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Metastasiertes hormonsensitives Prostatakarzinom (mHSPC)
Niedrigeres Baseline-Testosteron führt bei metastasiertem Prostatakrebs eher zur Entwicklung von Kastrationsresistenz

Auch wenn Patienten mit mHSPC heute neben der alleinigen Androgendeprivationstherapie (ADT) die Kombinationstherapie parallel zur Verfügung steht, ist der Einfluss des Testosteronspiegels vor Beginn einer alleinigen ADT oder der Upfront-Kombinationstherapie auf das Behandlungsergebnis nicht geklärt. Deren Effekt auf die Zeit bis zur Kastrationsresistenz sollte in einer Kohorte Patienten mit mHSPC untersucht werden.

In die retrospektive Studie wurden 258 mHSPC-Patienten aufgenommen, die mit einer ADT behandelt worden waren. Nach ihrem Baseline-Testosteron wurden sie gemäß dem Cutoff-Spiegel von 12 nmol/l in eine Hoch- und eine Tiefgruppe eingeteilt. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zur Kastrationsresistenz. Sekundärergebnisse umfassten Überlebensmerkmale. Der Effekt der Upfront-Kombinationstherapie und das Metastasenvolumen wurden in Subgruppenanalysen beleuchtet.

Patientenkollektiv

Aus fünf Datenbasen erfüllten insgesamt 258 mHSPC-Patienten mit dokumentiertem Serumtestosteron-Spiegel vor der Behandlung die Einschlusskriterien. Das mediane Follow-up betrug 31 Monate (IQR: 14,8 bis 53). Der mediane PSA-Spiegel vor Beginn mit der ADT betrug 161 ng/ml (IQR: 49,9 – 478,0). Die International Society of Urological Pathology (ISUP)-Grade waren 1-3, 4 und 5 in 8,7%, 27,7% bzw. 63,6%. In der Niedrig- und Hoch-Testosteron-Gruppe waren 87 bzw. 171 Patienten. 178 Patienten (69,0%) erhielten eine Upfront-Kombinationstherapie mit entweder Chemotherapie oder Androgenrezeptor-Signalinhibitoren. Bei der Diagnosestellung lag bei 149 Patienten (57,8%) eine hochvolumige Metastasenlast vor. Von ihnen erhielten 89,9% eine Upfront-Kombinationstherapie. Bei Patienten mit niedrigem Metastasenvolumen waren es dagegen nur 40,4%.

Zeit bis zur Kastrationsresistenz

Zum Zeitpunkt des Daten-Cutoff, hatten 115 Patienten (45,8%) CRPC entwickelt. Unter den Männern, die CRPC entwickelt hatten, waren 43 bzw. 72 aus der Niedrig- und Hoch-Testosteron-Gruppe. Bei Patienten ohne Kombinationstherapie war niedriges Testosteron im Mittel mit einer deutlich kürzeren Zeit bis zum CRPC assoziiert als hohes Testosteron (13,2 vs. 26,3 Monate, p=0,015; Abb. A). Dagegen war die Zeit bis zum CRPC bei Erhalt einer Upfront-Kombinationstherapie nicht durch den Baseline-Testosteronspiegel beeinflusst (Abb. B).

 
Abb. A, B: Zeitspanne bis zur Entwicklung von Kastrationsresistenz bei nach dem Baseline-Testosteron stratifizierten mHSPC-Patienten (A) mit, (B) ohne eine Upfront-Kombinationstherapie. .
 


Ein niedriger Testosteronspiegel vor der ADT wirkte sich auch negativ auf die Überlebensergebnisse aus. In der Subgruppe ohne Kombinationstherapie, waren sowohl das krebsspezifische als auch das Gesamtüberleben bei niedrigem Baseline-Testosteron verkürzt (p=0,001). Mit Upfront-Kombinationstherapie reichte es nicht zu einem statistisch signifikanten Überlebensunterschied.


❏ Bei Patienten mit metastasiertem Prostatakrebs steht ein niedriger Testosteronspiegel ohne Upfront-Kombinationstherapie mit einer kürzeren Zeit bis zur Entwicklung von Kastrationsresistenz und einem verkürzten Überleben in Verbindung.

❏ Um die Progression zu verzögern, sollten PCa-Patienten mit niedrigem Testosteron animiert werden, eine Kombinationstherapie zu wählen.



Wong HMC, Chiu PK-F, Puche-Sanz I, et al. 2024. Lower baseline testosterone level is related to earlier development of castration resistance in metastatic prostate cancer: a multi-center cohort study. Front Oncol 14:1321522.

Juni 2024 Red.
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