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Metastasierter kastrationsresistenter Prostatakrebs (mCRPC)
Spontanverlauf des mCRPC in der Ära intensivierter Androgendeprivationstherapie im hormonsensitiven Stadium

Mit intensivierter Androgendeprivationstherapie (ADTi) (d.h. ADT mit Androgenrezeptor-Signalweginhibitor (ARSI) oder Docetaxel) haben sich die Überlebensergebnisse von Patienten mit metastasiertem hormonsensitivem Prostatakrebs (mHSPC) wesentlich verbessert. Allerdings ist der Einfluss einer ADTi im mHSPC-Stadium auf das klinische Erscheinungsbild und die Überlebensergebnisse nach Fortschreiten zum mCRPC kaum analysiert worden. In der aktuellen Studie wurden die Krankheitsmerkmale und die Überlebensergebnisse von Patienten mit neuem mCRPC bezüglich der Behandlung mit intensivierter oder nicht-intensivierter ADT (ADTni) im mHSPC-Stadium verglichen.

Die Studienteilnehmer mussten folgende Kriterien erfüllen: Diagnose eines mCRPC, Behandlung mit einer zugelassenen Erstlinientherapie für mCRPC und die im mHSPC-Stadium entweder eine ADTi oder eine ADTni erhalten hatten. Das progressionsfreie Überleben (PFS) wurde vom Beginn der Erstlinientherapie für das mCRPC an bis zu Progression nach Kriterien der Prostate Cancer Working Group oder Tod bemessen. Die Definition des Gesamtüberlebens (OS) reichte vom Beginn der Erstlinientherapie für das mCRPC bis zum Tod oder der Zensierung beim letzten Follow-up.

Patienten
In den Institutsunterlagen wurden 387 für die Untersuchung geeignete Patienten identifiziert, die zwischen März 2008 und August 2022 im mHSPC-Stadium behandelt worden waren. Von ihnen hatten 104 eine ADTi erhalten und 283 waren mit einer ADTni behandelt worden. Die Patienten mit Progress zum mCRPC, die zuvor eine ADTi erhalten hatten, waren deutlich jünger (median 67,8 vs. 71,1 Jahre, p <0,001), hatten häufiger Viszeralmetastasen (20,2% vs. 9,9%, p=0,007), hatten einen niedrigeren Baseline-PSA-Spiegel (median 9,3 vs. 24 ng/ml, p=0,002) und hatten eine geringere Hämoglobinkonzentration (median 12,9 vs. 13,4 g/dl, p=0,027).

Überlebensergebnisse
Im mCRPC-Stadium waren ARSI die häufigste Erstlinienbehandlung (53,8% und 85,9% in der ADTi- bzw. in der ADTni-Gruppe), gefolgt von Docetaxel (23,1% bzw. 14,1% in der ADTi- und der ADTni-Gruppe).

Das mediane Follow-up für die gesamte Kohorte erstreckte sich über 53,2 Monate. Im mCRPC-Stadium betrug das mediane PFS unter der 1stline-Behandlung 4,8 Monate (95% KI: 4,03–5,87 Monate) und 8,4 Monate (7,47–10.30 Monate) bei Patienten, die eine ADTi bzw. ADTni erhalten hatten (Hazard Ratio [HR]: 1,47, (1,15–1,88), p=0,002). Das PFS blieb auch in multivariabler Analyse bei den mit ADTi behandelten Patienten signifikant kürzer als bei denen nur mit ADTni behandelten (HR: 1,46, 1,07–2, p=0,017). Das mediane OS betrug 21,3 Monate (16,7–24,9) und 33,1 Monate (28,1–36,3) für Patienten in der ADTi- bzw. der ADTni-Kohorte (HR: 1,56, 1,16–2,09, p=0,003). In multivariabler Analyse hatten Patienten in der ADTi-Gruppe ein signifikant kürzeres OS als jene in der ADTni-Gruppe (HR: 1,53, 1,06–2,21, p=0,022).


❏ Im mHSPC-Stadium mit ADTi behandelte Patienten, deren Krankheit zum mCRPC fortgeschritten war, wiesen aggressivere Merkmale eines mCRPC auf.

❏ Diese Patienten hatten ein kürzeres PFS unter der Erstlinienbehandlung des mCRPC, und das OS war nach Beginn der Kastrationsresistenz kürzer als bei denen, die im mHSPC-Stadium keine ADTi erhalten hatten.

❏ Bei Bestätigung der Ergebnisse ist die Entwicklung neuer lebensverlängernder Therapien mit neuen Wirkmechanismen erforderlich.



Gebrael G, Chehade CH, Sayegh N, et al. 2024. Natural course of metastatic castrationresistant prostate cancer in the era of intensified androgen deprivation therapy in the hormonesensitive setting. Prostate DOI: 10.1002/pros.24696.


Sept 2024 Red.
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