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Niedrige Testosteronspiegel und Risiko für Nierensteine: Ergebnisse einer retrospektiven Kohortenstudie

Hintergrund/Zielsetzung

Die Prävalenz von Hypogonadismus und Nierensteinerkrankungen hat in den vergangenen Jahrzehnten weltweit zugenommen. Niedrige Testosteronspiegel sind mit vielfältigen klinischen Symptomen wie Libidoverlust, erektiler Dysfunktion, Fatigue und metabolischen Veränderungen assoziiert. Zugleich sind Nierensteine zu einem globalen Gesundheitsproblem geworden, das durch eine hohe Rezidivrate und relevante Morbidität gekennzeichnet ist. Männer erkranken etwa doppelt so häufig wie Frauen, was auf hormonelle Einflüsse hindeutet. Der Zusammenhang zwischen Testosteron und Nephrolithiasis ist jedoch bislang kontrovers. Ziel der vorliegenden Studie war es, den Einfluss niedriger Serumtestosteronspiegel auf das Risiko einer erstmaligen Nierensteinerkrankung in einer großen, multi-institutionellen Kohorte zu untersuchen.

Patienten und Methoden

Es wurde eine retrospektive Kohortenanalyse auf Basis des TriNetX Research Network durchgeführt, das Daten von 81 Gesundheitsorganisationen aus vier Ländern umfasst. Eingeschlossen wurden Männer ≥18 Jahre mit dokumentierten Serumtestosteronwerten aus den Jahren 2007 bis 2023.

Ausschlusskriterien waren: Vorgeschichte von Nierensteinerkrankungen und Verordnung einer Testosteronersatztherapie zu irgendeinem Zeitpunkt.

Die Einteilung erfolgte anhand der AUA-Leitlinie in zwei Gruppen: (A) Low-T: <300 ng/dl und (B) Normal-T: ≥300 ng/dl

Es wurde ein Propensity-Score-Matching (1:1) durchgeführt unter Berücksichtigung von Alter, Body-Mass-Indes (BMI), Komorbiditäten (z.B. Hypertonie, Diabetes) und medikamentöser Risikofaktoren (u.a. Furosemid, Diuretika).

Der primäre Endpunkt war die erstmalige Diagnose von Nierensteinen. Zusätzlich wurde eine altersstratifizierte Analyse (18–24, 25–33, 34–44, 45–54, 55–64, ≥65 Jahre) durchgeführt. Statistische Auswertungen erfolgten mittels Cox-Regression.

Ergebnisse

Insgesamt wurden 527.114 Männer analysiert, davon 263.557 mit Low-T und 263.557 mit Normal-T. Männer mit Low-T hatten ein signifikant erhöhtes Risiko für eine erstmalige Nierensteindiagnose als Männer mit Normal-Testosteronwerten (4,1% vs. 3,78%), (HR 1,12; 95%-KI 1,09–1,15; p<0,0001)

In der Altersgruppe 18–24 Jahre wurde kein signifikanter Unterschied (p=0,515) beobachtet. Männer ab 25 Jahren hatten generell statistisch signifikant erhöhtes Risiko für eine Nierensteindiagnose. Höchstes Risiko wurde bei Männern im Alter von 34–44 Jahren (HR 1,29; 95%-KI 1,17–1,38) festgestellt. Auch Männer ≥65 Jahre wiesen ein moderat erhöhtes Risiko auf (HR 1,07; 95%-KI 1,02–1,11). Unabhängig vom Testosteronstatus nahm die absolute Inzidenz von Nierensteinen mit dem Alter kontinuierlich zu.

Die vorliegenden Ergebnisse liefern erstmals robuste Evidenz für einen Zusammenhang zwischen niedrigen Serumtestosteronspiegeln und einem erhöhten Risiko für Nierensteinerkrankungen. Besonders auffällig war der Anstieg des Risikos ab dem 25. Lebensjahr, mit einem Maximum in der Altersgruppe der 34–44-Jährigen.

Kernaussagen
 
❏ Niedrige Serumtestosteronspiegel (<300 ng/dl) sind mit einem signifikant erhöhten Risiko für eine erstmalige Nierensteinerkrankung assoziiert.

❏ Das höchste Risiko für Nierensteine wurde bei Männern im Alter von 33 bis 44 Jahren beobachtet.

❏ Angesichts der steigenden Prävalenz von Hypogonadismus und Urolithiasis sind diese Ergebnisse klinisch relevant.

❏ Prospektive Studien sind erforderlich, um kausale Zusammenhänge zu bestätigen und die Rolle einer Testosteronsubstitution im Kontext der Nierensteinprävention zu klären.

Literatur:
Thompson A, et al. 2025. Low serum testosterone is associated with an increased risk of first-time renal calculi in men without testosterone replacement therapy. IJIR: Your Sexual Medicine Journal 37:623–628; https://doi.org/10.1038/s41443-024-00963-x
September 2025 Drucken jfs
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