Erhöhte Risiken für Paraplegie-/Tetraplegie-Patienten bei perkutaner Nephrolitholapaxie

  Nierensteine kommen bei Paraplegie-/Tetraplegie-Patienten (PTP) überdurchschnittlich häufig vor. Zudem besteht für diesen Patientenkreis das erhöhte Risiko für Rezidive, Hirschhorn-Steine, bilaterale Steine und Nierenfunktionsstörungen. Die Behandlung von Nierensteinen erfolgt auch bei PTP verbreitet mit perkutanen Nephrolitholapaxie (PCNL), ohne dass allerdings detaillierte Beschreibungen der assoziierten Komplikationsrate vorliegen.

  Unter Verwendung des modifizierten Clavien-Systems wurden die perioperativen Komplikationsraten bei PTP, die sich einer PCNL unterzogen haben, analysiert und mit denen bei Patienten ohne Querschnittlähmung verglichen (Danawala ZA, Singh D, 2015):

  Am Yale New Heaven Hospital, New Haven, CT, wurden von einem Chirurgen zwischen Dezember 2004 und Februar 2011 insgesamt 213 PCNL an 31 PTP und 115 Patienten ohne Querschnittlähmung durchgeführt. Die analysierten Daten umfassen demographische und klinische Faktoren sowie perioperative und verspätet eingetretene Komplikationen.

  Am Yale New Heaven Hospital, New Haven, CT, wurden von einem Chirurgen zwischen Dezember 2004 und Februar 2011 insgesamt 213 PCNL an 31 PTP und 115 Patienten ohne Querschnittlähmung durchgeführt. Die analysierten Daten umfassen demographische und klinische Faktoren sowie perioperative und verspätet eingetretene Komplikationen.

Es wurden insgesamt 56 Komplikationen bei 52 Eingriffen an PTP und 54 Komplikationen bei 161 Eingriffen an Patienten ohne Querschnittlähmung registriert. In der PTP-Gruppe trat bei 29 Eingriffen zumindest eine Komplikation irgendeines Grades auf. Ohne Querschnittlähmung waren es entsprechend 45 Eingriffe.

Die Komplikationsrate des Gesamteingriffs war für die meisten Clavien-Grade in der PTP-Gruppe signifikant höher als in der Gruppe ohne Querschnittlähmung: Grad 1 (42,3% vs. 15,5%; p<0,001), Grad 2 (25,0% vs. 6,8%; p<0,001), Grad 3b (15,4% vs. 3,1%; p=0,004), Grad 4a (3,8% vs. 0%) und Grad 4b (5,8% vs. 1,9%; p=0,16).

Die Analyse der Komplikationsraten entsprechend der Clavien-Grade beim Ersteingriff ergab zumeist ebenfalls deutlich höhere prozentuale Anteile bei den PTP gegenüber den Steinpatienten ohne Querschnittlähmung: Grad 1 (48,4% vs. 20,2%; p<0,002), Grad 2 (22,6% versus 5,3%; p<0,004), Grad 3b (12,9% versus 2,6%; p=0,038), Grad 4a (6,5% versus 0%) und Grad 4b (9,7% vs. 1,8%; p=0,066).

In der multivariaten Analyse mit Korrekturen für Alter, Zahl der Kelche, Steingröße, primäre Steinzusammensetzung und Komorbiditäten war die Wahrscheinlichkeit, Komplikationen höheren und niederen Grades zu erleiden, für PTP gegenüber Patienten ohne Querschnittlähmung nahezu verdreifacht.

Bei Paraplegie-/Tetraplegie-Patienten sind die Komplikationsraten bei perkutaner Nephrolitholapaxie signifikant höher als bei Patienten ohne Querschnittlähmung.
  Aktuell wurde erstmals ein standardisiertes Berichtssystem für PCNL-Komplikationen zur Abgrenzung einer Hochrisiko-Population gegenüber einer Kontrollgruppe angewandt.


Danawala ZA, Singh D, 2015. Paraplegia-quadriplegia independently increases all percutaneous nephrolithotomy complications: a comparative study using the modified Clavien system. Urology 85:1007-1014.

 Dezember  2015

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Referat: jfs