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Testosterontherapie und Hodenfunktion

Gonadotropine normalisieren sich nach Injektion von Testosteronundecanoat nur langsam

Hintergrund/Zielsetzung

Testosteron und Gonadotropine kehren nach Absetzen einer zweijährigen Testosteron-Therapie nur relativ langsam zurück zu den Ausgangswerten vor der Hormongabe. Auswirkungen auf die Sexualfunktion waren nach 18 Wochen nicht mehr zu objektivieren. Die reproduktive endokrine Funktion zeigte zwölf Monate nach der letzten Injektion nicht in allen Fällen eine Konsolidierung.

Was ist bereits bekannt

Nach einem Doping mit anabol-androgenen Testosteronderivaten dauert es zwischen neun und 18 Monate, bis sich die Spiegel von Testosteron, LH und FSH erholt haben. Nach einjähriger Injektionstherapie mit Testosteronundecanoat (TU) erreichten die Testosteronspiegel erst nach 82 Wochen wieder die Basiswerte. Bei Applikation eines Gels wurde dies nach sechs Monaten dokumentiert.

Teilnehmer und Methoden

Basis der neuen Untersuchung bildete eine Verlängerung der placebokontrollierten "Testosterone-for-Diabetes-Mellitus(T4DM)-Studie, in der 303 Männer über 15 Monate nach der letzten TU-Injektion (1.000 mg) weiter verfolgt wurden. Die Teilnehmer waren zwischen 50 und 74 Jahre alt, wiesen eine gestörte Glukosetoleranz oder neu diagnostizierten Diabetes auf, aber keinen Testosteronmangel.

Im sechswöchigen Turnus wurden Sexualsteroide, Gonadotropine und sexualhormon-bindendes Globulin (SHBG) bis Woche 24 bestimmt, danach in Woche 40 und 52. Gleichzeitig wurden Sexualfunktion und Lebensqualität mittels unterschiedlicher Fragebogen (International Index of Erectile Function, Psychosexual Diary Questionnaire, SF-12-Fragebogen) erhoben.

Ergebnisse

Zu Beginn der Untersuchung - drei Monate nach der letzten TU-Injektion - zeigte sich der erwartete Carry-over-Effekt in Form höherer Testosteronwerte in der Verumgruppe. Ein kontinuierlicher Abfall stabilisierte sich ab Woche 18, wobei die Serumwerte über den weiteren Verlauf um elf Prozent niedriger blieben als in der Placebogruppe. Parallel dazu verhielt sich das SHBG mit rund 13 % niedrigeren Konzentrationen.

Die initial voll supprimierten Gonadotropine hatten nach 34 Wochen bei der Hälfte der Verumgruppe die Ausgangswerte vor Therapie erreicht. Es dauerte jedoch 63 Wochen, bis dies bei 93 % der Probanden der Fall war.

Bei den Fragebögen zeigte sich nach 18 Wochen kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen mehr. Dies schließt nach Auffassung der Autoren einen symptomatischen Testosteronmangel aus.

Kernaussagen
 
❏ Die endokrine Funktion der Hoden erholt sich nach einer längeren Testosterontherapie nur langsam, LH und FSH nehmen progressiv über 15 Monate zu.

❏ Die komplette Restitution auf die individuellen Ausgangswerte kann länger als ein Jahr dauern.

❏ Die persistierend niedrigeren Werte von Testosteron und SHBG deuten nach Ansicht der Autoren eher auf einen langfristigen Effekt des exogenen Testosterons auf die hepatische SHBG-Sekretion als auf einen Androgenmangel hin.

Literatur:
Handelsman DJ, R Desai, AJ Conway et al. 2022. Recovery of male reproductive endocrine function after ceasing prolonged testosterone undecanoat injections. European Journal of Endocrinology 186: 307-318.
Juli 2022 Druckversion rl
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