Testosterondefizit und veränderte PDE5-Expression bei älteren Männern
Hintergrund
Über altersbedingte Veränderungen der PDE5-Expression in den Corpora cavernosa liegen keine Daten vor.
Da ein Großteil älterer Männer von LOH betroffen ist, standen vielmehr Untersuchungen einer
Androgenabhängigkeit der PDE5-Expression mit teils widersinnigen Ergebnissen im Vordergrund.
Androgen-regulierte PDE5-Expression?
Bei hypogonadalen ED-Patienten hat eine TRT insbesondere in Kombination mit PDE5i stärkende Effekte
auf die erektile Funktion. Diese aus einer Reihe diesbezüglicher Studien gewonnene Erkenntnis begünstigte
die weitgehende Akzeptanz einer direkt Androgen-regulierten Expression von PDE5.
Eine positive Regulierung implizierte aber, dass ein positiver Regulator der erektilen Funktion
(Testosteron) die Verfügbarkeit eines negativen Regulators (PDE5) in die Höhe treibt.
Dieses Paradox war auf das Auffinden eines vermeintlichen Androgen-Response-Elements (ARE)
im Promotor des humanen PDE5A-Gens zurückzuführen (Lin CS, et al. 2001. Biochem Biophys Res Commun 280:684).
In einem nachfolgenden Review (Lin et al. 2013) wurde das einzelne nicht kanonische ARE dann als
nicht-funktionell erachtet.
Darüber hinaus wird auf zwei voneinander unabhängige Untersuchungen der androgenresponsiven Gene
im menschlichen Genom verwiesen. Unter jeweils einer großen Anzahl Gene mit ARE befand sich PDE5A nicht.
Genährt wird die Auffassung einer positiven Regulierung der PDE5-Expression durch Androgene
auch aus Experimenten mit Labortieren. Deren PDE5-Expression in den Corpora cavernosa, der
Prostata und der Harnblase war nach Kastration herunterreguliert. Durch Testosteron-Gabe
ließ sich die ursprüngliche PDE5-Expression wiederherstellen. An kultivierten Zellen ließ sich die
Heraufregulierung der PDE5-Expression bei Inkubation mit Androgen hingegen nicht nachvollziehen.
Synergische Effekte von Testosteron und PDE5-Inhibitoren:
Chronischer Testosteronmangel führt in den Corpora cavernosa zur Verminderung des Gehalts an glatten
Muskelzellen. Sie werden insbesondere durch Adipozyten ersetzt, und es kommt zur Fibrosierung.
Unter dieser Bedingung fehlt es bei der ED-Behandlung hypogonadaler Männer an Substrat für den Inhibitor.
Es ist daher anzuraten, zunächst die Testosteronspiegel zu normalisieren, bevor ein PDE5-Inhibitor gegeben wird.
Die Wiederherstellung der anatomischen und histologischen Integrität der Corpora cavernosa kann
dabei bis zu 6 Monate in Anspruch nehmen.
❏ Bei ED-Patienten mit LOH kommt es in der Behandlung mit Testosteron plus PDE5-Inhibitor zu synergischen Effekten.
❏ Eine direkte positive Androgenregulation der PDE5-Expression lässt sich nicht mit den klinischen Befunden bei ED oder Symptomen des unteren Harntrakts vereinbaren.
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