abdrologen-logobar

 

Langfristige Testosteronersatztherapie vermindert Fatigue bei Männern mit Hypogonadismus

Hintergrund/Zielsetzung

Die Testosteronersatztherapie (TRT) ist eine zentrale Behandlungsmaßnahme für Männer mit Hypogonadismus. Mit ihr verbessern sich nachweislich die sexuelle Zufriedenheit, das Verlangen und die erektile Funktion. Unter weiteren positiven Effekten wurden in jüngerer Zeit auch Verbesserungen von Fatigue mit einer TRT in Zusammenhang gebracht (Zitzmann M, 2020 Andrology 8:1598). In der aktuellen Studie sollte der Einfluss einer TRT bei Männern mit Altershypogonadismus (Late-Onset Hypogonadism; LOH) auf koronare Herzkrankheit (KHK), die Carotis-Intima-Media-Dicke (CIMT), Fatigue und das kardiovaskuläre Risiko bewertet werden.

Patienten und Methoden

In der Studie wurden Männer mit LOH, die bereits mehr als ein Jahr eine TRT erhalten hatten mit Männern verglichen, die mit einer neu diagnostizierten LOH erst kürzlich mit einer TRT begonnen hatten (Kontrollen). Es wurden Männer im Alter >18 Jahre aufgenommen, bei denen die klinische Manifestation eines Testosteronmangels vorlag und ein Testosteronspiegel von <300 ng/dl bei zwei separaten Gelegenheiten bestimmt worden war.

Patientencharakteristika

In die Studiengruppe wurden 33 Patienten und in die Kontrollgruppe 30 Patienten aufgenommen. Das mittlere Alter ersterer betrug 49,1±11,5 Jahre und 45±12,2 Jahre in der Kontrollgruppe (p=0,18). Die Männer in der Kontrollgruppe waren für 4,2±3,5 Monate unter TRT und die Männer der Studiengruppe für 28,8±13,3 Monate (p<0,001). Die Patienten der Studiengruppe waren gegenüber den Kontrollen seltener hypertensiv (7 vs. 24 Männer), hatten einen niedrigeren Spiegel an C-reaktivem Protein (1,7±2,8 vs. 3,8±5,8 mg/dl) und eine höheres PSA (1,07±0,85 vs. 0,57±0,34 ng/ml).

Carotis-Intima-Media-Dicke (CIMT)

Die mittlere CIMT in der Kontrollgruppe betrug 0,67±0,13 mm und 0,7±0,25 mm in der Studiengruppe. Da keine Differenz vorlag, wurden diesbezüglich keine weiteren Analysen vorgenommen.

Fatigue

Der Fatigue Severity Scale (FSS)-Score war in der Kontrollgruppe (39,2±15,0) signifikant höher als in der Studiengruppe mit >1 Jahr TRT (23,5±8,1; p<0,001). In der univariaten linearen Regression bestand auch eine Assoziation (p<0,001) mit einem adjustierten R² von 0,32. In der multivariablen Analyse mit Adjustierungen für Alter und Hypertonie war >1 Jahr TRT mit einer Abnahme des FSS-Scores um 14,8 Punkte assoziiert (p<0,001).

Koronare Herzkrankheit

Bei 14 Männern in der Kontrollgruppe (46,7%) und bei 3 Patienten (9,1%) in der Studiengruppe lag eine KHK vor (p<0,001). In univariater logistischer Regression war >1 Jahr TRT mit einer Abnahme bei den KHK assoziiert (p=0,005). Allerdings ließ sich diese Assoziation in der multivariablen Analyse mit Adjustierungen für Alter, Hypertonie und den BMI nicht bestätigen.

Kardiovaskuläres Risiko (WHO-ISH)

Mittels logistischer Regression ergab sich für das kardiovaskuläre Risiko nach dem WHO-ISH-System kein Unterschied zwischen der Studiengruppe und der Kontrollgruppe (p=0,31). Auch bei dichotomer Aufteilung der Patienten in Gruppen mit <10% und 10% Risiko konnte keine Assoziation zwischen einem WHO-ISH <10% und >1 Jahr TRT ermittelt werden.

Kernaussagen
 
❏ Eine TRT für mehr als 1 Jahr stand mit einem signifikant erniedrigten Fatigue-Score in Verbindung.

❏ Keine Einflüsse auf die Carotis-Intima-Media-Dicke, koronare Herzkrankheit und das kardiovaskuläre Risiko nach der WHO-ISH-Skala wurden registriert.

Literatur:
de Almeida Ferreira M, Mendonça JA, 2022. Long-term testosterone replacement therapy reduces fatigue in men with hypogonadism. Drugs Context https://doi.org/10.7573/dic.2021-8-12
April 2022 Druckversion jfs
fusszeile1

 
       © 2003-2024 pro-anima medizin medien   –   impressum   –   mediadaten   –   konzeption
  –   datenschutz