Nephrolithiasis:  Was zeichnet Bildner reiner Harnsäuresteine aus?

  Bei nicht obstruierenden Harnsäure-Konkrementen kann die Chemolyse in mehr als 70% der Fälle erfolgreich sein. Allerdings basiert der Entschluss, versuchsweise mittels Chemolitholyse anstatt mit endoskopischer Steinentfernung vorzugehen, häufig auf einer indirekten Vorhersage der Steinzusammensetzung. Das ist insofern von Belang, als das metabolische Syndrom gemeinsamer Risikofaktor eines erhöhten Anästhesie-Risikos und der Harnsäure-Steinbildung ist.

  Es sollten anhand der 24-h-Urinanalyse Risikofaktoren — sofern vorhanden — analysiert werden, die Steinpatienten dazu prädestinieren, Steine mit einer großen Harnsäurekomponente bzw. reine Harnsäuresteine zu bilden (Reichard C, et al. 2015):

  Für die Analyse wurden aus der Nephrolithiasis-Datenbank der Cleveland Clinic, Cleveland, OH, Patienten mit Harnsäure-Anteilen in ihren Steinen identifiziert, bei denen zugleich aus dreimonatiger Nähe zur Steinanalyse ein 24-h-Risikokoprofil vorlag.

  Die Analyse wurde anhand der Daten von 308 Steinpatienten (65% männlich, mittleres Alter: 57 ± 12 Jahre) durchgeführt. In 91 Fällen lagen reine Harnsäuresteine vor. Harnsäurekomponenten von 60–90%, 30–50% und 10–20% waren bei 55, 12 bzw. 150 Patienten analysiert worden. Bei den nicht reinen Harnsäuresteinen war Kalziumoxalat die häufigste sekundäre Komponente.

Der mittlere pH-Wert des Urins betrug bei Patienten mit reinen Harnsäuresteinen 5,62 ± 0,62 und 5,63 ± 0,72 bei denen mit 60 bis 90% Harnsäureanteil. Er war damit jeweils signifikant niedriger als bei Patienten, deren Steine nur zu 10 bis 20% aus Harnsäure bestanden (5,89 ± 0,79). Lagen reine Harnsäuresteine oder solche mit hohem Harnsäureanteil vor, waren deutlich höhere Serum-Harnsäurespiegel bestimmt worden als bei Steinem mit geringer Harnsäurekomponente. Keine signifikanten Unterschiede bestanden hingegen bezüglich der mittleren Harnsäurespiegel im Urin, des Geschlechts, des Harnvolumens, sowie der Na+-, Ca2+-, Oxalat- und Citratspiegel.

Patienten mit reinen Harnsäuresteinen waren älter, schwergewichtiger und hatten einen höheren Serum-Harnsäurespiegel sowie einen niedrigeren Harn-pH-Wert als die Patienten mit einer gemischten Steinzusammensetzung.
  Ob allerdings allein anhand metabolischer und demographischer Daten die prozentuale Zusammensetzung von Harnsäuresteinen vorhergesagt werden kann, bleibt unklar.


Reichard C, Gill BC, Sarkissian C, et al. 2015. 100% uric acid stone formers: what makes them different? Urology 85:296-298.


 April 2015

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Referat: jfs