Kann Nykturie auch der Hinweis auf eine undiagnostizierte schlafbezogene Atemstörung sein?

  Nykturie wird auch mit nicht urologischen, der Schlafmedizin zugehörenden Ursachen in Verbindung gebracht. Schlafbezogene Atemstörungen umfassen eine Gruppe chronischer Erkrankungen, bei denen es im Schlaf zu Atempausen oder zu einer relevanten Verschlechterung der Atmung kommt.

  Inwieweit diese Schlafkrankheiten mit Nykturie und/oder Blasenentleerungssymptomen in Zusammenhang stehen wurde untersucht (Rai A, et al. 2015):

  In der Querschnittsstudie wurden bei Patienten einer urologischen Veteranenklinik (Boston) Blasenentleerungssymptome und Schlafqualität bewertet. Zur Erfassung dienten der 8-Punkte-Fragebogen des International Prostate Symptom Score (IPSS), der eng mit Nykturie korreliert, und der 10-Punkte-Schlaffragebogen (Berlin-Fragebogen).

  Die Auswertung von 618 in die Analyse einbezogenen Fragebögen ergaben in 403 Fällen (65%) einen Nykturie Score 2 und bei 302 Patienten ein positives Ergebnis im Berlin-Fragebogen. Von den Patienten mit einem Nykturie Score 2 hatten 221 (55%) auch eine zugrunde liegende Schlafstörung (positiver Berlin Score).

Patienten deren Ergebnis des Berlin-Fragebogens positiv auf obstruktive Schlafapnoe hinweist, waren gegenüber denen mit negativem Ergebnis signifikant jünger (66,2 vs. 69,7 Jahre), hatten einen höheren Body Mass Index (BMI, 31,5 vs. 27,0 kg/m2) und hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit Hypertonie, Diabetes mellitus oder einen höheren Gesamt-IPSS Score (14,4 vs. 10,7). Letzteres beruhte auf allen IPSS-Komponenten: Restharngefühl (1,87 vs. 1,54), häufiger Harndrang (2,84 vs. 2,03), Harnstottern (1,87 vs. 1,54), Drangsymptomatik (2,26 vs. 1,42), Häufigkeit nächtlicher Miktionen (2,38 vs. 2,04), schwacher Strahl (1,91 vs. 1,47), Pressen (1,08 vs. 0,75) und Leidensdruck (3,36 vs. 2,38).

Der BMI, Hypertonie, häufige Miktion und Nykturie waren in der multivariablen Analyse unabhängige Prädiktoren eines positiven Berlin Score. Die diesbezüglichen Cutoff Scores für Miktionshäufigkeit und Nykturie waren 3 bzw. 2. Umgekehrt war ein positiver Berlin Score signifikanter, unabhängiger Prädiktor für Nykturie.

Nykturie und andere Blasenentleerungssymptome wie erhöhte Miktionsfrequenz sind Prädiktoren eines positiven Berlin-Fragebogen­ergebnisses und vice versa.
  Die Anwendung des Berlin-Fragebogens in der urologischen Praxis insbesondere bei Patienten mit therapierefraktären Blasenentleerungssymptomen wird befürwortet.


Rai A, Nimeh T, Sood A, et al. 2015. Could nocturia be an indicator of an undiagnosed sleep disorder in male veterans? Urology 85:641-647.


 April 2015

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Referat: jfs