Pflanzliche Isothiocyanate bei Infektionen der Atem- und Harnwege
 
Gerade jetzt – während der Corona-Pandemie – sind Erkältungssymptome extrem unangenehm. Denn neben den lästigen Beschwerden und der kritischen Aufmerksamkeit der Mitmenschen plagt einen außerdem selbst die Unsicherheit: Ist es vielleicht doch COVID-19? Sollte ich mich testen lassen, darf ich noch zur Arbeit oder muss ich in Quarantäne? „Außerdem ist es gerade in der aktuellen Situation wichtig, das Immunsystem nicht noch zusätzlich durch eine banale Atemwegsinfektion unnötig zu belasten“, erklärt Prof. Dr. Jost Langhorst, Chefarzt der Klinik für Integrative Medizin und Naturheilkunde (Bamberg). Zusätzlich zu den bekannten Verhaltensregeln zum Schutz vor einer Ansteckung können auch antiviral wirksame Pflanzensubstanzen wie die Senföle (Isothiocyanate, ITC) aus Kapuzinerkresse und Meerrettich dazu beitragen, wiederkehrende Atemwegsinfektionen zu vermeiden. Eine placebokontrollierte Doppelblind-Studie belegt: Das ITC-Gemisch reduziert bei Langzeitanwendung die Erkältungshäufigkeit nachweislich um etwa 50% [1]. Auch bei akuten unkomplizierten Atemwegsinfektionen kann die Phytokombination (in ANGOCIN® Anti-Infekt N) aufgrund ihrer antiviralen [2-4], antibakteriellen [5-11] und antiphlogistischen[12-20] Eigenschaften als First-Line-Therapie eingesetzt werden [21]. Durch eine 3fache Wirkung werde nicht nur eine Besserung der Symptome, sondern auch eine Bekämpfung der Erreger ermöglicht sowie eventuellen bakteriellen Superinfektionen entgegengewirkt, so Langhorst.

Isothiocyanate wirken 3fach – gegen Viren, Bakterien und antiphlogistisch

ITC werden in der Naturmedizin bereits seit Jahrhunderten bei Infektionen der Atem- und Harnwege eingesetzt und zählen heute zu den mit am besten untersuchten arzneilich wirksamen Pflanzensubstanzen. Ihre antivirale [2-4], antibakterielle [5-11] und antientzündliche [12-20] Wirkung ist in zahlreichen internationalen Publikationen belegt. Bereits wissenschaftliche Untersuchungen in den 1950er Jahren konnten zeigen, dass die ITC aus Kapuzinerkresse die Vermehrung von Influenza-Viren wirkungsvoll reduzieren können [3,4]. Aktuelle In-vitro-Untersuchungen an der Universität Gießen ergaben außerdem, dass die Pflanzenstoffe die Vermehrung des Influenzavirus H1N1 und sowie von einigen Rhinoviren in menschlichen Lungenzellkulturen hemmen [2]. Auch eine ausgeprägte Wirkung gegenüber grampositiven und gramnegativen Bakterien ist umfangreich belegt [5-11]. Dazu gehören auch die häufigsten bakteriellen Erkältungserreger und multiresistente Bakterien wie K. pneumoniae oder E. coli, gegen die chemisch-synthetische Antibiotika immer häufiger wirkungslos sind [9]. Aufgrund des Multi-Target-Wirkmechanismus der ITC wird die Entwicklung möglicher Resistenzmechanismen gegen diese Pflanzenstoffe deutlich erschwert [5,7].

Erkältungshäufigkeit um 50 % reduziert

„Für den Einsatz der Isothiocyanat-Kombination bei akuten wiederkehrenden Atemwegsinfektionen spricht neben dem plausiblen Wirkmechanismus auch die placebokontrollierte Doppelblind-Studie, die nicht nur die Wirkung, sondern auch das gute Sicherheitsprofil des Phytotherapeutikums belegt“, erklärt Langhorst, der als Prüfarzt an der Studie mitgewirkt hat. Die klinische Studie [1] zeigt, dass die Pflanzenkombination aus Kapuzinerkresse und Meerrettich die Häufigkeit von Erkältungen im Vergleich zu Placebo um fast die Hälfte verringert: Bei der zwölfwöchigen Studie traten in der Placebogruppe fast doppelt so häufig Erkältungen auf wie in der Verumgruppe. Die Infektrate in der Verumgruppe (3x-täglich zwei Tabletten ANGOCIN® Anti-Infekt N) betrug 13,3% und unter Placebo 25,6%, was die ausgeprägte Wirkung des Phytotherapeutikums bei häufig rezidivierenden Erkältungen widerspiegelt. Weitere Untersuchungen (Beobachtungsstudien) mit Erwachsenen und Kindern konnten die Wirkung und Verträglichkeit der ITC-Kombination bei akuten Infektionen der Atemwege (Sinusitis, Bronchitis) im Vergleich zu verschiedenen Antibiotika belegen [22,23]. „Insgesamt liegen für die pflanzlichen Isothiocyanate vielversprechende Studiendaten vor, die ein breitgefächertes Wirkspektrum zeigen, dass eine rationale Therapie von Infektionen der Atemwege ermöglicht und ihren Einsatz bei häufig wiederkehrenden Erkältungskrankheiten rechtfertigt“, so der Experte.

Red.


Literatur:
[1] Fintelmann, V. et al. Efficacy and Safety of a Combination Herbal Medicinal Product containing Tropaeoli majoris herba and Armoraciae rusticanae radix for the prophylactic treatment of patients with respiratory tract diseases: A randomised, prospective, double-blind, placebocontrolled phase III trial. Curr Med Res Opin 28(11):1799-807 (2012)
[2] Pleschka S. et al. Testing of the antiviral activity of ANGOCIN® Anti-Infekt-N mixture on influenza virus A/Hamburg/01/09 (H1N1v) replication on MDCK-II-cells and A549-cells via Focus- and HA-Assay; Publikation in Vorbereitung
[3] Sprössig M., Schabinski-Stepan M. Einfluss des Wirkstoffs aus der Kapuzinerkresse auf die intrazelluläre Virussynthese. Zeitschr. f. Hygiene 143: 215–222 (1956)
[4] Winter A.G., Rings-Willeke L. Untersuchungen über den Einfluss von Senfölen auf die Vermehrung des Influenza-Virus im exembryonierten Hühnerei. Arch Mikrobiol 31:311-318 (1958)
[5] Dufour V. et al. The antibacterial properties of isothiocyanates. Microbiology 161: 229-243 (2015)
[6] Aires A. et al. The antimicrobial effects of glucosinolates and their respective enzymatic hydrolysis products on bacteria isolated from the human intestinal tract. J Appl Microbiol 106: 2086-2095 (2009)
[7] Borges A. et al. Antibacterial activity and mode of action of selected glucosinolates hydrolysis products against bacterial pathogens. J Food Sci Technol 52 (8): 4737-4748 (2015)
[8] Dias C. et al. Antimicrobial activitiy of isothiocyanates from cruciferous plants against methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA). Int J Mol Sci 15: 19552-19561 (2014)
[9] Conrad A. et al. Broad spectrum antibacterial activity of a mixture of isothiocyanates from nasturtium (Tropaeoli majoris herba) and horseradish (Armoraciae rusticanae radix). Drug Res 63: 65–68 (2013)
[10] Conrad A. et al. In-vitro-Untersuchungen zur antibakteriellen Wirksamkeit einer Kombination aus Kapuzinerkressenkraut (Tropaeoli majoris Herba) und Meerrettichwurzel (Armoraciae rusticanae radix). Drug Res 56: 842-849 (2006)
[11] Kurepina N. et al. Growth-inhibitory activity of natural and synthetic isothiocyanates against representative human microbial pathogens, J Appl Microbiol 115: 943-954 (2013)
[12] Herz C. et al. Evaluation of an aqueous extract from horseradish root (Armoracia rusticana radix) gainst lipopolysaccharide-induced cellular inflammation reaction. Evid Based Complement Alternat Med, Volume 2017, Article ID 1950692 (2017)
[13] Marzocco A. et al. Anti-inflammatory activity of horseradisch (Armoracia rusticana) root extracts in LPS-stimulated macrophages. Food Func 6: 3778-88 (2015)
[14] Dey M. et al. In-vitro and in-vivo anti-Inflammatory activity of a seed preparation containing phenethylisothiocyanate. J Pharmacol Exp The 317: 326-333 (2006)
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[18] Tran H.T.T. et al. Nasturtium (Indian cress, Tropaeolum majus nanum) dually blocks the COX an LOX pathway in primary human immune cells. Phytomedicine 23: 611-620 (2016)
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[20] Lee Y.M. et al. Benzyl isothiocyanate exhibits anti-inflammatory effects in murine macrophages and in mouse skin. J Mol Med 87: 1251-1261 (2009)
[21] Konsensuspapier zum interdisziplinären Round-Table: Die effektive Behandlung von Atemwegsinfektionen – Status quo und alternative Therapieansätze mit Isothiocyanaten (2014)
[22] Goos K.-H. et al. Wirksamkeit und Verträglichkeit eines pflanzlichen Arzneimittels mit Kapuzinerkressenkraut und Meerrettich bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung im Vergleich zu anderen Therapien unter den Bedingungen der täglichen Praxis. Drug Res 56: 249-257 (2006)
[23] Goos K.-H. et al. Aktuelle Untersuchungen und Verträglichkeit eines pflanzlichen Arzneimittels mit Kapuzinerkressenkraut und Meerrettich bei akuter Sinusitis, akuter Bronchitis und akuter Blasenentzündung bei Kindern im Vergleich zu anderen Antibiotika. Drug Res 57: 238-246 (2007).







Februar 2021

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