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Prospektive Beobachtungsstudie

Bedeutung einer langfristigen Testosterontherapie im Rahmen von Herz-Kreislauf-Erkrankung, Hypogonadismus und erektiler Dysfunktion

Hintergrund

Erektile Dysfunktion (ED) steht mit Testosteronmangel im Zusammenhang und gilt als ein Leitsymptom bei funktionellem Hypogonadismus. Nachgewiesen ist auch die Korrelation zwischen ED und Herz-Kreislauf-Erkrankung (HKE). Diesbezüglich kann ED als ein früher Marker einer HKE gelten. Andererseits hat die Beziehung zwischen ED und dem Herz-Kreislauf-Risiko bei Hypogonadismus aufgrund des Mangels langfristiger Daten weiteren Klärungsbedarf, und es stellt sich die Frage, inwieweit die Testosterontherapie (TTh) eine nutzbringende Behandlungsstrategie ist.

Zielsetzung
Aktuell wurden die Effekte einer langfristigen TTh bei hypogonadalen Männern mit ED und anamnestischer HKE untersucht.

Patienten und Methoden
Patienten (n=77) mit bekannter HKE wie auch der Diagnose eines funktionellen Hypogonadismus und ED (Domänen-Score für erektile Funktion <21 bei den International Index of Erectile Function Fragebogen (IIEF-Fragen 1–5) wurden langfristig mit Testosteron behandelt und die Achtjahresdaten analysiert. Die TTh-Effekte wurden anhand anthropometrischer und metabolischer Parameter über einen Zeitrahmen bis maximal 12 Jahre registriert. Das mittlere Alter der Teilnehmer betrug zu Baseline 60,7±5 Jahre. Die mittlere Dauer des Follow-up belief sich auf 7,3±1,2 Jahre.

Erektile Funktion bei langfristiger Testosterontherapie
Im Verlauf der Testosterontherapie kletterte der EF-Domänen-Score kontinuierlich von 19,6±6,34 zu Baseline auf 24,5±4,4 nach acht Jahren. Die Verbesserung um 5,4 Punkte bis zum Ende des Follow-up war hochsignifikant (p <0,0001).

Anthropometrische Parameter
Das Körpergewicht nahm unter der TTh von Jahr zu Jahr von ausgangs 114,5±13,41 kg auf 90,42±8,77 kg nach acht Jahren kontinuierlich ab (p <0,0001). Die prozentuale Gewichtsveränderung vermehrte sich mit anhaltender Behandlung von 2,6% nach einem Jahr auf letztlich 20,2% nach 8 Jahren.

Der Gewichtsverlust machte sich Schritt für Schritt in einer erheblichen Abnahme des Bauchumfangs von anfangs 111,8±8,2 cm bemerkbar. Die Reduktion erreichte letztendlich ganze 12,5±0,4 cm.

Auch der BMI nahm im Verlauf der gesamten Nachbeobachtungsperiode beträchtlich ab. Die mittlere Reduktion erreichte 8 kg/m².

Effekte einer langfristigen TTh auf das Herz-Kreislauf-Risiko

HbA1c: Die HbA1c-Fraktion reduzierte sich mit Beginn der TTh fortlaufend von 7,6% um durchschnittlich 2% bis zur Beendigung des Follow-up. Als Surrogatmarker für Insulinresistenz nahm das Verhältnis der Triglyceride zum HDL von 5,4±2 auf 2,5±0,6 ab (p <0,0001).

Lipidprofile: Die Triglyceridspiegel hatten bereits nach einem Jahr TTh signifikant abgenommen (p <0,0001) und sanken dann allmählich weiter ab. Von Baseline 7,8±0,9 mmol/l fielen die Triglyceride nach acht Jahren auf 4,8±0,2 mmol/l.

In ähnlicher Weise war das LDL-Cholesterin nach 8 Jahren der TTh von 4,7±0,9 auf 3,0±0,7 mmol/l gesunken.

Das HDL stieg während der Studienperiode von 1,6±0,5 mmol/l auf 2±0,5 mmol/l an (p <0,0001).

Das Nicht-HDL-Cholesterin sank von 6,2±0,8 mmol/l zu Baseline auf 2,8±0,5 nach acht Jahren.

Systolischer und diastolischer Blutdruck: Bei den hypogonadalen Patienten mit bestehender HKE resultierte die langfristige TTh in einer deutlichen Absenkung des Blutdrucks. Sowohl der systolische als auch der diastolische Blutdruck waren von Jahr zu Jahr kontinuierlich gesunken (von 164±14 auf 133±9 mmHg bzw. von 99±11 auf 77±5 mmHg; beides p <0,0001).

Pulsamplitude: Die langfristige TTh wirkte sich auch positiv auf die Pulsamplitude (pulse pressure) aus. Diese Differenz zwischen systolischem und diastolischem Blutdruck hatte sich nach fünf Behandlungsjahren auf einen Normalbereich eingespielt. Es wurde eine Reduktion von 65±6 mmHg zu Baseline auf 57±8 mmHg registriert.

Kernaussagen
 
❏ Bei hypogonadalen Männern mit bekannter HKE wird die erektile Funktion durch eine TTh über einen längeren Zeitraum verbessert und bewahrt.

❏ Zugleich kommt es zu nachhaltigen Verbesserungen des Herz-Kreislauf-Risikos.

❏ Messungen des ED- und Testosteron-Status können beim Mann als ein bedeutsamer Gesundheitsindikator dienen, der auf bevorstehende Herz-Kreislauf-Ereignisse und Mortalität hindeutet.

❏ Eine TTh kann sich bei hypogonadalen Männern mit bereits bestehender HKE als eine effektive Begleittherapie zur Sekundärprävention kardiovaskulärer Ereignisse erweisen.    

Literatur:
Alwani M, Yassin A, Talib R, et al. 2021. Cardiovascular disease, hypogonadism and erectile dysfunction: Early detection, prevention and the positive effects of long-term testosterone treatment: Prospective observational, real-life data. Vasc Health Risk Manag 17:497-508.

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