Testosterontherapie und das Risiko, eine Krebserkrankung zu entwickeln

  Dass auch hohe Spiegel an endogenem wie auch exogen zugeführtes Testosteron im physiologischen Bereich kein erhöhtes Prostatakrebsrisiko bewirken, hat sich bereits in zahlreichen Studien mit Nachbeobachtungszeiten bis zu 20 Jahren herausgestellt. Doch wie sieht es mit anderen Krebsentitäten aus, die zum Teil durch Hormone beeinflusst werden könnten?

  Es sollte analysiert werden, ob sich durch eine Testosterontherapie bei Männern das Risiko für Prostatakrebs und andere Krebserkrankungen verändert (Eisenberg ML, et al. 2015):

  Zur Untersuchung des möglichen Zusammenhangs zwischen Testosterontherapie und Krebsrisiken (Prostata und andere Krebsarten) wurden Daten von Patienten einer texanischen urologischen Universitätsklinik mit dem Krebsregister von Texas abgeglichen.

  Von insgesamt 458 identifizierten Patienten waren 247 mit Testosteron behandelt worden und 211 nicht. Bei 47 Männern der Kohorte entwickelte sich eine Krebserkrankung – 20 Fälle (8,1%) bei Männern mit und 27 Fälle (12,8%) bei Männern ohne Testosterontherapie. Von den Krebskrankheiten betrafen 28 die Prostata, 4 die Blase und 2 die Schilddrüse. Je ein Fall waren Tumoren des Kolons, der Gallenblase, der Niere, des Kehlkopfs, der weißen Blutzellen, des Lymphgewebes, der Mundhöhle und des Pankreas.

Der Anteil an Krebserkrankungen in der Kohorte lag insgesamt über der nach texanischen Statistiken zu erwartenden Fallzahl von nur 32. Die Wahrscheinlichkeit, eine beliebige Krebserkrankung zu entwickeln, unterschied sich zwischen der Gruppe mit Testosterontherapie nicht von der in der Gruppe ohne Testosterontherapie (Abb.).

Die erhöhte Krebsrate in der Gesamtkohorte lässt sich durch den Anteil an Prostatakarzinomen erklären, der die zu erwartende Rate dreifach übersteigt. Der Überschuss verteilte sich prozentual gleichmäßig auf die Männer mit und ohne Testosterontherapie, so dass von keiner Beeinflussung des Prostatakrebsrisikos durch Testosterontherapie die Rede sein kann. Die Rate an Prostata-Biopsien war in der Gruppe mit und der Gruppe ohne Testosterontherapie mit 25,9% bzw. 31,8% nicht signifikant unterschiedlich. Letztlich ergab sich auch keine Risikobeeinflussung durch die Testosterontherapie bei unterschiedlicher Höhe des Spiegels an Prostata-spezifischem Antigen zu Baseline.

Bei Männern 40+, die sich einer Testosterontherapie unterzogen hatten, wurde langfristig keine Veränderung des Prostata- und des Gesamtkrebsrisikos ermittelt.
  Die Ergebnisse stehen im Einklang mit einer Reihe früherer Berichte und sind geeignet, bei Therapeuten und Patienten das Gefühl der Sicherheit bei indizierten Testosterontherapien zu bestärken.


Eisenberg ML, Li S, Betts P, et al. 2015. Testosterone therapy and cancer risk. BJU Int 115:317-321.


 März 2015

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Referat: jfs