Harnblasenkarzinom:
Intraarterielle Chemotherapie fördert Harnblasenerhalt bei Tumoren im Stadium T1


  Die adjuvante intravesikale Therapie mit Bazillus Calmette-Guérin (BCG) wurde in China erst 2015 für Hochrisiko-Patienten mit Harnblasenkarzinom zugelassen. Zur Verringerung des Rezidivrisikos war alternativ die intraarterielle Chemotherapie angewendet worden. Dabei wird eine konzentrierte Wirkung auf die Harnblasenläsion bei reduzierter systemischer Toxizität erreicht. Bei Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom (MIBC) überzeugten zudem nachgewiesene Erfolge beim Blasenerhalt.

  Erfassung des Therapieerfolgs einer intraarteriellen Chemotherapie bei Patienten mit einem Harnblasenkarzinom im Stadium T1.

  Die Studienkohorte bestand aus 238 Patienten mit Harnblasenkarzinom im Stadium T1, die in den Jahren 2000 bis 2015 an der Sun Yat-sen Universität in Guangzhou (China) behandelt worden waren. Von ihnen hatten 97 einen Hochrisiko-T1-Tumor nach EAU-Guidelines. 35 Patienten unterzogen sich unmittelbar der radikalen Zystektomie (RZ-Gruppe). 62 weitere Hochrisiko-T1-Patienten verweigerten eine RZ und wurden intraarteriell mit Gemcitabin/Cisplatin-Chemotherapie behandelt (GC-Gruppe). Von den restlichen 141 Patienten, die weder in eine RZ noch in eine intraarterielle Chemotherapie einwilligten, gehörten 90 der höchsten Risikogruppe an. Sie wurden blasenerhaltend operiert und erhielten eine intravesikale Epirubicin-Chemotherapie (IVC-Gruppe).

  Sowohl die Dauer der Rezidivfreiheit als auch die Dauer der Progressionsfreiheit waren bei intraarterieller Chemotherapie signifikant länger als bei intravesikaler Chemotherapie (HR=0,568; p=0,012) bzw. (HR=0,364; p=0,004). Zugleich konnte in mehr Fällen die Harnblase erhalten werden (HR=0,403; p=0,004).
     
Abb.: Kaplan–Meier-Kurven des krebsspezifischen Überlebens bei Patienten der RZ-, GC- und IVC-Gruppe mit einem Hochrisiko-T1-Tumor (n= 35, 62 bzw. 90).
 

Bei den insgesamt 187 Patienten in der höchsten Risikogruppe für T1-Blasenkarzinome waren die Dauer der Rezidivfreiheit und die Dauer der Progressionsfreiheit in der GC-Gruppe im Vergleich zur IVC-Gruppe signifikant länger. Die krebsspezifischen Überlebensraten der in der Gruppe mit intraarterieller GC-Chemotherapie und der Gruppe mit unmittelbarer RZ unterschieden sich nicht signifikant (78,8 vs. 93,9%; p=0,383; Abb.). Bei 9 der 62 Hochrisiko-Patienten in der IVC-Gruppe schlug die intraarterielle Chemotherapie fehl, so dass sie mit Verzögerung radikal zystektomiert wurden. Ihre krebsspezifisches Überlebensdauer war gegenüber der bei den Patienten mit unmittelbarer RZ nicht signifikant verkürzt (p=0,283).

Während der intraarteriellen Chemotherapie-Phase brachen nur drei Patienten (4,8%) die Studie ab, zwei aufgrund von hämatologischen Toxizitäten und einer aus persönlichen Gründen.



   Die intraarterielle Gemcitabin/Cisplatin-Chemotherapie war der intravesikalen Instillation von Epirubicin hinsichtlich Rezidivfreiheit, Progressionsfreiheit und krebsspezifischer Überlebensdauer überlegen. Diese adjuvante Behandlungsmethode könnte für Patienten mit einem Blasenkarzinom im Stadium T1 eine alternative Option mit der Aussicht auf den Erhalt der Blase sein.

Liu Z, Ye Y, Li X et al. 2018. The effects of intra-arterial chemotherapy on bladder preservation in patients with T1 stage bladder cancer. World J Urol 36:1191-1200.

November  2018

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