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Testosteronausgleichstherapie bei Männern mit Prostatakrebs über unterschiedliche Zeitdauer


Hintergrund und Zielsetzung

Die Anwendung der Testosteronausgleichstherapie (TRT) bei hypogonadalen Männern nach kurativer Therapie eines Prostatakarzinoms hat sich zwar noch nicht etabliert, doch sie wird auch in der S3 Leitlinie Prostatakarzinom nicht kategorisch ausgeschlossen. Dieser erste Schritt in Richtung einer möglichen Empfehlung beruht auf Daten aus einer Reihe zumeist kleinerer Studien – wenn auch nicht randomisiert und kontrolliert – die in den letzten Jahren die Auffassung bestärkt haben, dass eine TRT nach erfolgreich abgeschlossener Therapie bei Patienten mit Prostatakrebs deutlich sicherer ist als zuvor angenommen wurde. Diesbezüglich wurde in einer zeitvariablen Analyse geprüft, ob sich die Dauer der Exposition mit einer TRT auf das Krankheitsergebnis auswirkt [1].

Patienten und Methoden
Unter Verwendung von Daten der Surveillance, Epidemiology, and End Results-Medicare (SEER)-Datenbank wurden 149.354 Männer identifiziert, die in den Jahren von 1991 bis 2007 mit einer Prostatakrebs-Diagnose konfrontiert waren. Diejenigen von ihnen, die mit einer TRT behandelt worden waren, wurden nach der Therapiedauer in drei Gruppen aufgegliedert (>60 Tage, 30-60 Tage und <30 Tage.

Bisherige Befunde
Eine Testosteronsubstitution nach kurativer Therapie eines Patienten mit Prostatakarzinom und Zeichen von Hypogonadismus kann die Lebensqualität verbessern. Der Einfluss auf das Rezidivrisiko ist aufgrund der Datenlage gegenwärtig unklar, deswegen sollte eine besondere Aufklärung und Überwachung des Patienten erfolgen. S3 Leitlinie Prostatakarzinom, Empfehlungsgrad B, LOE 3, Expertenkonsens Gesamtabstimmung: 95%.

Die Testosteron-Therapie bei Prostatakrebs-Patienten nach radikaler Prostatektomie ist effektiv. Obwohl ein PSA-Anstieg registriert wird, kommt es offensichtlich – auch bei high-risk-Prostatakrebs – nicht zu einer erhöhten Rezidivrate [2].

In einer weiteren Studie zu Testosteronausgleich bei Prostatakrebs-Patienten nach Strahlentherapie (3 mit Brachytherapie) wurde bei keiner Kontrolle ein signifikanter Anstieg des PSA-Werts oder ein Rezidiv festgestellt [3].

Die Erfahrungen zur TRT bei Prostatakrebs-Patienten nach Brachytherapie beruhen im Wesentlichen auf einer Studie, in der 31 Teilnehmer mit symptomatischem Hypogonadismus median 5 Jahre nachbeobachtet wurden. Es kam in keinem Fall zu einem Rezidiv oder Krankheitsprogression und daher auch zu keinem vorzeitigen Abbruch der TRT [4].

Aktuelle Ergebnisse
Von den insgesamt 149.354 ausgewerteten Prostatakrebs-Patienten hatten 1.181 (0,79 %) nach Abschluss



der kurativen Therapie eine TRT erhalten. Die Dauer der Testosteronsubstitution betrug bei 625 Männern ≤30 Tage, bei 140 Männern 31 bis 60 Tage und bei 389 Männern >60 Tage. Mittels "propensity weighting" wurden zwischen den Gruppen vergleichbare demographische und Prostatakrebs-spezifische Daten einschließlich Tumorgrad, klinisches Stadium und initiale Therapie hergestellt.

Die Ergebnisse bezüglich Gesamt- und Prostatakrebs-spezifischem Überleben sowie die Notwendigkeit einer Salvage-ADT (Androgendeprivationstherapie) sind graphisch dargestellt (Abb.).


Schlussfolgerungen
Während sechsjähriger Nachbeobachtung wurde bei Prostatakrebs-Patienten nach kurativer Therapie durch die Anwendung einer Testosteronausgleichstherapie keine Erhöhung der Mortalitätsrate oder der Notwendigkeit zur Salvage-Androgendeprivation registriert. Durch die bevölkerungsbasierte Studie wird der Datenfundus bereichert, der sich in letzter Zeit zur Sicherheit und Wirksamkeit einer Behandlung der Symptome des Hypogonadismus auch bei Patienten mit überstandenem Prostatakrebs, angesammelt hat.
   
Literatur:
[1] Kaplan AL, Lenis AT, Shah A, et al. 2015. Testosterone replacement therapy in men with prostate cancer: a time-varying analysis. J Sex Med 12:374-380.
[2] Pastuszak AW1, Pearlman AM, Lai WS, et al. 2013. Testosterone replacement therapy in patients with prostate cancer after radical prostatectomy. J Urol 190:639-644.
[3] Pastuszak AW, Pearlman AM, Godoy G, et al. 2013. Testosterone replacement therapy in the setting of prostate cancer treated with radiation. Int J Impot Res 25:24-28.
[4] Sarosdy MF, 2007. Testosterone replacement for hypogonadism after treatment of early prostate cancer with brachytherapy. Cancer 109:536-541.


Februar 2015 Druckversion jfs
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