Holmium-Laser-Enukleation oder photoselektive Vaporisation der Prostata bei chronischem Harnverhalt

  Benigne Prostatahyperplasie (BPH) schreitet unbehandelt meist kontinuierlich fort und kann über allmählich schwächer werdenden Harnstrahl zu akutem oder chronischem Harnverhalt führen. Letzterer Zustand ist bislang nicht verbindlich definiert und die begrenzte Datenlage schließt standardisierte Therapieempfehlungen aus. Häufig lässt sich bei Patienten mit chronischem Harnverhalt die Notwendigkeit eines Dauerkatheters oder die intermittierende Katheterisierung durch eine operative Behandlung vermeiden.

  Die kurzfristigen Ergebnisse nach Holmium-Laser-Enukleation der Prostata (HoLEP) und photoselektive Vaporisation der Prostata (PVP) wurden mit dem Schwerpunkt der Unabhängigkeit von Katheterisierung bei Patienten mit BPH und chronischem Harnverhalt verglichen (Jaeger CD, et al. 2015):

  Die Krankenakten von Patienten mit chronischem Harnverhalt, die sich innerhalb drei Jahren an der urologischen Abteilung der Mayo Klinik Rochester, MN, USA, einer HoLEP (n=72) oder PVP (n=31) unterzogen hatten, wurden retrospektiv analysiert. Chronischer Harnverhalt wurde als persistierendes Restharnvolumen von >300 ml oder refraktären Harnverhalt mit der Notwendigkeit zur Katheterisierung definiert.

  Das Alter der HoLEP- und PVP-Patienten betrug median 71 bzw. 70 Jahre. Von den HoLEP-Patienten waren noch 44 und von den PVP-Patienten 28 in der Lage, ihre Blase spontan zu entleeren. Zwischen diesen beiden Gruppen bestand präoperativ kein signifikanter Unterschied bezüglich des International Prostate Symptom Score (IPSS) ≙ American Urological Association Symptom Index (AUA-SI), der Qmax und des Restharnvolumens. Bei den Männern der HoLEP-Gruppe lag ein signifikant größeres medianes Prostatavolumen vor als in der PVP-Gruppe (88,5 ml vs. 49 ml; p<0,001). Urodynamische Untersuchungen bei 40 HoLEP- und 23 PVP-Patenten zeigten, dass in der HoLEP-Gruppe ein höherer Anteil Patienten als in der PVP-Gruppe eine hypoaktive oder akontraktile Blase hatte (71% vs. 59%; p=0,34).

Die Nachbeobachtungszeit betrug median 6 Monate. In der HoLEP-Gruppe waren postoperativ 71 Männer (99%) und in der PVP-Gruppe 23 Männer (74%) in der Lage, spontan die Blase mit geringem Restharn zu entleeren, so dass sie ohne Katheter auskamen. Bei den beiden Gruppen mit spontan die Blase entleerenden Männern wiesen der IPSS (3 vs. 4; p=0,06), die Qmax (23 vs. 18 ml/sek; p=0,28) und das Restharnvolumen (57 vs. 54 ml; p=1,0) keine signifikanten Unterschiede auf.

Bezüglich der aufgetretenen Komplikationen bestand zwischen beiden Verfahren kein signifikanter Unterschied (HoLEP vs. PVP: 15%:26%; p=0,27).

Sowohl HoLEP als auch PVP erwiesen sich bei Männern mit chronischem Harnverhalt als wirksame Methoden zur Verbesserung urologischer Parameter (IPSS, Qmax, Restharn).
  Mit HoLEP konnte bei 99% der Patienten trotz größerer Prostatavolumina die Obstruktion erfolgreich beseitigt werden, so dass die Männer keine weitere Katheterisierung benötigten.


Jaeger CD, Mitchell CR, Mynderse LA, Krambeck AE, 2015. Holmium laser enucleation (HoLEP) and photoselective vaporisation of the prostate (PVP) for patients with benign prostatic hyperplasia (BPH) and chronic urinary retention. BJU Int 115:295-299.

 Juni  2015

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Referat: jfs