Hintergrund
In der European Male Ageing Study (EMAS) wurden Physiologie und klinischen Pathologie
des alternden europäischen Mannes untersucht. Anhand des Datenmaterials lassen sich insbesondere auch
Sexualsteroid-assoziierte metabolische Gesunheitsrisiken analysieren.
Zielsetzung
Der Zusammenhang zwischen Baseline-Sexualsteroiden und der Neuentwicklung eines MetS unter Berücksichtigung
des Sexualsteroid-bindendes Globulin (SHBG)-, des Mody Mass Index (BMI)- und des Insulinresistenz (IR)-Einflusses
wurde untersucht [1].
Patienten und Methoden
Von den 3.369 Teilnehmern EMAS-Kohorte konnten 2.376 Männer nachverfolgt werden. Bei der Rekrutierung
wurde bei 725 von ihnen ein MetS festgestellt. Die restlichen 1.651 Männer ohne MetS zu Baseline, bildeten
die im Zentrum stehende Studienkohorte. Die Testosteron- und Estradiolspiegel wurden mittels Flüssig- bzw.
Gaschromatographie/Massenspektrometrie
bestimmt.
Bisherige Befunde
In mehreren Studien wie der Baltimore Longitudinal Study of Aging
[2], der Kuopio
Ischemic Heart Disease Risk Factor Study
[3] und der Massachusetts Male Aging Study
[4]
wurde bei älteren Männern bei niedrigen Testosteronspiegel das erhöhte Risiko für MetS ermittelt.
Hingegen war das MetS-Risiko in der Framingham Heart Study [5], der Pommerschen Gesundheitsstudie [6]
und im Concord Health and Aging in Men Project [7] lediglich unabhängig mit dem SHBG-Spiegel
assoziiert.
Aktuelle Ergebnisse
Bei den Männern, die im Verlauf der Studie ein MetS entwickelten, lag ein höherer BMI, ein höherer Fettanteil
und HOMA-IR als bei den Männern, die kein MetS entwickelten. Zudem wiesen ihre Baseline-Angaben einen
weniger guten Gesundheitszustand aus.
In der logistischen Regressionsanalyse (Abb.) standen erniedrigte Spiegel an Gesamt- und freiem Testosteron signifikant mit
der Entwicklung eines MetS im Zusammenhang (Odds Ratio [OR] = 1,64, 95% CI, 1,41-1,90 bzw. OR = 1.31, 95% CI, 1,14-1,51.
hieran änderten auch Korrekturen für den BMI und Insulinresistenz nichts Wesentliches.
Gleiches traf auch für den SHBG-Spiegel zu. Diese Assoziation schmälerte sich zwar durch Korrekturen für Gesamttestosteron,
blieb aber signifikant. Ein Einfluss des Estradiolspiegels wurde nicht beobachtet. Allerdings reduzierte sich das
MetS-Risiko bei einem niedrigen Estradiol/Testosteron-Verhältnis deutlich.
Schlussfolgerungen
Bei Männern steht ein niedriger Testosteronspiegel aber nicht der dessen Metaboliten Estradiol mit dem Risiko,
ein metabolisches Syndrom zu entwickeln, im Zusammenhang. Diese Assoziation ist unabhängig von SHBG, dem BMI
und der Insulinresistenz.
Literatur:
[1] Antonio L, Wu FCW, O’Neill TW, et al. 2015.
Associations between sex steroids and the development of metabolic syndrome: a longitudinal study in European men.
J Clin Endocrinol Metab 100:1396-1404.
[2] Rodriguez A, Muller DC, Metter EJ, et al. 2007. Aging, androgens, and the metabolic syndrome
in a longitudinal study of aging. J Clin Endocrinol Metab 92:3568–3572.
[3] Laaksonen DE, Niskanen L, Punnonen K, et al. 2004.
Testosterone and sex hormone-binding globulin predict the metabolic syndrome and diabetes in middle-aged men.
Diabetes Care 27:1036–1041.
[4] Kupelian V, Page ST, Araujo AB, et al. 2006. Low sex hormone-binding globulin, total testosterone, and symptomatic
androgen deficiency are associated with development of the metabolic syndrome in nonobese men.
J Clin Endocrinol Metab 91:843–850.
[5] Bhasin S, Jasjua GK, Pencina M, et al. 2011.
Sex hormone-binding globulin, but not testosterone, is associated
prospectively and independently with incident metabolic syndrome in men: the Framingham heart study.
Diabetes care 34:2464–2470.
[6] Haring R, Volzke H, Spielhagen C, et al. 2013.
The role of sex hormone-binding globulin and testosterone in the risk of incident metabolic syndrome.
Eur J Prev Cardiol 20:1061–1068.
[7] Hirani V, Naganathan V, Blyth F, et al. 2015.
Cross-sectional and longitudinal associations between anemia and frailty in older Australian men: The Concord Health and Aging in Men Project.
J Am Med Dir Assoc 16:614-620.