf Männer mit Adipositas und Testosteronmangel achten
Männer mit Adipositas zählen zu den Risikopatienten für einen symptomatischen Testosteronmangel
(männlicher Hypogonadismus). Dessen Prävalenz liegt gemäß einer Studie in dieser
Patientengruppe bei 52,4% [3]. In der urologischen Praxis sollte daher bei allen adipösen
Patienten mit Testosteronmangel-Symptomen der Testosteronwert überprüft werden.
Der männliche Hypogonadismus ist eine komplexe Erkrankung, die unterschiedliche Symptome
zur Folge haben kann. Dabei gilt: Je niedriger der Testosteronspiegel, desto größer die
Prävalenz der Symptome [4]. Neben möglichen klinischen Symptomen bzw. Anzeichen wie viszerales
Übergewicht/Adipositas, metabolisches Syndrom, Insulinresistenz und Typ-2-Diabetes
sowie Abnahme der Muskelmasse treten auch sexuelle Symptome wie verminderte Libido
und erektile Dysfunktion auf. Betroffene berichten zudem über kognitive und psychovegetative
Symptome wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, Erschöpfung,
Konzentrations- sowie Schlafstörungen, chronische Müdigkeit und Depression [5].
Drei-Säulen-Konzept bei Adipositas und funktionellem Hypogonadismus
Zur Therapie adipöser und gleichzeitig hypogonadaler Männer stellte Prof. Dr. med. Zitzmann
ein ganzheitliches Konzept, bestehend aus drei Säulen, vor [6]:
1. GLP-1-Agonisten: Die Pharmakotherapie ermöglicht eine deutliche und schnelle
Gewichtsabnahme. Als Folge der Körperfettreduktion steigt der Testosteronspiegel an
und das kardiovaskuläre Risiko sinkt. Als negative Aspekte sind Übelkeit,
Depressionen, Muskelabbau, hohe Kosten und das schwierige Absetzen der
Medikamente (Reboundeffekt) zu berücksichtigen.
2. Diät und Sport: Die Lebensstilmaßnahmen zählen zu den Grundpfeilern der Therapie,
um das Allgemeinempfinden der Betroffenen zu verbessern. Mit einer Ernährungsumstellung
inklusive ausreichender Proteinzufuhr und regelmäßigem Krafttraining kann
dem Muskelmasseverlust aktiv gegengesteuert werden.
3. Testosteron: Durch eine Testosterontherapie können direkte Testosteroneffekte auf
den Organismus, z.B. Muskelerhalt und -aufbau, stimuliert werden. Die Behandlung
kann dabei auch nur vorübergehend erfolgen. Dagegen abzuwägen ist das Risiko
eines unerwünscht hohen Hämatokrit-Anstieges und der reduzierten Spermatogenese.
Fazit: Bei Einsatz von GLP-1-Analoga zur Gewichtsabnahme sollte das Sarkopenie-Risiko
berücksichtigt werden. Bei Männern mit Adipositas und funktionellem Hypogonadismus
könnte, im Sinne eines ganzheitlichen Drei-Säulen-Konzepts, eine Testosterontherapie dem
Muskelmasseverlust aktiv entgegenwirken.
Presseinformation Besins Healthcare, Berlin anlässlich des 77. DGU-Kongresses, 17.-20. September 2025, Hamburg
Quellen:
[1] Berkovic MC et al. Saving muscle while losing weight: A vital strategy for sustainable results while on glucagon-like
peptide-1 related drugs. World J Diabetes. 2025; 16(9):109123.
[2] Xu J et al. Sarcopenia Is Associated with Mortality in Adults: A Systematic Review and Meta-Analysis. Gerontology. 2022;
68(4):361-376.
[3] Mulligan T et al. Prevalence of hypogonadism in males aged at least 45 years: the HIM study. Int J Clin Pract. 2006;
60(7):762-9.
[4] Zitzmann M et al. Association of specific symptoms and metabolic risks with serum testosterone in older men. J Clin
Endocrinol Metab. 2006; 91(11):4335-4343.
[5] Dohle GR et al. EAU Guidelines on Male Hypogonadism 2019. Online unter: https://uroweb.org/guideline/malehypogonadism/.
Letzter Zugriff: 01.10.2025.
[6] Zitzmann M. Die neuen Spritzen zum Abnehmen: Implikationen der GLP-1 Agonisten für die Andrologie. Vortrag im
Rahmen des 77. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Urologie; Forum 19.09.2025.
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