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Populationsbasierte Beurteilung eines potenziellen Prostatakrebsrisikos bei Hypogonadismus und Testosteronersatztherapie bei hypogonadalen Männern

Hintergrund/Zielsetzung

Verschiedene kleinere Studien haben für hypogonadale Patienten ein verringertes Risiko für lokalisierten Prostatakrebs nachgewiesen. Dagegen wurde das Risiko für metastasierten Prostatakrebs eigens in der Population hypogonadaler Patienten noch nicht erforscht. Daher wurde zum grundlegenden Verständnis der Beziehung zwischen unbehandeltem wie auch behandeltem Hypogonadismus das Risiko, lokalisierten oder metastasierten Prostatakrebs zu entwickeln, in einer großen populationsbasierten Studienkohorte untersucht. Mit Hypogonadismus diagnostizierte Männer wurden unter Zuhilfenahme der Merative MarketScan-Datenbank ermittelt.

Patienten und Methoden

Während der Studienperiode umfasste die Kohorte 3.222.904 Männer, bei denen die Hälfte mit einem Hypogonadismus (z.B. Gesamttestosteron: ≥300 ng/dl) diagnostiziert worden war (je 1.611.452 Fälle und eugonadale Kontrollen). Die Gruppe hypogonadaler Männer stimmte in allen wesentlichen Charakteristika mit der Gruppe eugonadaler Männer überein. Das durchschnittliche Alter der Männer betrug 52 Jahre (Bereich 44–59 Jahre).

Zum Verständnis des Einflusses von Hypogonadismus und TRT auf das Prostatakrebsrisiko dienten multivariate negative binomiale Regressionsanalysen der Prostatakrebs-Diagnosen, Hypogonadismus und TRT bei hypogonadalen Männern mit Adjustierungen für verschiedene bekannte Störfaktoren.

Ergebnisse

In der Gruppe hypogonadaler Männer – gleich ob mit oder ohne TRT – waren ein höherer Anteil Diabetiker, vermehrt Männer mit höherer BMI-Stufe (25–30, 30–40, >40) und ein größerer Anteil Männer mit peripherer Gefäßkrankheit (jeweils p<0,001). Bei den eugonadalen Männern lag der Prozentsatz von lokalisiertem und metastasiertem Prostatakrebs bei 2,16% bzw. 0,17%. Bei Männern mit unbehandeltem Hypogonadismus waren es 1,55% bzw. 0,05% und bei Männern mit TRT 1,99% bzw. 0,07% (jeweils p<0,001)

In multivariater Regressionsanalyse für lokalisierten Prostatakrebs, waren hypogonadale Männer ohne TRT im Vergleich mit eugonadalen Kontrollen unabhängig mit einem verringerten Prostatakrebsrisiko assoziiert (Inzidenzratenverhältnis [IRR] 0,46, 95% KI 0,43–0,50, p <0,001). Auch hypogonadale Männer unter einer TRT hatten ein signifikant verringertes Prostatakrebsrisiko (IRR 0,49, 95% KI 0,45–0,53, p <0,001).

Sowohl fortgeschrittenes Alter als auch ein erhöhter Charlson-Komorbiditätsindex waren mit einem erhöhten Risiko assoziiert, Prostatakrebs zu entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit für metastasierten Prostatakrebs war vergleichbar. Im Vergleich mit den Kontrollen war die Entwicklung von metastasiertem Prostatakrebs bei hypogonadalen Männern ohne TRT weniger wahrscheinlich (IRR 0,19, 95% KI 0,18–0,22, p <0,001). Auch hypogonadale Männer mit TRT hatten ein vermindertes Risiko für metastasierten Prostatakrebs (IRR 0,20, 95% KI 0,19–0,24, p <0,001).

Kernaussagen
 
❏ Anhand einer populationsbasierten Analyse von 1.611.452 Patienten und übereinstimmenden eugonadalen Kontrollen ließ sich nachweisen, dass Hypogonadismus mit einem geringeren Risiko für lokalisierten und metastasierten Prostatakrebs assoziiert ist.

❏ Wurden hypogonadale Männer mit einer Testosteronersatztherapie behandelt, war das Risiko eines darauf folgenden Prostatakrebses auch nicht höher als bei Männern mit unbehandeltem Hypogonadismus.


Literatur:
Asanad K, Horns J, Driggs N, et al. 2024. Population-based assessment of hypogonadism and testosterone replacement therapy in hypogonadal men: is there a potential prostate cancer risk? Int J Impot Res doi: 10.1038/s41443-023-00820-3. Online ahead of print.
August 2024 Drucken jfs
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