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Testosteron bei Männern mit COVID-19:
7-monatige Kohortenstudie

Hintergrund/Zielsetzung

Bei SARS-CoV-2-infizierten Männern mit schwerem akutem Atemnotsyndrom, COVID-19, wurde von einem erniedrigten Serumtestosteronspiegel berichtet – je niedriger der Spiegel, desto ungünstiger das klinische Ergebnis. Aktuell sollten in einer Kohorte mit 121 Männern, die sich von durch Labortest bestätigter COVID-19-Erkrankung erholt hatten, der Gesamttestosteronspiegel und die Häufigkeit bestimmt werden, mit der das Gesamttestosteron nach 7-monatigem Follow-up noch immer auf einen Hypogonadismus schließen lässt.

Abb.: Streudiagramm der Gesamttestosteronspiegel bei COVID-19-Patienten zu Baseline im Vergleich zum 6-monatigen Follow-up.
 
Veränderungen des Testosteronspiegels

Der Serumspiegel des Gesamttestosterons (TT) hatten sich im Vergleich zu Baseline mehrheitlich erhöht (p < 0,0001) (Abb.). Während des Follow-up stieg der TT-Spiegel bei 106 (87,6%) Patienten im Vergleich zur Krankenhausaufnahme an (stabil bei 3 und weiter abnehmend bei 12 Männern). Nach dem Follow-up wurde ein TT-Spiegel <9,2 nmol/l noch bei 66 (55%) Patienten registriert, im Vergleich mit 115 (95%) zu Baseline. Der mediane (Interquartilbereich) TT-Spiegel lag beim Follow-up geringfügig oberhalb der Schwelle für Hypogonadismus (9,99 [6,7–13,4] nmol/l). Bei einer Schwelle von 12 nmol/l fielen beim Follow-up 79 (66%) Patienten in die Kategorie Hypogonadismusverdacht im vergleich mit 117 (97%) bei der Krankenhausaufnahme (p < 0,0001).

Assoziation mit COVID-19-Behandlung?

Von 121 Patienten erhielten 103 (85%) Virostatika, 53 (44%) bDMARD und 22 (18%) eine systemische Kortikosteroidbehandlung. Multivariable Analysen mit Adjustierungen für Alter und BMI ergaben, dass der CCI (Odds Ratio [OR] 0,36; p = 0,03) und der IL-6-Spiegel (OR 1,43; p = 0,04) bei der Krankenhausaufnahme unabhängig vom TT-Spiegel nach 7-monatigem Follow-up assoziiert waren. In multivariabler Regressionsanalyse zeigte sich: Je höher der CCI-Score bei der Krankenhausaufnahme war, desto geringer fiel der -TT-Anstieg von Baseline bis nach 7 Monaten Follow-up aus.

Sensitivität

In einer Sensitivitätsanalyse stand keine der Behandlungen mit der Wahrscheinlichkeit einer TT-Erhöhung oder dem Ausmaß der TT-Veränderung während des Follow-up im Zusammenhang.

Kernaussagen
 
❏ Der Gesamttestosteronspiegel stieg nach der COVID-19-Erkrankung zwar mit der Zeit an, doch mehr als 50% der Männer, die von der Kranheit genesen waren, hatten nach 7 Monaten Follow-up immer noch auf Hypogonadismus hinweisende Serumtestosteronspiegel.

❏ In 10% der Fälle, sank der Testosteronspiegel sogar nach überstandener COVOD-19-Erkrankung weiter ab.

❏ Je höher die Komorbiditätslast bei der Vorstellung, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass der Testosteronspiegel sich mit der Zeit erholt.

   

Literatur:
Salonia A, Pontillo M, Capogrosso P, et al. 2021. Testosterone in males with COVID-19: A 7-month cohort study. Andrology 10:34–41.
Januar 2022 Druckversion jfs
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