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Metastasierter hormonsensitiver Prostatakrebs
Vorliegen von AR-V7 weist auf kürzeres Ansprechen einer Androgendeprivationstherapie hin

Bei den meisten Patienten mit neu diagnostiziertem metastasiertem Prostatakrebs kommt es zur Progression vom hormonsensitiven zum kastrationsresistenten Stadium, die den Übergang zum letalen Phänotyp kennzeichnet. Nachdem über Jahrzehnte die Androgendeprivationstherapie (ADT) bei für das metastasierte hormonsensitive Prostatakarzinom (mHSPC) als Standardbehandlung angewandt worden war, ergab sich nach Maßgabe großer Phase-III-Studien erst in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung der Prognose durch die frühe Ergänzung der ADT mit einer Docetaxel-Chemotherapie oder einer der neuen endokrinen Therapien. Bei der Progression vom HSPC zum kastrationsresistenten Prostatakrebs (CRPC) wird das Auftreten von Androgenrezeptor (AR) Spleißvarianten als möglicher Mechanismus ins Auge gefasst.

In der multizentrischen Studie wurde bei 310 Männern mit neu diagnostiziertem mHSPC, die in den Jahren 2016 und 2017 nur eine ADT erhalten hatten, die Expression des AR-V7-Proteins im Prostatabiopsiegewebe des Primärtumors immunhistochemisch analysiert. Der vor Behandlungsbeginn vorliegende AR-V7-Status wurde mit dem Übergang zur Kastrationsresistenz sowie mit progressionsfreiem Überleben (PFS) und Gesamtüberleben (OS) in Bezug gesetzt.

Abb.: Kaplan-Meier-Kurven des progressionsfreien Überlebens
(PFS) in der Gesamtkohorte.
 
Patientencharakteristika

Alle 310 Patienten waren positiv für den AR in voller Länge (AR-VL) und 64 (21%) wurden anhand eines IHC-Scores auch als AR-V7–positiv eingestuft.

Zwischen der AR-V7–positiven und der AR-V7–negativen Gruppe bestanden keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Nachbeobachtungsdauer, den klinischen T- und N-Stadien, dem ISUP-Grad, dem Tumorvolumen, dem PSA sowie dem ECOG-Score.

Progressionsfreies Überleben

Bei den AR-V7-positiven Patienten betrug das PFS median 10 Monate, während es bei den AR-V7-negativen Patienten median 22 Monate erreichte (Abb.). Bis zum Ende des median 25-monatigen Follow-up (Interquartilbereich 10–30 Monate) war es bei 174 Patienten zum kastrationsresistenten Stadium gekommen. Im multivariablen Cox-Modell zeigte es sich, dass die AR-V7-Expression ein unabhängiger prädiktiver Faktor für kürzeres PFS ist.

PSA-Ansprechen

Bei 244 Patienten wurde die ADT für mehr als drei Monate durchgeführt. Der Anteil Patienten mit PSA-Ansprechen nach zumindest 3 Monaten ADT betrug 68% (165/244). Die PSA-Ansprechrate betrug unter den AR-V7-positiven Patienten 39% (21/54) und unter den AR-V7-negativen Patienten 76% (144/190) (p <0,001). Ein 90%iges PSA-Ansprechen erreichten bei den AR-V7-negativen und den AR-V7-positiven Patienten 90,5% (172/190) bzw. 77,8% (42/54) (p <0,001).

Gesamtüberleben

Das mediane OS war nicht erreicht. bis zum Ende des Follow-up waren 27 Patienten gestorben. Bei den AR-V7–positiven Patienten war das OS signifikant kürzer als bei den AR-V7-negativen Männern (HR: 3,57, p=0,004). Das traf auch auf die Untergruppen mit niedrigem und hohem Tumorvolumen zu.

❏ Bei Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakarzinom ist der Nachweis der AR-V7-Expression in der Biopsie des Primärtumors stark mit ungünstiger Prognose und Ansprechen auf eine Androgendeprivationstherapie korreliert.

Li H, Zhang Y, Li D, et al. 2021. Androgen receptor splice variant 7 predicts shorter response in patients with metastatic hormone-sensitive prostate cancer receiving androgen deprivation therapy. Eur Urol 79:879–886.

Februar 2022 Red.
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