Hintergrund und Zielsetzung
In einer aktuellen Studie untersuchten japanische Sportwissenschaftler bei übergewichtigen und adipösen Männern,
die sich einem 12-wöchigen Programm mit Lebensstilveränderungen unterzogen, wie sich
Testosteron auf den zentralen Blutdruck auswirkt. Ziel war die Überprüfung ihrer Hypothese, wonach sich der Testosteronspiegel
durch diätetische Maßnahmen und körperliches Training erhöht und dadurch zur Absenkung des zentralen Blutdrucks beiträgt [1].
Bei hypogonadalen Männern bewirkt die Anhebung des Serum-Testosterons auf physiologische Werte eine progressive Abnahme des (Über)Gewichts, des Bauchumfangs und des BMI [3].
Mit der European Male Ageing Study (EMAS) wurde erstmals für die allgemeine Bevölkerung gezeigt, dass eine moderate Gewichtsreduktion mit einem Anstieg des Testosteronspiegels verbunden ist [4].
Die 6-monatige Behandlung mit 1% Testosteron-Gel verbesserte bei symptomatischen Männern mit niedrigem
bis normalen Testosteronspiegel die Körperzusammensetzung und die gesundheitsbezogene Lebensqualität [5].
Messungen des Blutdrucks nach Riva-Rocci und des zentralen systolischen Blutdrucks ergaben jeweils niedrigere Werte als vor
Beginn der Lifestyle-Intervention (124/85 mmHg versus 119/75 mmHg bzw. 114 versus 101 mmHg; Abb. 2). Diesbezüglich wurde eine signifikante,
positive Korrelation zwischen der Veränderung des zentralen systolischen Blutdrucks und der Abnahme des Körpergewichts sowie
eine signifikante negative Korrelation zwischen der Veränderung des Serum-Testosteronspiegels und der des zentralen Blutdrucks registriert.
In einer schrittweise multivariaten linearen Regressionsanalyse war die Veränderung des zentralen systolischen Blutdrucks
signifikant mit der Veränderung des Testosteronspiegels – nicht aber mit der des Körpergewichts – korreliert.
Die Untersucher schließen daraus auf Einflüsse des Testosterons auf Mechanismen, die die Regulierung des zentralen
Blutdrucks bewirken. Andererseits ist unter den Studienbedingungen keine eindeutige Zuordnung möglich. Mit Sicherheit
spielt auch reduzierte arterielle Steifigkeit als Folge des bei aerobem Training erhöhten Blutflusses eine Rolle.
Der Testosteronspiegel der zumeist nur übergewichtigen Studienteilnehmer lag grenzwertig im unteren Normbereich.
In der Praxis werden aber häufig auch adipöse, hypogonadale Männer behandelt. Bei diesen Patienten bleiben positive
Veränderungen anthropometrischer Parameter allein mit Kalorienrestriktion und zumutbar moderater aerober körperlicher
Aktivität relativ gering ausgeprägt. Erst zusätzlicher Testosteronausgleich führt zur signifikanten Abnahme des
Körpergewichts, des Bauchumfangs und des BMI [6]. Zentrale Blutdruckmessung unter solchen Voraussetzungen wären
sicher aufschlussreich.
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