Optimale Progesteronspiegel zählen zu den Schlüsselfaktoren zur Etablierung
und Aufrechterhaltung von Schwangerschaften [1]. Neben dem Ausgleich von
Progesterondefiziten bei Kinderwunschbehandlungen wird die Anwendung von
Progesteron darüber hinaus zur Prävention von Frühgeburten sowie
frühgeburtsbedingter Todesfälle für bestimmte Hochrisikoschwangerschaften
empfohlen [2].
Progesteron wird zur Unterstützung der Lutealphase eingesetzt, wenn Progesterondefizite
(z.B. im Bereich von 10 ng/ml) im Blut nachgewiesen wurden. Bei assistierter
Reproduktion (ART) ist die Gabe von Progesteron mit einer adäquaten Reifung
des Endometriums und erhöhten Implantations-, Schwangerschafts- sowie Geburtsraten
assoziiert, was auch Cochrane-Analysen aus insgesamt 94 randomisierten und
kontrollierten Studien mit 26.198 Frauen bestätigen [3].
Progesteron zur vaginalen Anwendung vorteilhaft
Im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen wird weltweit am häufigsten vaginales
Progesteron eingesetzt [4]. Es wird vom Tag der Ovulationsinduktion (hCG-Injektion)
bis zumindest der siebten bis maximal zwölften Schwangerschaftswoche (SSW)
verabreicht (400-600 mg Progesteron/d). Die vaginale Anwendung (etwa mit
Utrogest® Luteal 200 mg Weichkapseln) kann Vorteile bieten, da eine Anreicherung
von Progesteron direkt und lokal am Endometrium erfolgt, was gegebenenfalls mit
geringeren Progesteron-Dosen als beispielsweise unter oraler Gabe einhergehen
kann. Progesteron kann alternativ auch gespritzt werden, wobei diese Form
der Anwendung in der gynäkologischen Praxis von vielen Patientinnen nicht
akzeptiert wird [5,6].
Prävention von Frühgeburten
Die kürzlich aktualisierte S2k-Leitlinie „Prävention und Therapie der Frühgeburt“ [2]
empfiehlt zur Sekun-därprävention bei Einlings- und Zwillingsschwangerschaften
mit sonographisch bestimmter verkürzter Zervix (≤25 mm, vor der SSW 24+0)
vaginales Progesteron (200-400 mg/d) bis SSW 36+6. Gestützt werden diese
Empfehlungen unter anderem durch eine Metaanalyse aus insgesamt fünf Studien (n=974),
in der das Risiko einer Frühgeburt unter Anwendung von vaginalem Progesteron (n=498)
im Vergleich zu Placebo (n=476) untersucht wurde. Die vaginale Gabe von Progesteron
war mit einem signifikant reduzierten Risiko für eine Frühgeburt vor der SSW 33
assoziiert (relatives Risiko: 0,62; 95%-Konfidenzintervall: 0,47-0,81; p=0,0006) [7].
Zudem konnten keine schädlichen Effekte auf die frühkindliche neurologische
Entwicklung zwischen zwei und sechs Jahren nachgewiesen werden [2,7,8,9].
Gemäß der neuen Leitlinie [2] kann außerdem bei Frauen mit Einlingsschwangerschaft
nach vorangegangener spontaner Fehlgeburt eine Gabe von Progesteron beginnend
ab der SSW 16+0 bis zur SSW 36+0 erfolgen. In den Studien wurde Progesteron oral
(200-400 mg/d) oder vaginal (100-200 mg/d) angewendet.
Literatur:
[1] Okada et al. Reprod Med Biol. 2018;17:220-227
[2] S2k-Leitlinie Prävention und Therapie der Frühgeburt.
https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-025.html
[3] Van der Linden et al. Cochrane Database Syst Rev. 2015;(7):CD009154
[4] Vaisbuch et al. Reprod Biomed Online. 2014;28:330-335
[5] Yanushpolsky EH. Semin Reprod Med. 2015;33:118-127
[6] Kleinstein J. Fertil Steril. 2005;83:1641-1649
[7] Romero et al. Am J Obstet Gynecol. 2018;218(2):161-180
[8] Vedel et al. Ultra-sound Obstet Gynecol. 2016;48(3):382-9
[9] Romero. Ultrasound Obstet Gynecol. 2017;49(3):303-314
Quelle: DR. KADE / BESINS Pharma GmbH, Berlin