Um festzustellen, ob ein Organ bzw. Gewebe durch Östrogene beeinflußt wird,
untersucht man zunächst, ob in ihm Östrogenrezeptoren (ER) exprimiert werden. In der Prostata
wurden sowohl ERa als auch
ERb nachgewiesen, die in der Pathogenese der
benignen Prostatahyperplasie (BPH) eine Rolle spielen
(Tsurusaki, 2003).
Um zu untersuchen, wie ausgeprägt die Wirkungen der Östrogene in einem Organ sind,
wird in ihm nach der Expression von Aromatase gefahndet. Dieses Enzymsystem
wandelt Testosteron in Estradiol um, so daß lokal eine höhere Estradiolkonzentration
vorhanden ist als in der systemischen Zirkulation. Über die Expression von Aromatase
in der benignen Prostata liegen in der Literatur zum Teil widersprüchliche Angaben vor.
Mit einer verfeinerten Präpariertechnik war es jetzt möglich, Epithel und Stroma der
Prostata getrennt auf Aromataseaktivität zu untersuchen
(Ellem SJ, et al. 2004):
Aromatase-Expression in normalem Prostatagewebe
Mit Hilfe der Laser-Mikrosektion isolierte Epithelzellen und Stromazellen
aus benignem Prostatagewebe wurden
mittels reverse Transkriptase-Polymerasekettenreaktion (RT-PCR) auf die Expression
des Aromatase-Gens und mittels Immunhistochemie auf das Vorhandensein von
Enzym untersucht. Die hierbei gewonnenen Ergebnisse lassen den Schluß zu, daß
eine Umwandlung von Testosteron in Estradiol normalerweise nur im Stroma der Drüse
stattfindet. Somit kommen Östrogeneinflüsse am Epithel allenfalls über parakrine
Mechanismen zustande.
Aromatase-Expression in malignem Prostatagewebe
In Übereinstimmung mit früheren Befunden wurde in Prostatakarzinomzellen die
Expression des Aromatase-Gens und Aromataseaktivität nachgewiesen (Abb.).
Die Bildung von Östrogenen in den malignen Epithelzellen selbst hat natürlich zur Folge,
daß der Östrogeneinfluß auf diese Zellen
durch intra- und autokrine Mechanismen erheblich verstärkt ist. Das könnte
ähnlich wie bei Mammakarzinomen die Tumorprogression vorantreiben.
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Abb.: Aromatase Enzymaktivität in verschiedenen Zellen:
PrEC = Prostata-Epithelzellinie;
LNCaP, DU145, PC3 = verschiedene etablierte Prostatakarzinom-Zellinien
JEG3 = Zellen aus einem humanen, plazentaren Chorionkarzinom zum Vergleich.
**) p <0,01; ***) p <0,001
(nach Ellem SJ, et al. 2004). |
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