Prostatakrebs-Prognose:
Expressionsstatus einzelner Gene versus kommerzieller genomischer Test


  Um das Krankheitsergebnis bei Prostatakrebs verlässlich einschätzen zu können, wurden etliche molekulare Assays entwickelt. Neben diesen auf extrahierter und amplifizierter Tumor-RNA basierenden kommerziellen Gen-Panels besteht auch die Möglichkeit, direkt bei der pathologischen Begutachtung einzelne prognostisch bedeutsame Gene, die an der Pathogenese von Prostatakrebs beteiligt sind, mittels Immunhistochemie (IHC) nachzuweisen. In diesem Zusammenhang stellte eine Forschergemeinschaft die Hypothese auf, dass beide Prädiktionsstrategien nach radikaler Prostatektomie gleichwertig differenzierte Krankheitsergebnisse liefern würden.

  Der prognostische Nutzen bereits validierter IHC-Marker sollte gegenüber dem Zellzyklus-Progression (ZZP)-Score eines 31-Gen-Assays verglichen werden.

  Aus der University of California San Francisco's urologischer Ergebnis-Datenbank wurden Männer mit lokalisiertem Prostatakrebs identifiziert, die sich der radikalen Prostatektomie unterzogen hatten. Die Auswahl wurde auf Patienten mit einem ZZP-Assay begrenzt, die zur klinischen Validierung des CCP-Gen-Panels aus 31 gegenüber 15 Haushaltsgenen angefertigt worden waren. Die immunhistochemische Bestimmung des Expressionsstatus von PTEN, Ki-67 und ERG wurde mit einem Gewebe-Microarray durchgeführt.

  Die Kohorte bestand aus 424 radikal prostatektomierten Patienten (median 59 Jahre alt) mit ZZP- und IHC-Analyse. Ihre mediane Nachverfolgungszeit betrug 114 Monate. Mehrheitlich hatten die Patienten niedrige pathologische Gleason Scores (16% ≥Gleason-Grad-Gruppe 3). Bei 75% wurde pathologisch ein organbegrenzter Tumor (pT2) nachgewiesen. Bis zum letzten Follow-up waren insgesamt 61 Männer gestorben. Die mediane Dauer bis zum Tod betrug 153 Monate. Bis 10 Jahre nach der radikalen Prostatektomie trat bei 27% (104 Ereignisse) ein biochemisches Rezidiv auf und in 4% der Fälle kam es (13 Ereignisse) kam es zur Metastasierung oder prostatakrebsspezifischer Mortalität (PCSM).

     
Abb.: Kaplan-Meier-Plots: Freiheit von Metastasierung/
PCSM (Prostatakrebs spezifische Mortalität) nach radikaler Prostatektomie in Abhängigkeit vom PTEN-Verlust.
 

Den Verlust der Phosphatase PTEN (Phosphatase and Tensin homolog) betrafen 19%, eine hohe Expression des Proliferationsmarkers Ki-67 52% und die Expression des Transkriptionsregulators ERG 42% der Patienten. Auf 21 Patienten (5%) traf alles dreies (PTEN-Verlust, hohes Ki-67 und ERG+) zu. Der mediane ZZP-Score betrug –0,33. Zwischen den ZZP-Scores und dem Cancer of the Prostate Risk Assessment Scores (CAPRA-S) wie auch dem Ki-67-Expressionsgrad bestand eine schwache Korrelation (p <0,01 bzw. p=0,01). Der Ki-67-, PTEN- und ERG-Status waren mit CAPRA-S nicht signifikant korreliert.

Nach 10 Jahren waren 98% der Patienten (ohne PTEN-Verlust) frei von PCSM oder Metastasierung gegenüber 86% bei den Patienten mit PTEN-Verlust (Abb.). Die Überexpression von Ki-67 und ERG-Positivität waren in univariater Analyse mit der Zeit bis zum Rezidiv oder Metastasierung/PCSM nicht signifikant korreliert.

In univariater Analyse war der PTEN-Verlust mit dem Risiko der Metastasierung/PCSM assoziiert (Hazard Ratio[HR] 5,20. Es bestand ein Zusammenhang des ZZP-Scores sowohl mit Rezidivierung (HR 2,35) als auch mit Metastasierung/PCSM (HR 2,55). Nach Adjustierung für CAPRA-S blieb der PTEN-Verlust unabhängig mit Metastasierung/PCSM (HR 5,26) assoziiert. In ähnlicher Weise blieb der ZZP-Score in Modellen unter Einbeziehung von CAPRA-S unabhängig mit dem Rezidivrisiko (HR 1,51) und Metastasierung/PCSM (HR 2,15) assoziiert.

Der c-Index des Modells mit PTEN-Status und CAPRA-S war zur Prädiktion des Risikos für Metastasierung oder PCSM ähnlich gut geeignet (0,80) wie das Modell mit ZZP und CAPRA-S (0,81). Durch Einbeziehung der Expression von Ki-67 und des ERG-Status verbesserte sich der c-Index relative zu CAPRA-S und PTEN alleine nicht. Auch die Triade PTEN-Verlust, hohe Ki-67-Expression und ERG-Positivität führte zu keiner exakteren Vorhersage als mit dem PTEN-Status alleine.

   Der PTEN-Status zeigte eine vergleichbare Unterscheidung des Risikos für Metastasierung oder prostatakrebsspezifische Mortalität wie ein kommerzieller auf RNA-Amplifizierung basierender Zellzyklus-Progression-Assay.

Leapman MS, Nguyen HG, Cowan JE, et al. 2018. Comparing prognostic utility of a single-marker immunohistochemistry approach with commercial gene expression profiling following radical prostatectomy. Eur Urol 74:668-675.

Januar  2019

Drucken jfs