Blasenkrebs:
Wirksamkeit der BCG-Therapie durch reichlich normale
und PD-L1-exprimierende regulatorische T-Zellen begrenzt?


  Die intravesikale Instillation von Bacillus Calmette-Guérin (BCG) gilt bei nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs (NMIBC) seit langer Zeit als Standardbehandlung. Ihre therapeutische Wirksamkeit ist untrennbar mit einer Reihe immunologischer Komponenten verknüpft. Hierzu gehört das lokale Gleichgewicht zwischen T-Lymphozyten und myeloiden Suppressorzellen, wobei Patienten, bei denen erstere überwiegen, besser auf die BCG-Therapie ansprechen. Andererseits können die T-Zellen selbst Subpopulationen von immunsuppressiven Zellen enthalten. Im Urin umfasst die Identifizierung infiltrierter T-Zellen sowohl herkömmliche regulatorische T-Zellen als auch eine neu beschriebene Untergruppe regulatorischer T-Zellen, die den Immunmarker PD-L1 exprimieren (PD-L1+Tregs). Während hohe Spiegel normaler Tregs bei NMIBC-Patienten als mit BCG-Versagen im Zusammenhang stehend beschrieben wurden, sind PD-L1 exprimierende Tregs diesbezüglich zuvor nicht untersucht worden.

  In einer prospektiven Untersuchung wurde die mutmaßliche Rolle herkömmlicher Tregs und PD-L1+-Tregs bei 17 mit BCG behandelten Blasenkrebs-Patienten ausgelotet.

  Mittels Durchflusszytometrie wurde bei Patienten mit einem Urothelkarzinom der Blase unter einer BCG-Therapie und bei gesunden Probanden der Anteil normaler Tregs in mononukleären Zellen des peripheren Blutes (PBMC) bestimmt. Bestimmungen der regulatorischen T-Zellen erfolgten in Urinproben mehr als eine Stunde vor und ca. vier Stunden nach der BCG-Instillation. Bei jeder der sechs BCG-Behandlungen wurden vor und nach der Instillation Urinproben gesammelt. Bei ausreichender Ausbeute an urinären Zellen folgte die Durchflusszytometrie.

  PD-L1+-Tregs ließen sich im Blut der Probanden und der Blasenkrebs-Patienten nicht eindeutig nachweisen. Dagegen traten sie bei Patienten während der BCG-Behandlung im Urin in hohem, allerdings variierendem Umfang auf. Anders
      
Abb.: Kaplan-Meier-Plot des rezidivfreien Über-
lebens bei Patienten mit hohem versus niedrigem
IS-Score.
als normale Tregs waren PD-L1+-Tregs in Urinproben nach der BCG-Therapie höher als in Proben vor der BCG-Instillation.

Während der BCG-Therapie machten herkömmliche Tregs und PD-L1+-Tregs einen beträchtlichen Anteil der im Urin vorhandenen T-Lymphozyten aus. Das führte zu der Frage, ob sich die Dichte dieser immunregulatorischen Zellen bei Patienten mit früherem oder späterem Tumorrezidiv nach der BCG-Behandlung unterscheidet. Um das festzustellen, wurde die Dauer des rezidivfreien Überlebens nach der BCG-Behandlung während einer medianen Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten prospektiv verfolgt. Dabei zeigte sich allerdings, dass weder der Spiegel an normalen Tregs noch der Spiegel der PD-L1+-Tregs signifikanten prognostischen Wert hatte. Daher wurde ein “urinärer immunosuppressiver (IS)-Score” aus normierten Werten beider Untergruppen berechnet. Bei Patienten mit pTa- oder pT1-Tumoren wurden vergleichbare IS-Scores ermittelt. Ein hoher IS-Score war mit signifikant verkürztem rezidivfreiem Überleben assoziiert (median 3,5 Monate, bei Patienten mit niedrigem IS-Score noch nicht erreicht; Abb.)

   Die während einer BCG-Therapie rekrutierten T-Lymphozyten beinhalten eine erhebliche Fraktion regulatorischer T-Zellen als nicht-klassische Quelle von PD-L1. Das bekräftigt Bestrebungen, BCG mit PD-1/PD-L1-Checkpoint-Inhibitoren als zukunftsträchtige Behandlungsstrategie bei nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs zu kombinieren.

Chevalier MF, Schneider AK, Cesson V, et al. 2018. Conventional and PD-L1-expressing regulatory T cells are enriched during BCG therapy and may limit its efficacy. Eur Urol 74:540-544.

Januar  2019

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