Hintergrund
Bei alternden Männern verändert sich die Körperzusammensetzung hin zu einem verminderten Prozentsatz an fettfreier Masse und einem erhöhten
Fettgewebsanteil. Parallel dazu sinkt vielfach der Serum-Testosteronspiegel. Sarkopenie führt zu einem Nachlassen der Kraft und der
körperlichen Leistungsfähigkeit, so dass sich das Risiko für ein Pre-Failty- oder Failty-Syndrom erhöht.
Zielsetzung
Es sollte untersucht werden, inwieweit sich die Körperzusammensetzung sowie Kraft und funktionelle Leistungsfähigkeit
durch eine Testosteronsubstitution mit und ohne begleitendes progressives Widerstandstraining bei Männern mit erniedrigtem
Testosteronspiegel beeinflussen lassen.
Teilnehmer und Intervention
Es wurden 167 allgemein gesunde aber untrainierte ältere Männer (66±5 Jahre alt) mit einem Testosteronspiegel
im niedrigen Normalbereich (2 bis 3,5 ng/ml) rekrutiert.
Die Teilnehmer wurden randomisiert mit Testosteron-Gel oder Placebo behandelt und jeweils einer Gruppe mit oder ohne progressivem
Widerstandstraining zugeordnet.
Bisherige Befunde
In einer Reihe von Studien wurden übereinstimmend positive Effekte einer Testosteronsubstitution auf die Körperzusammensetzung
registriert.
Hinsichtlich der Auwirkungen eines Testosteronausgleichs auf Kraft und physische Funktion sind die Ergebnisse hingegen
widersprüchlich.
Aktuelle Ergebnisse
Die Studie wurde mit 143 Teilnehmern abgeschlossen (Testosterongruppe 88%, Placebo-Gruppe 85%). In der Testosterongruppe
stieg der Spiegel an Gesamttestosteron nach 12 Monaten auf 5,3±2,9 ng/ml, während er in der Placebo-
Gruppe mit
2,9±0,65 ng/ml nahezu unverändert
blieb.
Eine Zunahme der fettfreien Körpersubstanz war in der Gruppe mit Testosteronausgleich plus Krafttraining deutlich
am stärksten ausgeprägt. Dieser Effekt reduzierte sich ohne Übungsprogramm auf etwa die Hälfte. Eine Steigerung
der fettfreien Substanz wurde auch mit Krafttraining allein erzielt, nicht aber ohne die Übungen plus Placebo.
Die Zunahme der Kraft war bei Männern, die sich dem Widerstandstraining unterzogen hatten, bei Behandlung mit
Testosteron oder Placebo etwa gleich stark ausgeprägt. Bei Männern ohne Trainingsprogramm erhöhte sich die
Kraft in Armen und Händen unter der Testosteronsubstitution gegenüber Placebo (Bankdrücken 12,6% vs. 6,2%,
Schrägbankdrücken 15,6% vs. 3,7%, Griffstärke 15,3% vs. 7,8%). Eine Zunahme der Beinkraft war
im Wesentlichen bei den Männern signifikant, die sich auch dem Krafttraining mit Widerstandsübungen
unterzogen haben. Auch die funktionelle Leistungsfähigkeit war nach 12 Monaten am ehesten verbessert, wenn
die Männer ein Widerstandstraining absolviert hatten.
Schlussfolgerungen
Bei allgemein gesunden, untrainierten älteren Männern mit niedrigem Testosteronspiegel führten 12 Monate
Widerstanstraining plus Testosteronsubstitution wie auch die Testosteronsubstitution oder die Widerstandsübungen
jeweils allein zur Verbesserung der Körperzusammensetzung und vermehrter Kraft in den Armen und Händen.
Mit ersterer Intervention war die Abnahme an Körperfett und die Zunahme der fettfreien Körpersubstanz zwar
deulich am stärksten ausgeprägt, doch das resultierte nicht in einem höheren Kraftzuwachs gegenüber
alleinigen Widerstandsübungen. Die Zunahme der Kraft bei Testosteronzufuhr allein beschränkte sich auf die
Schultern und oberen Gliedmaßen.
Während die Vermeidung von Muskelverlusten wie auch der Zuwachs von Muskelmasse auf Kosten der Fettspeicher
am ehesten durch den Ausgleich eines Androgenmangels zu erzielen ist, bedarf die Funktionalität der Muskulatur
insbesondere der intensiven Beanspruchung.
Literatur:
[1] Hildreth KL, Barry DW, Moreau KL, et al. 2013. Effects of testosterone and progressive
resistance exercise in healthy, highly functioning older men with low-normal testosterone levels.
J Clin Endocrinol Metab 98:1891-1900.