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Kardiovaskuläre Ereignisse bei der Testosteronbehandlung:

Metaanalyse mit einzelnen Teilnehmerdaten

Hintergrund/Zielsetzung

Die Testosteronsubstitution ist die standardmäßige Behandlung der Symptome des Hypogonadismus bei Männern. Allerdings werden anhand meist zurückliegender nicht schlüssiger Befunde teilweise immer noch Ungewissheiten über die kardiovaskuläre Sicherheit angeführt. Aktuell sollte die umfangreichste Datei einzelner Teilnehmerdaten (engl.: IPD) in verfügbaren Testosteronstudien für die Analyse aller Subtypen der unter einer Testosteronbehandlung aufgetretenen kardiovaskulären Ereignisse bereitgestellt werden.

Patienten und Methoden

Von 9.871 identifizierten Zitierungen verblieben letztlich 35 primäre Studien (5.601 Teilnehmer, mittleres Alter 65 Jahre) deren peer-reviewte Artikel als geeignet erachtet wurde. In diesen waren in 17 Studien (49%) aus neun verschiedenen Ländern IPD enthalten (3.431 Teilnehmer, mittlere Behandlungsdauer 9,5 Monate [12 Wochen – 3 Jahre]). Das Risiko für Bias wurde in den meisten IPD-Studien (12/17) als gering eingestuft. Ohne IPD-Erwähnungen waren 18 Studien.

Verwertbare Studien

Von 9.871 identifizierten Zitierungen verblieben letztlich 35 primäre Studien (5.601 Teilnehmer, mittleres Alter 65 Jahre) deren peer-reviewte Artikel als geeignet erachtet wurde. In diesen waren in 17 Studien (49%) aus neun verschiedenen Ländern IPD enthalten (3.431 Teilnehmer, mittlere Behandlungsdauer 9,5 Monate [12 Wochen – 3 Jahre]). Das Risiko für Bias wurde in den meisten IPD-Studien (12/17) als gering eingestuft. Ohne IPD-Erwähnungen waren 18 Studien.

Mortalität

In 14 Studien waren IPD über Mortalität enthalten. Die einstufige Analyse wies auf weniger Todesfälle in der Testosterongruppe als in der Placebogruppe hin (6/1.621 [0,4%] vs.12/1.537 [0,8%]; OR, 0,46, p=0,13). Unter den Todesursachen waren Myokardinfarkt, Krebs und Ruptur eines Aortenaneurysmas. In der zweistufigen Analyse ergaben sich vergleichbare Ergebnisse.

Kardiovaskuläres Risiko

In 13 Studien fanden sich IPD für kardiovaskuläre oder Zerebrovaskuläre Ereignisse. Das kardiovaskuläre Risiko war bei Testosteronbehandlung und Placebogabe (120/1.601 [7,5%] vs. 110/1.519 [7,2%] OR 1,07; p=0,62) vergleichbar. Häufiger traten Arrhythmien (52/166 vs. 47/176), koronare Herzkrankheit (33/166 vs. 33/176), Herzinsuffizienz (22/166 vs. 28/76) und Myokardinfarkt (10/166 vs. 16/176) auf. Alles in allem waren das Alter der Patienten, der Raucherstatus oder die Basisdaten zu kardio-/zerebrovaskuläre Ereignissen nicht mit dem kardiovaskulären Risiko verbunden. Ferner ergab eine vorbestimmte Analyse keinen Hinweis darauf, dass die zu Baseline vorliegende Konzentration des Gesamt- oder des freien Testosterons mit dem kardiovaskulärem oder dem zerebrovaskulären Risiko unter der Testosteronbehandlung im Zusammenhang steht (p=0,69).

Neu aufgetretener Diabetes und Diabetes-Komplikationen

In zwei Studien waren Fälle von neu aufgetretenem Diabetes und Diabetes-Komplikationen erwähnt (Testosteron 1,9% vs. Placebo 2,5%). Es bestand auch kein Unterschied bezüglich des Auftretens von Prostatakrebs, Hypertonie, venösem Thromboembolismus und nicht apoplektischer zerebrovaskulärer Symptomatik. Mehr Männer mit Testosteron als Placebo hatten Ödeme und einen erhöhten Hämatokrit.

Kernaussagen
 
❏ Die Metaanalyse randomisierter kontrollierter Studien mit IPD erbrachte keinen Evidenznachweis für die Erhöhung kardiovaskulärer Risiken bei Männern mit Hypogonadismus die sich eines kurz- bis mittelfristigen Testosteronausgleichs unterziehen.

❏ Allerdings sollte der Mangel an langfristigen Daten zur Sicherheit durch adäquate Studien ergänzt werden.

Literatur:
Hudson J, Cruickshank M, Quinton R, et al. 2022. Adverse cardiovascular events and mortality in men during testosterone treatment: an individual patient and aggregate data meta-analysis. Lancet Healthy Longev 3:e381–e393.
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