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Karzinome des oberen Harntrakts
REBACARE-Studie: Intravesikale Chemotherapie machbar und effektiv

Die prospektive, einarmige, niederländische Phase-II-Studie REBACARE zeigte einen positiven Effekt der intravesikalen Chemotherapie nach radikaler Operation von Urothelkarzinomen des oberen Harntrakts. Die diagnostische Ureteroskopie sollte nur mit großer Umsicht angewendet werden.


Nicht metastasierte Karzinome des oberen Harntrakts werden in der Regel mit einer radikalen Nephroureterektomie behandelt. Es besteht aber ein hohes Risiko für ein intravesikales Rezidiv innerhalb von 2 Jahren nach der Nephroureterektomie, wenn Patient:innen keine Instillationstherapie erhalten. Diese wird von aktuellen Leitlinien empfohlen, aber aufgrund des möglichen Auslaufens der Chemotherapie nach Resektion der Blasenmanschette nicht immer durchgeführt. Die REBACARE-Studie untersuchte nun die Wirksamkeit, Sicherheit und Compliance-Rate mit einer präoperativen Mitomycin C (MMC)-Instillation bei Patient:innen mit nicht metastasiertem, lokalisiertem primären Karzinom des oberen Harntrakts, die einer radikalen Resektion unterzogen werden sollten. Durch die präoperative Gabe kurz vor der Resektion wäre die Gefahr des Auslaufens der Chemotherapie nicht gegeben, die Wirksamkeit aber vergleichbar, so die Hypothese der Autoren.

Patienten / Methoden
Zwischen November 2017 und August 2020 wurden 186 Patient:innen in die Studie aufgenommen, von denen 179 eine MMC-Instillation erhielten. Das Alter der Betroffenen betrug median 70 Jahre. Eine diagnostische Ureteroskopie wurde bei 59% der Erkrankten durchgeführt, mit einer Biopsie bei 44%. 95% der Patient:innen wurden der radikalen Nephroureterektomie unterzogen, eine Lymphadektomie erhielten 18%. Als Kontrolle wurden Daten einer historischen Kohorte von Patient:innen mit primärem Urothelkarzinom des oberen Harntrakts, die eine radikale Resektion ohne intravesikale Chemotherapie und ohne Historie eines Harnblasenkarzinom erhalten hatten, verwendet.

Die MMC-Instillation konnte bei 96% der Patient:innen durchgeführt werden. Im Median betrug die Dauer der Instillation 75 Minuten mit dem Beginn der Resektion median 105 Minuten nach der Instillation. Bei 44% der Patient:innen gab es Abweichungen vom Studienprotokoll, z.B. die fehlende Exzision der Blasenmanschette, eine Instillationsdauer <60 Minuten oder der Beginn der Operation >3 Stunden nach der Instillation. Die Nachbeobachtungszeit betrug 24 Monate.

Ergebnisse
Innerhalb der ITT-Population lag die 2-Jahres-Rate an intravesikulären Rezidiven (IVR) bei 24%. Die mediane Zeit bis zum IVR betrug 7,5 Monate. Im Vergleich dazu lag die 2-Jahres-IVR-Rate der historischen Kontrolle bei 26%. Die 2-Jahres-Rate des IVR-freien Überlebens betrug mit MMC-Instillation 75% und in der Kontrollkohorte 70%. Da die Ergebnisse für die Per-Protokoll-Population vergleichbar mit denen der ITT-Population waren, wurden weitere Parameter, die einen Einfluss auf die Effektivität der Instillation haben könnten, geprüft. In einer multivariaten Analyse wurde ein dreifach reduziertes Risiko für ein IVR gesehen, wenn Patient:innen keine diagnostische Ureteroskopie erhalten hatten. Auch für die Kontrollkohorte wurde ein erhöhtes Risiko für ein IVR beobachtet, wenn die Ureteroskopie durchgeführt wurde, allerdings war der Unterschied nicht statistisch signifikant. Die Lokalisation des Tumors im mittleren oder distalen Ureter war in beiden Kohorten mit einem höheren Risiko für ein IVR assoziiert. Zwei Jahre nach der Operation lag das metastasenfreie Überleben bei 77%, das krebsspezifische Überleben bei 90% und das Gesamtüberleben (OS) bei 86%. Die MMC-Instillation wurde sehr gut vertragen.


Fazit:
Für Patient:innen, die keine diagnostische Ureteroskopie erhalten hatten, wurde eine signifikante Reduktion des IVR-Risikos beobachtet. Eine einzige präoperative MMC-Instillation könnte somit eine realisierbare, sichere Strategie für diese Patientengruppe sein. Auch wenn die Ureteroskopie für Therapieentscheidungen wie eine Nieren-sparende Operation sinnvoll sein kann, sollte auf individueller Basis die Notwendigkeit dazu entschieden werden, da eine hohe Assoziation mit dem Risiko für ein IVR besteht.



Van Doeveren T, et al. 2025. Intravesical instillation of chemotherapy before radical surgery for upper urinary tract urothelial carcinoma: The REBACARE trial. Eur Urol 2025; 87: 444-452


September 2025 IS
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