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Transdermales Testosteron minimiert eine arzneimittelinduzierte QT-Verlängerung

Hintergrund/Zielsetzung

Die QT-Verlängerung birgt ein erhöhtes Risiko der Torsade-de-Pointes-Tachykardie und kann Ursache des plötzlichen Herztodes sein. Höheres Alter ist bei Männern ein Risikofaktor, der auf erniedrigtem Serumtestosteron beruhen kann. Bei Männern im Alter ≥65 Jahren lässt sich mit transdermalem Testosteron einem medikamententeninduzierten Überschreiten der physiologischen intraventrikulären Erregungsdauer des Herzens (QT-Verlängerung) entgegenwirken [1]. Darüber hinaus wurde aktuell untersucht, ob diese Verringerung während einer frühen oder einer späten Phase der ventrikulären Repolarisation stattfindet [2].

 
Abb.: Darstellung der frühen und späten ventrikulären Repolarisation
auf einem normalen EKG.
 
Patienten und Methoden

Probanden im Alter von 65 Jahren (n = 13) erhielten randomisiert sieben Tage lang täglich (I) transdermales Testosteron (tT) 100 mg am Morgen und orales Placebo abends oder (II) Placebogel morgends und orales Progesteron (oP) 400 mg abends oder (III) entsprechende Placebos jeweils morgends und abends. Am Morgen nach dem siebten Tag wurde mit Ibutilid 0,003 mg/kg i.v. behandelt und danach EKGs geschrieben. Die Effekte des tT und oP auf die Ibutilid-verursachte Verlängerung der frühen und späten ventrikulären Repolarisation wurden analysiert. Diese Intervalle waren auf dem EKG als die Strecke vom J-Punkt bis zum Apex der T-Welle (JTa) bzw. als Strecke vom T-Apex bis zum T-Ende (TaTe) definiert waren (Abb.).

Herzfrequenzen

Vor, nach wie auch eine Stunde nach der Ibutilid-Infusion war die mittlere Herzfrequenz jeweils während der tT-, oP- und Placebophase nicht signifikant verschieden.

Frühe ventrikuläre Repolarisation

Nach der Ibutilid-Infusion war die arzneimittelinduzierte Verlängerung der frühen ventrikulären Repolarisation (JTa) mit transdermalem Testosteron signifikant geringer als mit Progesteron oder Placebo. Progesteron hatte deutlich geringeren Effekt als transdermales Testosteron.

Späte ventrikuläre Repolarisation

Mit transdermalem Tes­tosteron resultierte für die späte ventrikuläre Repolarisation (TaTe) eine der in der frühen Phase entsprechenden Verringerung der Repolarisationsverlängerung.

Transmurale Dispersion der Repolarisation (TaTe/QT)

Transdermales Testosteron führte nach der Ibutilid-Infusion im Vergleich mit Progesteron und Placebo zur höchsten Abnahme des TaTe/Q-Verhältnisses. Progesterone hatte keinen signifikanten Einfluss auf das TaTe/QT-Verhältnis.

Kernaussagen
 
❏ Transdermales Testosteron schwächt bei älteren Männern eine medikamenteninduzierte Verlängerung sowohl der frühen als auch der späten ventrikulären Repolarisation ab.

❏ Zugleich könnten sich arzneimittelinduzierte Erhöhungen der globalen transmuralen Dispersion der Repolarisation verringern.    

Literatur:
[1] Muensterman ET, Jaynes HA, Sowinski KM, et al. 2019. Effect of transdermal testosterone and oral progesterone on drug-induced QT interval lengthening in older men: a randomized, double-blind placebo-controlled crossoverdesign study. Circulation 140:1127–1129.
[2] Muensterman ET, Jaynes HA, Sowinski KM, et al. 2021. Transdermal testosterone attenuates drug-induced lengthening of both early and late ventricular repolarization in older men. Clin Pharmacol Ther 109:1499–1504.

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