abdrologen-logobar

 

Testosteronersatztherapie und COVID-19-Risiko sowie Auswirkungen von COVID-19 auf die Wirksamkeit der Testosteronbehandlung

Hintergrund/Zielsetzung

Ob zirkulierende Testosteron-, Dihydrotestosteron- und Estradiolspiegel oder eine Testosteronersatztherapie (TRT) das Risiko an COVID-19 zu erkranken beeinflussen, und ob COVID-19-Infektion die Behandlungsergebnisse einer TRT beeinträchtigt, ist bislang unbekannt.

Die Studie „Testosterone Replacement Therapy for Assessment of Long-Term Vascular Events and Effectiveness ResponSE in Hypogonadal Men“ (TRAVERSE), eine randomisierte, placebokontrollierte Studie wurde konzipiert, um die kardiovaskuläre Sicherheit der TRT bei Männern mittleren und höheren Alters mit Hypogonadismus zu bestimmen (andro.topics, Juni 2023). Mitten in der Studie brach die COVID-19-Pandemie aus, und bei 379 von insgesamt 5.204 Studienteilnehmern wurde COVID-19 diagnostiziert.

Die Studie umfasste Männer im Alter von 45 bis 80 Jahren mit Hypogonadismus und mit bestehender kardiovaskulärer Erkrankung oder erhöhtem Risiko für KHK, mit Symptomen eines Hypogonadismus und niedrigen Testosteronwerten. Um den Zusammenhang zwischen prätherapeutischen Hormonspiegeln, TRT und COVID-19-Risiko zu untersuchen sowie die Auswirkungen einer COVID-19-Infektion auf die Wirksamkeit und Sicherheit der TRT zu bewerten, wurden die Ausgangs- und die während der Behandlung gemessenen Hormonspiegel sowie Sicherheit und Wirksamkeit bei Teilnehmern mit und ohne COVID-19-Diagnose verglichen.

Ergebnisse

Weder die Ausgangswerte noch die während der Behandlung gemessenen Testosteron-, Estradiol- und Dihydrotestosteronspiegel vor COVID-19 unterschieden sich signifikant zwischen Männern mit und ohne COVID-19-Diagnose.
Die Inzidenz von COVID-19 in den TRT- und Placebogruppen war ähnlich (Kaplan-Meier-Inzidenz über 3 Jahre: 8,0% in der TRT-Gruppe und 8,6% in der Placebogruppe, p=0,823). Weder die prätherapeutischen Testosteronwerte noch die on-treatment-Werte vor COVID-19-Diagnose standen im Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für COVID-19.

Die Schwere der Erkrankung, gemessen an COVID-19-bedingten Hospitalisierungen (38,5% vs. 32,8%, p=0,222) und Todesfällen (12,8% vs. 8,9%, p=0,247), war in beiden Gruppen vergleichbar. Nach COVID-19 zeigte sich bei Männern unter TRT ein signifikanter Abfall der Testosteron- und Estradiolspiegel im Jahr nach der Infektion, während in der Placebogruppe keine solchen Veränderungen beobachtet wurden.
Veränderungen bei Hämoglobin und Hämatokrit als Reaktion auf TRT waren bei testosteronbehandelten Männern, die COVID-19 entwickelten, abgeschwächt: Im Jahr nach COVID-19 kam es zu einem signifikanten Rückgang des Hämatokrits (-1,2% [-1,8%, -0,6%]) und des Hämoglobinspiegels (-0,49 [-0,73, -0,25] g/dl). In der Placebogruppe änderten sich die Werte nicht signifikant (Abb.).

Abb.: Veränderung der Hämatokrit- und Hämoglobinwerte gegenüber dem Ausgangswert bei Teilnehmern mit COVID-19-Diagnose (sowohl Ausgangswert zu Prä-COVID als auch Ausgangswert zu Post-COVID) und bei Teilnehmern ohne COVID-19-Diagnose durch TRT- und Placebobehandlung.
 


Bezüglich der Wirksamkeit der TRT zeigte sich, dass Männer ohne COVID-19 nach TRT eine Verbesserung ihrer hypogonadalen Symptome, Libido und Energie erfuhren. Bei Männern mit COVID-19 wurden diese Verbesserungen jedoch deutlich abgeschwächt, was auf eine Beeinträchtigung der TRT-Wirkung durch die Infektion hindeutet.

Die Häufigkeit von schweren kardiovaskulären Ereignissen, venösen Thromboembolien und akuten Nierenschäden war in den mit COVID-19 Diagnostizierten und Nicht-Diagnostizierten ähnlich.

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass eine TRT bei hypogonadalen Männern keinen Einfluss auf das Risiko einer COVID-19-Infektion hat, allerdings schwächte Covid-19 die Behandlungsergebnisse einer TRT ab.

Kernaussagen
 
❏ Der Testosteron-Ausgangswert hatte keinen Einfluss auf das Risiko, an COVID-19 zu erkranken.

❏ COVID-19-Infektion hat die Wirksamkeit der Testosterontherapie abgeschwächt und war mit einer Reduktion von Hämoglobin und Hämatokrit verbunden.

❏ Die Häufigkeit von COVID-19-Diagnosen sowie COVID-19-bezogenen Krankenhausaufenthalte und Todesfälle war in der Testosteron- und Placebo-Gruppe ähnlich.

❏ Bei hypogonadalen Männern, die kein COVID-19 hatten, war die Testosterontherapie bei der Linderung von Symptomen eines Hypogonadismus, Libido und Antriebsschwäche deutlich wirksamer als Placebo.

❏ Die Häufigkeit schwerwiegender unerwünschter kardiovaskulärer Ereignisse, venöser Thromboembolien und akuter Nierenschäden war bei Männern mit und ohne COVID-19 ähnlich.

Literatur:
Pencina KM, et al. 2025. Testosterone Replacement Therapy and Risk of COVID-19 and Effect of COVID-19 on Testosterone’s Treatment Effect. J Endocrin Soc 9, bvaf002 https://doi.org/10.1210/jendso/bvaf002
April 2025 Drucken jfs
fusszeile1

 
       © 2003-2025 pro-anima medizin medien   –   impressum   –   mediadaten   –   konzeption
  –   datenschutz