Aktuell wurde die Hypothese getestet, dass ein Testosteronmangel bei PCa-Patienten, die sich einer
kontinuierlichen ADT unterziehen, neue prognostische Möglichkeiten eröffnen kann.
Die Post-hoc-Analyse wurde anhand der gepoolten Daten zweier großer prospektiver, randomisierter Parallelarmstudien
der Phase IIIb mit einjährigem Follow-up durchgeführt. Alle Patienten der vereinten Studienpopulation hatten sich
einer kontinuierlichen ADT (LHRH-Agonist oder -Antagonist) unterzogen. Die Überlebensendpunkte (Gesamtüberleben,
progressionsfreies Überleben und Zeit bis zum PSA-Anstieg) wurden hinsichtlich des Effektes des Baseline-Serumtestosterons
als kontinuierliche Variable bewertet. Sie wurden für niedriges (<2,50 ng/ml) vs. normales (≥2,50 ng/ml) Testosteron
verglichen. Diese Einteilung begründet sich auf das Modell der infolge Sättigung begrenzten Androgen-Stimuli auf das
PCa-Wachstum (Morgentaler A. und Traish A.M.; Eur. Urol. 2009).
Für die multivariable Analyse und Kaplan-Meier-Schätzungen standen in der Intention-to-Treat-Population Daten
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Abb.: Kaplan-Meier-Kurven für progressionsfreies Überleben gesondert nach Gruppen mit Baseline-Serumtestosteron
<2,50 ng/ml und ≥2,50 ng/ml.
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von 838 Männern zur Verfügung, die die Einschlusskriterien der Studie erfüllten. Die als kontinuierliche Variable
in das Analysemodell eingehenden etablierten klinischen und serologischen Faktoren wie Alter, Baseline
Serumparameter (Testosteron, PSA, Hämoglobin und alkalische Phosphatase) plus 3 Kategorien des Gleason-Score
(4, 5–6, 7–10) standen für 812 Männer vollständig verfügbar.
Das Baseline-Serumtestosteron war in der Studienpopulation normal verteilt. Wurde es in multivariabler Analyse
als kontinuierliche Kovariable behandelt, ergab sich bei allen drei Überlebensendpunkten ein signifikanter Effekt.
Die nicht adjustierten Kaplan-Meier-Kurven von 138 Männern mit einem Baseline-Serumtestosteronspiegel unterhalb
der so genannten Sättigungsgrenze von 2,50 ng/ml und der 700 Männer, deren Baseline-Testosteronspiegel darüber lag,
zeigten signifikant unterschiedliche Wahrscheinlichkeiten für progressionsfreies Überleben (
Abb.).
In multivariabler Analyse mit eingepassten klinisch bedeutsamen Kovariablen ergaben sich für die Subgruppe
Männer mit einem Baseline-Testosteronspiegel <2,50 ng/ml für das Gesamtüberleben und das progressionsfreie
Überleben signifikant günstigere Überlebensperspektiven als bei einem Baseline-Testosteron ≥2,50 ng/ml
(HR, 2,24; p <0,02 bzw. HR, 1,57; p <0,02). Für die entsprechende Zeit bis zur PSA-Progression wurde
hingegen keine Signifikanz erreicht.
❏ Die Post-hoc-Analyse liefert gegenwärtig den besten Nachweis dafür, dass sich
bei hormonnaiven Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs ein niedriges Baseline-Serumtestosteron
ungünstig auf das Ergebnis einer kontinuierlichen ADT auswirkt.