Die Deutsche Uro-Onkologen e.V. (d-uo) organisiert und vertritt als Interessenverband die wissenschaftlichen, ökonomischen, sozialpolitischen und qualitätssichernden Maßnahmen der niedergelassenen Uro-Onkologen in Deutschland. Dies geschieht u.a. über die Untersuchung wissenschaftlicher Fragestellungen, wie z.B. mit VERSUS, einer prospektiven Versorgungsforschungsstudie zu urologischen Tumorerkrankungen. In einer beim DGHO präsentierten Auswertung der VERSUS-Studie wurden die positiven Resektionsränder bei radikaler Prostatektomie unter die Lupe genommen [1]. Während im TRIFECTA-Bericht zum Erfolg einer roboterassistierten Laparoskopie die Potenz, Kontinenz und PSA-Rezidivfreiheit angeführt werden, beinhalten die aktualisierten PENTAFECTA-Parameter auch den Clavien-Dindo 0 und einen negativen Absetzungsrand (R0) [2, 3].
Bis August 2024 wurden in die VERSUS-Studie 3.506 Patienten mit Prostatakarzinom eingeschlossen, von denen 62% einen T2-Tumor aufwiesen. Vergleichbare Daten liegen aus einer Metaanalyse von 59 Studien vor, laut der sich 53% der Patienten mit T2-Tumor vorstellen [4]. In den beiden Untersuchungen wurden 13,7% bzw. 13,5% der T2-Tumoren R+ reseziert sowie 41,2% bzw. 41,4% der T3-Tumoren. Zusammengenommen lag die Anzahl an R+-Resektionen bei 24,4% bzw. 25,3%. In den Jahresberichten der DKG liegt die durchschnittliche Häufigkeit von R+ bei T2-Tumoren bei 9%, mit einer Spannweite bis 31% [5]. Für T3-Tumoren wurden dort keine Daten erhoben.
In der S3-Leitlinie zum Prostatakarzinom wird der Absetzungsrand
unter den Qualitätsindikatoren nicht erwähnt, ebenso nicht im Qualitätssicherungsverfahren beim IQTIG [6,7]. Der positive Resektionsrand sei offensichtlich
ein ungelöstes Problem, resümierten die Autoren. Ein positiver Resektionsrand bliebe offenbar ohne Konsequenzen bezüglich einer Zertifizierung, gehe
aber natürlich mit Konsequenzen für die Patienten und Therapeuten einher.
d-uo hat für alle Patienten mit Prostatakarzinom auch den
Diagnoseanlass dokumentiert und konnte so feststellen, dass gut die Hälfte der Patienten (51%) bei der Früherkennung diagnostiziert werden. Im
Vergleich zu anders erkannten Tumoren waren mit 61,9% versus 52,8% mehr Patienten bei Früherkennung im Tumorstadium T1, 4,8% versus 12,8%
waren bereits metastasiert. Im UICC-Stadium IV befanden sich 7,9% vs. 16,5% der Patienten. 82,5% vs. 66,4% der Diagnosen in der Früherkennung
versus andere Diagnosestellungen wiesen einen PSA-Wert <20 ng/ml auf und ein höherer Gleason-Score wurde häufiger bei den anders erkannten
Patienten beobachtet.
Damit sei klar, dass die Früherkennung vorteilhaft sei, schlossen die Autoren und luden dazu ein, bei ProNAT, dem Nationalen
Register Prostatakarzinom zur Erfassung und Verbesserung der sektorenübergreifenden Versorgungsqualität von d-uo mitzumachen.
Früherkennung ist vorteilhaft für Prostatakarzinompatienten
Ebenfalls in der VERSUS-Studie wurden Daten zur Früherkennung erfasst [8]. Bis August 2024 konnten insgesamt 25.065 Patienten mit der
Erstdiagnose eines urologischen Tumors dokumentiert werden, davon 16.058 (64,1%) Patienten mit Prostatakarzinom. Im Median waren die Patienten bei
Diagnosestellung 70,2 Jahre alt und bei 12% lag eine primäre Metastasierung vor.
UroNAT: Daten für Urothelkarzinompatienten
Weil die Daten des Krebsregisters zu lückenhaft sind, kam bei d-uo die Idee auf, das erste Nationale Register (NAT) zu gründen. Der erste
Patient wurde im Oktober 2021 eingeschlossen und bei einer ersten Auswertung im Mai 2023 waren bereits Daten von 371 Patienten verfügbar. Im
August 2024 erfolgte die 4. Auswertung mit den Daten von 1.242 Patienten. Beim DGHO wurden nun die Daten für Urothelkarzinompatienten (UroNAT)
präsentiert [9]. Insgesamt konnten aus UroNAT Daten von 893 Patienten ausgewertet werden. Das mediane Alter betrug 72,7 Jahre und weniger
als ein Viertel der Erkrankten war weiblich. Mit einem Anteil von 86% waren die meisten der Patienten über eine gesetzliche Krankenkasse versichert.
Die Erkrankung traf Menschen unabhängig vom Bildungsgrad, ermittelt über den höchsten Schulabschluss, mit ähnlich häufigen Abschlüssen an
Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Der Body Mass Index (BMI) lag im Median bei 27,0 kg/q2 mit einem Minimum von 15,8 und einem
Maximum von 63,6 kg/q2. Als Diagnoseanlass wurde bei vorliegender Tumorsymptomatik insbesondere die Makrohämaturie (43%) und
Miktionsbeschwerden (12%) genannt, ohne Tumorsymptomatik die Früherkennung (11%). An relevanten Begleiterkrankungen wurde am häufigsten
Hypertonie (Männer 22,4%; Frauen 6,4%) berichtet, gefolgt von Diabetes (7,9%; 1,9%) und koronarer Herzkrankheit (KHK) (7,1%; 1,1%).
Bei 17,7% (Männer) bzw. 5,4% (Frauen) der Patienten lagen keine Komorbiditäten vor. Eine Berufsexposition wurde nur für 8% der Patienten
angegeben. Die Lokalisation des Primarius war vorrangig die Blase (96,2%). Bei 1,8% der Patienten war das Nierenbecken-Kelchsystem, bei
1,5% der Harnleiter und bei 0,4% die Harnröhre betroffen. An Therapien wurden für 76,5% der Patienten eine TUR-B mit intravesikaler Instillation geplant,
15,1% sollten eine Operation, Strahlen- oder Systemtherapie erhalten.
Bericht: Dr. Ine Schmale, Westerburg
Quelle: Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie, 11.-14. Oktober 2024, Basel
[1] Klier J, et al. 2024.
Positiver Absetzungsrand bei radikaler Prostatektomie – Aktuelle Daten aus der VERSUS-Studie von d-uo. DGHO 2024, Vortrag #V626
[2] Eastham JA, et al. 2008.
Predicting an optimal outcome after radical prostatectomy: the trifecta nomogram. J Urol 179: 2207-2210
[3] Patel VR, et al. 2011.
Pentafecta: a new concept for reporting outcomes of robot-assisted laparoscopic radical prostatectomy. Eur Urol 59: 702-707
[4] Kim M, et al. 2022.
Clinicopathological significances of positive surgical resection margin after radical prostatectomy for prostatic cancers: a meta-analysis. Medicina (Kaunas) 58: 1251
[5] Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), Jahresbericht Prostata 2023. www.dkg.de
[6] S3-Leitlinie Prostatakarzinom. AWMF-Registernr. 043-022OL. Version 7.0, Mai 2024
[7] IQTIG: Entwicklung eines Qualitätssicherungsverfahrens „Lokal begrenztes Prostatakarzinom”. www.IQTIG.de (abgerufen am 12.11.2024)
[8] Klier J, et al. 2024.
In der VERSUS-Studie von d-uo werden mehr als die Hälfte der Prostatakarzinome durch Früherkennung diagnostiziert: Ist das vorteilhaft? DGHO 2024, Vortrag #V629
[9] Klier J, et al. 2024
Aktuelle Ergebnisse aus dem Urothelkarzinomregister UroNAT. DGHO 2024, Vortrag #V943
November 2024
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