Obwohl der Schwellenwert, ab dem Testosteronmangel zur Entwicklung einer erektilen Dysfunktion beiträgt, sehr tief anzusetzen ist [1],
kommt Testosteron eine zunehmende Bedeutung in der Behandlung der erektilen Dysfunktion zu [2]. Offenbar spielen strukturelle und physiologische
Wirkungen des Testosterons am kavernösen Gewebe eine Rolle bei der Aufrechterhaltung der erektilen Funktion. Insbesondere wird auch vermutet,
dass PDE5-Hemmer erst oberhalb eines Testosteronschwellenwertes ihre volle Wirkung entfalten.
Zusammenhang zwischen Testosteron und erektiler Dysfunktion?
Das bestätigen auch die Analysen der Daten aus dem letzten Follow-up der Massachusetts Male Aging Study (MMAS; Abb.). Diese zeigen jedoch eine
Korrelation von Testosteron und ED bei Männern mit erhöhtem Spiegel an luteinisierendem Hormon (LH), was darauf hindeutet, dass der Hypogonadismus bei
primärer Hodenunterfunktion mit einer ED im Zusammenhang steht [5].
Bei den Teilnehmern der Massachusetts Male Aging Study (MMAS) war das ED-Risiko nach den altersadaptierten Daten der letzten Auswertung weder mit dem
Gesamttestosteron noch mit dem bioverfügbaren Testosteron korreliert: Die Analysen wurden mit den kompletten Daten von 625 Männern vorgenommen. Anhand der nicht adjustierten Ergebnisse ergibt sich eine Abnahme des ED-Risikos mit steigendem Testosteronspiegel (sowohl Gesamttestosteron als auch bioverfügbares Testosteron). Nach Adjustierung für Störvariable (Alter, BMI, [nicht] vorhandener Partner, Anwendung eines PDE5-Hemmers, Depressionen, Diabetes mellitus, Herzerkrankungen) war dieser Zusammenhang nur noch für das bioverfügbare Testosteron in erheblich verringertem, nicht signifikanten Maße vorhanden (nach [5]). |
Inwieweit Hypogonadismus auch beim Mann zur Degeneration des kavernösen Gewebes führt oder Veränderungen an der nervalen Versorgung des Penis verursacht,
muss noch geklärt werden. Allerdings können Erektionsstörungen – übereinstimmend mit den Befunden bei Labortieren – insbesondere bei organbedingtem Hypogonadismus
junger Männer, aber auch bei schwergradigem Hypogonadismus älterer Männer durch Substitution von Testosteron behoben werden.
Auch wenn ED-Patienten in bis zu 80% der Fälle mit einem PDE5-Hemmer geholfen werden kann, sollte möglichst vor Beginn einer Therapie der Testosteronspiegel
gemessen werden. Bei einem niedrigen Spiegel kann sinnvollerweise vor der Behandlung mit einem PDE5-Hemmer ein Therapieversuch mit Testosteron unternommen werden.
Bei ED-Patienten mittleren Alters und darüber hinaus, bei denen im Rahmen der ED-Diagnostik ein Hypogonadismus festgestellt wurde, waren Versuche, allein durch die fällige Testosteronsubstitution die ED beheben zu wollen, meist nicht sehr erfolgreich [3]. Andererseits liegen hinreichend Daten dafür vor, dass Männer mit ED und Hypogonadismus nach Anheben des Testosteronspiegels verbessert auf die Therapie mit einem PDE5-Hemmer ansprechen [3, 14].
Bei hypogonadalen Männern mit ED, die auf PDE5-Hemmer nicht ansprechen, kann die erektile Funktion durch zusätzliche Gabe von Testosteron-Gel deutlich verbessert
werden. In einer Plazebo-kontrollierten Studie erhöhte sich der IIEF (International Index of Erectile Function) um 4,4 Punkte gegenüber 2,1 Punkte unter Plazebo
(p=0,029). Trendmäßig verbesserten sich auch die Orgasmusfunktion und die allgemeine Zufriedenheit mit dem Sexualleben [15].
Liegt bei ED-Patienten ein Hypogonadismus vor, haben Testosteron und PDE5-Hemmer offenbar synergistische Wirkungen [16].
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