Für den Zusammenhang zwischen ED und CVD existiert eine breite stichhaltige Beweislage.
ED = erektile Dysfunktion,
CVD = kardiovaskuläre Krankheit,
FMD = flussvermittelte Vasodilatation,
IIEF-5 = 5-Punkte-Version des International Index of Erectile Function
Daraus wird auf eine gemeinsame vaskuläre Ätiologie geschlossen. Der fortschreitende Verlust an Vasodilatation
sollte sich zunächst eher in der Mikrovaskulatur des erektilen Gewebes als in den systemischen Leitungsbahnen manifestieren
und damit als Warnsignal vor drohender CVD gedeutet werden.
Ob die Assoziation zwischen ED und endothelialer Dysfunktion für das mikrovaskuläre und das systemische
arterielle Gefäßsystem Unterschiede aufweist, ist nicht geklärt und wurde aktuell bei Männern mit unterschiedlicher
Schwere einer ED untersucht
(Gerber RE, et al. 2015):
Aus der Boston Area Community Study (bevölkerungsbasierte Erhebung urologischer Symptome) wurden 390 Männer
im durchschnittlichen Alter von 55,5 Jahren rekrutiert. Als Maß der makro- und mikrovaskulären Funktion
wurden die prozentuale FMD der Brachialarterie bzw. die Blutflussgeschwindigkeit
unter reaktiver Hyperämie bestimmt.
Bei 28,5% der Teilnehmer wurde anhand eines IIEF-5 <17 eine ED diagnostiziert.
Deren Schwere nahm mit dem Alter der Betroffenen zu.
Dementsprechend waren Patienten mit ED im Mittel älter als die Patienten ohne ED (61,8 vs. 53,4 Jahre).
Zudem war die Prävalenz an Komorbiditäten (CVD, Hypertonie, Typ 2 Diabetes mellitus und Adipositas) bei ihnen höher.
In der nicht korrigierten Analyse war die FMD bei Männern mit ED geringer als bei den Männern mit
einem IIEF-5 Score >17. Allerdings war der Unterschied nicht signifikant. Im Gegensatz dazu war die
Blutflussgeschwindigkeit unter reaktiver Hyperämie bei den Männern mit ED signifikant niedriger als bei den
Männern ohne ED. Am deutlichsten abgeschwächt war sie bei Männern mit CVD und Diabetes in der Vorgeschichte.
Darüber hinaus korrelierte die Abschwächung der hyperämischen Blutflussgeschwindigkeit stark mit fortgeschrittenem
Alter (p<0,001).
Der Zusammenhang zwischen ED und abfallender hyperämischer Blutflussgeschwindigkeit zeigte sich deutlich
bei zunehmender Schwere der ED (Abb.). Nach Korrektur für herkömmliche CVD-Risikofaktoren
außer Alter war die reaktive Hyperämie bei Männern mit moderater bis schwerer ED (IIEF-5 <12)
abgeschwächt, blieb aber statistisch signifikant. Unter Berücksichtigung des Alters ging aufgrund der starken
Assoziation des Alters sowohl mit ED als auch mit der hyperämischen Blutflussgeschwindigkeit die statistische
Signifikanz verloren.
Zur Entwicklung einer ED tragen wohl eher endotheliale Funktionsstörungen der Mikro- als der Makrovaskulatur bei.
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Das Ergebnis deutet darauf hin, dass ED als Vorbote einer frühen Gefäßerkrankung auftritt, und somit häufig die
Möglichkeit besteht, vor der Entwicklung kardiovaskulärer Krankheiten präventiv zu intervenieren.
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