Schmerzmanagement in der Pflege:
Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster startet bundesweit einmalige Qualifizierungsoffensive


Ob Schmerzpumpe, mobiler Katheter oder innovative Schmerzmittel - im Schmerzmanagement ist heute vieles möglich. Häufig behindern aber Wissenslücken und Abstimmungsschwierigkeiten eine optimale Schmerztherapie. Mit einer bundesweit einmaligen Qualifizierungsoffensive nimmt sich das Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster dieser Herausforderung an und ermöglicht insgesamt einhundert Pflegefachkräften eine Weiterbildung im Schmerzmanagement. Die ersten 36 Absolventen wurden bereits zur "Pain Nurse" ausgezeichnet.

Speziell schmerztherapeutisch geschulte Pflegerinnen und Pfleger, sogenannte "Pain Nurses", kümmern sich in münsterschen Krankenhäusern und Hospizen um die Versorgung von Schmerzpatienten. Gleich 36 Fachkräfte nahmen im Rahmen des Aktionsbündnisses Schmerzfreie Stadt Münster an dem zehnwöchigen Fernlehrgang "Pain Nurse - Schmerzmanagement in der Pflege" des Nürnberger Centrums für Kommunikation Information Bildung (cekib) teil und erhielten das bundesweit anerkannte Zertifikat "Pain Nurse". Weitere Qualifizierungen sollen im Frühjahr 2013 folgen.

"Pflegende übernehmen eine tragende Rolle in der Schmerztherapie und bilden eine Schnittstelle zwischen Arzt und Patient. Oft sind sie die ersten, zu denen Patienten ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Von der professionellen Schmerzmessung über Medikation und schmerzlindernde Maßnahmen bis hin zu einer kompetenten Beratung der Patienten, geschulte Pflegefachkräfte leisten einen enormen Beitrag zur Qualitätssteigerung in der Schmerztherapie", erläutert Professor Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink, Leiter des Aktionsbündnisses Schmerzfreie Stadt Münster, die Vorteile der Fortbildungsoffensive. Dabei seien diese Qualifizierungsmaßnahmen in Umfang und Ausmaß so bundesweit einmalig. Professor Osterbrink: "Damit übernehmen die münsterschen Einrichtungen eine Vorreiterrolle."

Pain Nurses unterstützen die ärztliche Schmerztherapie

Mit dem neuen Berufsfeld kommen differenzierte Aufgaben auf die Pflegefachkräfte zu. Die Zusatzausbildung erlaubt es den Pain Nurses, in Absprache mit behandelnden Ärzten, selbstständig Schmerzvisiten durchzuführen und die Behandlung zu überwachen, Patienten, Angehörige und Personal zu schulen sowie die Schmerztherapie an die individuellen Bedürfnisse der Patienten anzupassen. Carolin Schmitz, erfolgreiche Absolventin des Lehrgangs aus dem Clemenshospital: "Durch die Ausbildung haben wir einen anderen Blickwinkel kennen gelernt und sehen Schmerzpatienten mit anderen Augen. Wir sind geschulter im Umgang mit Schmerztherapie und sensibler für die Bedürfnisse der Schmerzpatienten."

Mehr als 4.000 Pain Nurses sind insgesamt im deutschsprachigen Raum im Einsatz. Hans Beck, Bildungsanbieter des Fernlehrgangs "Pain Nurse" am cekib Nürnberg: "Unsere Teilnehmer werden nach neuesten Erkenntnissen der Schmerztherapie aus Wissenschaft und Praxis auf den adäquaten Umgang mit Schmerzpatienten vorbereitet. Sie lernen, wie Schmerzen entstehen, wie sie erkannt, dokumentiert, behandelt und gelindert werden können."

Aktionsbündnis als innovatives Versorgungsprojekt gewürdigt

Die Vorreiterrolle des Aktionsbündnisses Schmerzfreie Stadt Münster würdigte nun auch die Jury des "Preises für Gesundheitsnetzwerker", der dieses Jahr erstmalig ausgelobt wurde. Für sie gehört das Forschungsprojekt zu den preiswürdigsten der 116 eingereichten Projekte. Diese wurden im Rahmen einer Shortlist zusammengestellt. Ausgewählt wurden integrierte Versorgungsprojekte, bei denen der Vernetzungsgedanke im Vordergrund steht. Professor Osterbrink: "Ziel des Aktionsbündnisses Schmerzfreie Stadt Münster ist es, die schmerztherapeutische Versorgungssituation und Vernetzung der unterschiedlichen Akteure zu optimieren. Dabei sollen Wissensdefizite behoben, interne Abläufe verbessert, schmerztherapeutische Leitlinien und Standards umgesetzt und Versorgungslücken geschlossen werden." Das Aktionsbündnis unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr ist ein auf drei Jahre angelegtes Forschungsprojekt, das erstmals über Institutionsgrenzen hinweg die komplexe Versorgung von Schmerzpatienten innerhalb eines städtischen Gesundheitssystems untersucht. Das Projekt begann 2010 mit der Erhebung des Ist-Zustands des Schmerzmanagements in den jeweiligen Einrichtungen. Derzeit erarbeitet ein Expertenteam auf Basis der Ergebnisse Optimierungsvorschläge zum Schmerzmanagement, die sich an medizinischen und pflegerischen internationalen Qualitätsstandards orientieren. Nach der Implementierung werden alle Einrichtungen reevaluiert.

Schirmherrschaft Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster:
Daniel Bahr, Bundesminister für Gesundheit

Kooperationspartner Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster:
Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Barmer GEK
Bezirksregierung Münster
Gesellschaft für Qualifizierte Schmerztherapie Certcom e.V.
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK)
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V. (DGP)
Deutsche Schmerzliga e.V.
Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e.V. (DGSS)
Facharztinitiative Münster
Hausärzteverbund Münster (HVM)
MEDICA Deutsche Gesellschaft für Interdisziplinäre Medizin e.V.
Palliativnetz Münster e.V.
Praxis für ganzheitliche Schmerztherapie Münster
Schmerztherapiezentrum Münster
Universitätsklinikum Münster (UKM)

Das Projekt wird von der Stadt Münster sowie dem Land Salzburg unterstützt. Hauptförderer des Aktionsbündnisses ist das Unternehmen Mundipharma.

Weitere Informationen zum Projekt unter www.schmerzfreie-stadt.de

Herausgeber
Aktionsbündnis Schmerzfreie Stadt Münster
Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Osterbrink
Stühmerweg 8, 48147 Münster
Tel.: 0251 492-5383




April 2012

 
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