PDE5-Inhibitoren bei Prostatakrebs-Patienten nach radikaler Prostatektomie

Vermehrt biochemische Rezidive?


  Experimentalbefunde weisen auf eine tumorsupprimierende, die Metastasierung verzögernde und das Überleben
PDE5i = Phosphodiesterase-5-Inhibitor,

BCR = biochemisches Rezidiv,

ED = erektile Dysfunktion,

5y-RFS = 5-Jahre rezidivfreies Überleben,

PSA = Prostata-spezifisches Antigen,

GS = Gleason Score,

HR = Hazard Ratio

verlängernde Wirkung der PDE5i hin. Zudem hatte eine kürzlich veröffentlichte Analyse bei Männern mit ED, die während eines siebenjährigen Zeitraums mit PDE5i behandelt worden waren, eine niedrigere Prostatakrebs-Inzidenzrate ergeben als bei Nichtanwendern von PDE5i (Chavez AH, et al. 2013).


  Aufgrund des Fehlens klinischer Daten wurde der Effekt einer Behandlung nerverhaltend radikal prostatektomierter Patienten mit PDE5i auf das Risiko eines BCR untersucht (Michl U, et al. 2015):

  Der Studie lagen Daten von 4.752 aufeinander folgenden Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom, die sich zwischen 2000 und 2010 einer nerverhaltenden radikalen Prostatektomie unterzogen hatten, zugrunde. Zur Ermittlung des mit PDE5i-Anwendung im Zusammenhang stehenden Rezidiv-Risikoverhältnisses (Hazard Ratio) wurden multivariate Cox proportionale Hazard-Modelle angewandt. Zudem wurde eine Analyse mit nach Propensity-Score gematchten Paaren durchgeführt.

  Die verglichenen Gruppen (PDE5i-Gruppe und Nicht-PDE5i-Gruppe mit 1.110 bzw. 3.642 Patienten) unterschieden sich in den meisten klinischen Parametern nicht signifikant.

Das mediane Follow-up betrug 60,3 Monate. In der Kaplan-Meier-Analyse war PDE5i-Anwendung signifikant mit einem schlechteren biochemischen Krankheitsergebnis bei den Männern der PDE5i-Gruppe assoziiert. Die 5y-RFS-Rate betrug in der PDE5i-Gruppe 84,7% und in der Nicht-PDE5i-Gruppe 89,2%. In der multivariaten Regressionsanalyse erwies sich PDE5i-Anwendung als unabhängiger Risikofaktor für BCR (HR: 1,38). Zugleich lag keine signifikante Assoziation zwischen Alter, BMI wie auch Raucherstatus und einem BCR vor.

Mittels Propensity-Score-Matching wurden 1.102 Paare zwischen PDE5i- und Nicht-PDE5i-Fällen gebildet. Sie glichen sich bezüglich PSA-Spiegel, GS, Tumorstadium, pN-Status, Schnittränder-Status und Jahr der Operation. Auch in der Propensity-Score-Analyse kamen PDE5i-Anwender hinsichtlich BCR-freiem Überleben signifikant schlechter weg als die Nicht-PDE5i-Anwender.

Bei Prostatakrebs-Patienten kann die Anwendung eines PDE5i nach nerverhaltender radikaler Prostatektomie das BCR-Risiko negativ beeinflussen.
  Bestätigte sich das Ergebnis, hätte das klinische Signifikanz für zahlreiche Prostatakrebs-Patienten, die nach radikaler Prostatektomie von den PDE5i als effektivsten potenzsteigernden Medikamenten profitieren. Allerdings könnte sich die von den Autoren selbst eingeräumte Möglichkeit eines Zufallsbefundes oder des Einflusses nicht berücksichtigter Störvariablen bestätigen, zumal eine andere Analyse, die als unmittelbare Replik auf die Studie von Michl et al. erschienen ist, zum exakt gegenteiligen Ergebnis kommt (siehe folgenden Beitrag zur Studie von Gallina A, et al. 2015).

Michl U, Molfenter F, Graefen M, et al. 2015. Use of phosphodiesterase type 5 inhibitors may adversely impact biochemical recurrence after radical prostatectomy. J Urol 193:479-483.
Chavez AH, Scott Coffield K, Hasan Rajab M, Jo C, 2013. Incidence rate of prostate cancer in men treated for erectile dysfunction with phosphodiesterase type 5 inhibitors: retrospective analysis. Asian J Androl 15:246-248.

 März 2015

Drucken
Referat: jfs