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Prospektive Daten:

Kardiovaskuläre Sicherheit der Testosteronausgleichstherapie

Hintergrund/Zielsetzung

Die Untersucher beabsichtigten der weithin vertretenen Auffassung der kardiovaskulären Sicherheit einer Testosteronausgleichstherapie mit harten Fakten auf den Grund zu gehen.

Patienten und Methoden

In die multizentrische, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Nicht-Unterlegenheitsstudie wurden 5.246 Männer im Alter von 45 bis 80 Jahren aufgenommen. Die Teilnehmer hatten eine vorher bestehende oder aktuelle kardiovaskuläre Hochrisiko-Krankheit, berichteten Symptome eines Hypogonadismus und hatten zwei Nüchtern-Testosteronspiegel <300 ng/dl. Die Patienten wurden für den Erhalt von täglich transdermalem 1,62% Testosteron-Gel (Dosis-angepasst, um einen Testosteronspiegel zwischen 350 und 750 ng/dl beizubehalten) oder Placebo-Gel randomisiert. The primäre Endpunkt – kardiovaskuläre Sicherheit – war das erste Auftreten jeglicher Komponente in Verbindung mit Tod aus kardiovaskulärer Ursache, nichttödlicher Myokardinfarkt oder nichttödlicher Schlaganfall in einer Ereigniszeitanalyse ermittelt. Ein sekundärer kardiovaskulärer Endpunkt war das erste, in einer Ereigniszeitanalyse ermittelte Auftreten jeglicher Komponente in Verbindung mit Tod aus kardiovaskulärer Ursache unter Einschluss koronarer Revaskularisation. Für Nichtunterlegenheit war ein oberer Grenzwert von weniger als 1,5 beim 95% Konfidenzintervall des Hazard Ratio bei Patienten erforderlich, die zumindest eine Dosis Testosteron oder Placebo erhalten hatten (Population für die Sicherheit).

Ergebnisse
 
 
Abb.: Kaplan-Meier-Kurven der kumulativen der Todesinzidenz bei der Sicherheitspopulation aufgrund kardiovaskulären Ursachen. Das Hazard Ratio wurde mittels Coxschem Regressionsmodell mit Adjustierung für vorher vorhandene kardiovaskuläre Krankheit als eine Kovariate (Ja oder Nein) errechnet.
 
In die Population für die volle Analyse kamen 5.204 Patienten, von denen 2.601 in die Testosteron-Gruppe und 2.603 in die Placebo-Gruppe randomisiert worden waren. Als Population für die Sicherheit blieben 5.198 Patienten, die zumindest eine Dosis Testosteron oder Placebo erhalten hatten.

Die Patienten wurden im Mittel (±SD) 21,7±14,1 Monate behandelt. Das mittlere Follow-up betrug 33,0±12,1 Monate. Ein primäres kardiovaskuläres Endpunktereignis betraf 182 Patienten (7,0%) in der Testosteron-Gruppe und 190 Patienten (7,3%) in der Placebo-Gruppe (Hazard Ratio, 0,96; 95% KI, 0,78–1,17; p<0,001 für Nichtunterlegenheit).

Die Inzidenz sekundärer Endpunkt­ereignisse oder jedes Ereignisses in Verbindung mit einer Komponente des primären kardiovaskulären Endpunkts waren in beiden Gruppen vergleichbar. Eine höhere Inzidenz von Vorhofflimmern, von akuter Nierenschädigung und von Lungenembolie wurde in der Testosteron-Gruppe ermittelt.

Von den Komponenten der primären und sekundären kombinierten Endpunkte wurde der Tod aus kardiovaskulären Ursachen mit 87 (3,4) versus 103 (4,0) Ereignissen zugunsten der Testosteron-Gruppe registriert (Abb.) Bei nichttödlichen Myokardinfarkten ergab sich ein Verhältnis von 68 zu 62 Ereignissen zwischen der Testosteron- versus Placebo-Gruppe (HR, 1,10; 95% KI, 0,78–1,56).Das Verhältnis bei nichttödlichen Schlaganfällen lag bei 26 zu 38 Ereignissen (HR, 0,94; 95% KI, 0,60–1,49), und bei koronaren Revaskularisierungen bei 144 zu 121 Fällen (HR, 1,20; 95% KI, 0,95–1,53).

Kernaussagen
 
❏ Bei Männern mit Hypogonadismus und einer vorbestehenden oder kardiovaskulären Hochrisiko-Krankheit war eine Therapie zum Testosteronausgleich gegenüber Placebo bezüglich der Inzidenz wesentlicher negativer kardialer Ereignisse nicht unterlegen.


Literatur:
Lincoff AM, Bhasin S, Flevaris P, et al. 2023. Cardiovascular safety of testosterone-replacement therapy. New Engl J Med DOI: 10.1056/NEJMoa2215025.
Juli 2023 Druckversion jfs
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